Viele BDM-Milcherzeuger hatten schon am vergangenen Wochenende in Berlin an der Demonstration „Wir haben es satt“ für eine Veränderung der
Agrarpolitik teilgenommen.
Noch unter dem Eindruck der Solidarität zwischen gesellschaftlichen Organisationen und Bauern, die am Wochenende davor zu sehen und zu hören war, wurde auch bei diesem Symposium die Notwendigkeit bestätigt, für eine Veränderung der bisherigen Agrarpolitik intensiv an diesem gesellschaftlichen Bündnis zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft weiterzuarbeiten. Betont wurde auch, dass man dafür nicht die eigene Identität aufgeben müsse. Das heißt, für dieses Bündnis müssen die Partner nicht zwingend in allen Punkten inhaltlich übereinstimmen, um konstruktiv miteinander arbeiten zu können. Reinhild Benning, Agrarreferentin des
BUND, und Lutz Ribbe, Direktor von Euronatur und Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses EWSA, gelang es, einige Übereinstimmungen aufzuzeigen. Beide begrüßten die Tatsache, dass sich Umweltverbände und landwirtschaftliche Verbände nicht länger durch lang gepflegte Feindbilder auseinanderdividieren ließen. Diese Feindbilder seien der Grund, warum man viel zu lange nicht an einem gemeinsamen Strick gezogen habe, so das Fazit auch vieler Symposiumsteilnehmer.
In der Diskussion zeigte sich ebenfalls, wie wichtig es ist, den begonnenen Dialog weiterzuführen, um die Standpunkte der Landwirte differenziert in die gemeinsame Arbeit einfließen zu lassen. So konnte das ebenfalls sorgfältig gepflegte Missverständnis ausgeräumt werden, dass das Ziel, eine bäuerliche Landwirtschaft erhalten zu wollen, einfach gleichzusetzen wäre mit der Rückkehr zu alten kleinbetrieblichen Strukturen. Mehr als um die Größe gehe es um die Besitzverhältnisse (Landwirt oder agrarfremder Investor), das Verhältnis von Bodenfläche und Tier sowie den Arbeitskraftaufwand und generationenübergreifendes Denken und Wirtschaften.
Sehr interessiert verfolgten die Besucher des Symposiums auch den Ausführungen des US-Farmers Troy Roush und des Mitarbeiters des Zentrums für Nahrungsmittelsicherheit in Washington D.C. Bill Freese über die Erfahrungen mit gentechnisch veränderten Pflanzen in ihrem Land. Obwohl das so genannte „Roundup-Saatgut“ von
Monsanto mehr Erträge und weniger Pestizide versprochen habe, gebe es mittlerweile das Problem, dass viele Unkräuter eine Resistenz gegen
Herbizide entwickelt hätten. Für die Konzerne sei dies kein Problem: Man entwickle neue, noch wirksamere Herbizide, die wiederum teuer gekauft werden müssen. Nicht weniger, sondern mehr Herbizide kämen so zum Einsatz. Diese schädigen laut Roush durch eine hohe Verflüchtigung in der Atmosphäre auch Nachbarkulturen in größerer Entfernung.
Wie sehr es den Konzernen um ihren Profit ginge, zeigten aber auch Hunderte Prozesse mit immensen Schadensersatzforderungen gegen Landwirte, die eigenes Saatgut anbauen, so Freese.
In seinem Abschlussresümee bekräftigte BDM-Vorstandsvorsitzender Romuald Schaber schließlich noch einmal, dass man sich weiter intensiv auf politischer Ebene einbringen wolle, um eine Veränderung der Agrarpolitik im Sinne der Milcherzeuger zu erreichen. Er forderte die BDM-Mitglieder auf, sich dabei weiter wie bisher einzubringen.
Die Gesellschaft interessiere sich immer mehr für die Agrarpolitik als gesellschaftliches Thema. Das sollten die Milcherzeuger als Chance begreifen, die starre Haltung der Politik, die gerne am Status quo festhalten würde, in Bewegung zu bringen. (bdm)