Nach dem Index, der vom International Food Policy Research Institute in Washington (IFPRI) herausgegeben wird, ist der Hunger in Ländern mit einer bedeutenden Biokraftstoffproduktion wie Brasilien stark zurückgegangen – von 1990 bis 2009 um 52,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der hungernden Menschen in Ländern mit besten Voraussetzungen zur Herstellung von Nahrungsmitteln wie dem Kongo oder Simbabwe. „Einmal mehr zeigt sich:
Biokraftstoffe sind nicht die Ursache des Hungerproblems. Sie können vielmehr ein Teil der Lösung sein, wenn die lokale Landwirtschaft gefördert wird“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Was die Menschen bräuchten, seien sichere politische Rahmenbedingungen, um Landwirtschaft betreiben zu können. „Wer noch immer Biokraftstoffe für Unterernährung verantwortlich macht, versteht die Zusammenhänge nicht, gibt sich mit Scheinerklärungen zufrieden und schadet damit am meisten den Menschen, denen geholfen werden muss: den Hungernden“, sagte Baumann.
In Malaysia hungern 58 Prozent weniger Menschen als noch vor 20 Jahren. Dort wird Palmöl produziert, das zur Produktion von Biodiesel verwendet werden kann. Nach den Daten des Welthungerindex, der auf der Homepage der
Welthungerhilfe veröffentlicht ist, gibt es hier nur noch wenig Hunger. Anders ist die Situation zum Beispiel in Nigeria: Das Land mit den größten Erdölvorkommen in Afrika hat ein ernstes Hungerproblem, obwohl die Erdölindustrie dort seit Jahren große Einnahmen aus der Ölförderung erzielt. Offensichtlich besteht das Problem also in der Unfähigkeit von Regierungen, ihre Bevölkerung an den Einnahmen teilhaben zu lassen. Sie schaffen keine Anreize, damit mehr Nahrungsmittel angebaut werden.
„Wer Biokraftstoffe verhindern will, weil sie angeblich nicht nachhaltig produziert werden und vermeintlich Hunger verursachen, sollte besser noch einmal nachdenken: Der Welthungerindex zeigt, dass das Risiko für Hunger in Ölförderländern größer sein kann als in Staaten, die Biokraftstoffe produzieren“, sagte Baumann. (vdb)