Nicht von ungefähr hat der Moskauer Regierungschef sein ganzes politisches und persönliches Gewicht in das Nord-Stream-Projekt geworfen. Nach der am Freitag übermittelten Genehmigung durch das südfinnische Umweltamt können nun vom Frühjahr an die Röhren für das gigantische Bauprojekt verlegt werden, mit dem Moskau seine Position als unentbehrlicher Energielieferant für Deutschland und ganz Europa zementieren will.
«Die Nord-Stream-Leitung wird die Energiesicherheit für die Abnehmerländer massiv verbessern», sagte
Putin bei einem ansonsten wenig beachteten Ostsee-Umwelttreffen in Helsinki. Nach übereinstimmender Meinung Moskauer Medien war der russische Regierungschef überhaupt nur gekommen, um die letzte noch ausstehende Umweltgenehmigung aus den von Nord Stream betroffenen fünf Ländern (Dänemark, Schweden, Deutschland, Finnland und Russland) zu besorgen.
Postwendend war sie da, und die Erleichterung in der Zentrale des Nord-Stream-Konsortiums im schweizerischen Zug groß. «Wir legen im April sowohl an Land wie auch in der Ostsee an mehreren Plätzen zugleich los», kündigte ein Sprecher am Freitag an. Für den Gazprom- Konzern, künftig Lieferant des Erdgases durch die Pipeline und Haupteigner des Baukonsortiums, geht es um viel. 7,4 Milliarden Euro Kosten sind für den Bau veranschlagt, dessen Fertigstellung nach Verzögerungen beim Genehmigungsprozess nun für Ende 2011 angepeilt wird.
Um Misstrauen gegen das riesige russische Projekt aus anderen Ostseeländern auszuräumen, mobilisierten Gazprom und Putin Ex- Bundeskanzler Gerhard Schröder als «Chef-Lobbyist». Er führt den Verwaltungsrat des Nord-Stream-Konsortiums, bei dem neben Gazprom auch E.ON, BASF/Wintershall und aus den Niederlanden Gasunie beteiligt sind. In Finnland heuerte Ex-Regierungschef Paavo Lipponen als Berater an.
Massiven Widerstand gab es zunächst von den direkten Nachbarn Russlands im Baltikum und Polen: Moskau verschaffe sich mit dieser Leitung durch die Ostsee eine gefährliche neue Machtposition dank seines Energiereichtums. Ähnlich wurde auch in Schweden argumentiert, wo unter anderem das Militär erklärte, durch die Leitung mit entsprechendem Schutzbedarf würde sich Moskaus militärische Präsenz in der Ostsee massiv verstärken.
In Deutschland meinen Kritiker, dass die Abhängigkeit von russischem Gas (derzeit 37 Prozent der Einfuhren) durch Nord Stream zu groß werde. Mobil machten und machen aber auch Umweltschützer. In Stralsund haben die Umweltverbände
WWF und
BUND diese Woche Klage gegen die Baugenehmigung durch das Landesbergamt Mecklenburg- Vorpommern eingebracht. «Es reicht einfach nicht, was Nord Stream als Ausgleich für die Belastungen durch den Pipeline-Bau leisten muss», meinte WWF-Sprecher Jochen Lamp. Dass die Klage den Bau insgesamt aufhalten kann, glaubt er nicht. (dpa)