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21.09.2010 | 14:30 | Agrartechnik 

VDMA Landtechnik: Industrie setzt auf Nachhaltigkeit - Elektronik und IT als Schlüssel für Effizienz und Ressourcenschonung

Frankfurt am Main - „Nachhaltigkeit, verstanden als ganzheitliche ökonomische, ökologische und soziale Aufgabe, ist die Voraussetzung für zukunftsfähiges Wirtschaften, nicht nur in Landwirtschaft und Landtechnik.“

Landtechnik
Dies sagte Dr. Bernd Scherer, Geschäftsführer des VDMA Landtechnik in seiner Begrüßungsansprache anlässlich der VDMA-Mitgliedertagung am 10. September 2010 in Essen. Unter dem Motto „Nachhaltigkeit - Potentiale erkennen, Chancen nutzen“ diskutierte die Industrie über zukunftsträchtige Lösungen für das Agribusiness.

Mit den Professoren Stefan Tangermann, Folkhard Isermeyer sowie Jürgen Rimpau konnten drei renommierte Fachleute gewonnen werden, die dem oftmals überstrapazierten Modewort ‚Nachhaltigkeit’ mit fundierten Referaten Substanz verliehen.


Informationstechnologie als Voraussetzung für nachhaltige Techniklösungen

„Nachhaltiges Denken und Handeln sind seit jeher in der Landwirtschaft tief verwurzelt“, sagte Professor Jürgen Rimpau, Mitglied des von der Bundesregierung eingesetzten Rates für nachhaltige Entwicklung. „Denn Landwirte sehen sich zuallererst nicht als Betriebseigentümer, sondern als Sachwalter künftiger Generationen.“ Urbanisierung, Bevölkerungswachstum und Wasserknappheit - als die großen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte - ließen sich nur dann bewältigen, wenn ihre ökologische, ökonomische und soziale Dimension gleichermaßen berücksichtigt werde.

Als zentrale Größe für eine nachhaltige Landwirtschaft steht für Professor Rimpau die Innovationsfähigkeit der Landtechnikindustrie. In den vergangenen 100 Jahren hätten sich die Ernteerträge durch Mechanisierung und Technisierung vervierfacht. Fortschritte in der Bewässerungstechnik machten in den letzten 20 Jahren Effizienzgewinne um 70 Prozent möglich.

„Die große Reserve für noch mehr Effizienz und Ressourcenschonung liegt ganz klar in der Elektronik und Informationstechnologie“, betonte Rimpau. Intensive, unternehmensübergreifende Kooperationen, wie etwa die vom VDMA und der Landtechnikindustrie forcierte Agricultural Industry Electronics Foundation (AEF) seien daher in höchstem Maße begrüßenswert.


Globaltrend Bioenergie - anziehende Erzeugerpreise

Von einem „veritablen Globaltrend“ sprach der angesehene Agrarökonom und ehemalige OECD-Direktor für Handel und Landwirtschaft Professor Stefan Tangermann mit Blick auf die Bioenergiemärkte. Denn fast 70 Prozent aller Erneuerbaren Energien seien schon heute biologischer Herkunft, wobei Treibstoffe für die Energiepflanzenproduktion die entscheidende Rolle spielten.

„Bei den Rohstoffen muss allerdings klar zwischen Amerika und Europa unterschieden werden“, so Professor Tangermann. „Während in Brasilien und in den USA die Ethanolproduktion aus Zuckerrohr bzw. Mais dominiert, können wir uns berechtigterweise als ‚Biodiesel-Weltmeister’ bezeichnen.“ Das Potential für die Landwirtschaft ist also enorm; so sei bis 2019 damit zu rechnen, dass ein Drittel des weltweit erzeugten Zuckerrohrs in die Ethanolproduktion gehe und ein Sechstel der Pflanzenölerzeugung für die Herstellung von Biodiesel aufgewendet werde. Allerdings sei zu beachten, dass sich die Bioenergiemärkte in einem komplexen Wirkungsgeflecht aus Agrar-, Energie- und Klimapolitik bewegten.

Insgesamt könne man in der Langfristperspektive jedoch mit deutlich steigenden Erzeugerpreisen rechnen. „Es scheint so, als ob sich der einstige Trend sinkender Agrarpreise umgekehrt habe. Das ist eine wirkliche Niveauverschiebung nach oben“, so Tangermann.


Innovation und Wachstum durch Marktorientierung gestalten

„Agrarpolitische Mittel zielgerichtet einsetzen“, lautete das Credo von Professor Folkhard Isermeyer, Präsident des Johann Heinrich von Thünen-Instituts. Agrarpolitik sollte nicht länger als Schutz- und Verteilungspolitik konzipiert werden, sondern als gestalterische Politik für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Entkoppelte Direktzahlungen, die praktisch allen Agrarflächen zugute kommen, seien deshalb nicht mehr zeitgemäß. Momentan werden seitens der EU 40 Milliarden Euro jährlich an Betriebsprämien ausgeschüttet. „Wenn die Direktzahlungen schrittweise reduziert werden, ist ein großflächiges Brachfallen von Agrarflächen nicht zu erwarten, und für die Problemregionen stehen spezielle Unterstützungsprogramme in der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik bereit“, erklärte der prominente Agrarexperte. (vdma)
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