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17.09.2017 | 14:12 | Sojabohnenproduktion 

Bärische Prognose für Sojabohnen

Washington - Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat seine Voraussage für die Sojabohnenproduktion 2017/18 im eigenen Land angehoben.

Sojabohnenproduktion
Washingtoner Experten heben Ernteerwartung für das eigene Land auf fast 121 Millionen Tonnen an - US-Ausfuhr von Bohnen 2017/18 rekordverdächtig - Wechselkursbedingte Wettbewerbsvorteile gegenüber brasilianischer Konkurrenz - Globales Bohnenaufkommen soll in der laufenden Saison aber zurückgehen - EU-Importbedarf auf 14,5 Millionen Tonnen veranschlagt - Versorgungslage weltweit insgesamt üppig (c) Junior Gobira - fotolia.com
.So korrigierten dieWashingtoner Fachleute in ihrem am Dienstag (12.9.) vorgelegten Bericht die betreffende Prognose ertragsbedingt um 1,4 Mio. t auf jetzt 120,6 Mio. t nach oben; mit diesem Rekord würde das Niveau von 2016 um 3,4 Mio. t übertroffen. In der Folge wird erwartet, dass die Lagerbestände an Sojabohnen in den USA bis Ende August 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um 3,5 Mio. t auf 12,9 Mio. t aufgestockt werden. Das wären 7,3 Mio. t mehr als der Durchschnitt der vergangenen vier Jahre.

Außerdem wurde die Vorhersage für die Sojabohnenexporte in dem in den USA Anfang September angelaufenen Vermarktungsjahr 2017/18 um 700.000 t auf die Rekordmenge von 61,2 Mio. t heraufgesetzt; 2016/17 lieferten die Vereinigten Staaten schätzungsweise 59,1 Mio. t an Sojabohnen ins Ausland.

Die Fachleute begründen ihren Optimismus mit den niedrigen Weltmarktpreisen, die die Nachfrage ankurbeln dürften, und dem voraussichtlich umfangreichen Angebot am Binnenmarkt. Bereits von Mai bis August dieses Jahres wurden US-Bohnenausfuhren verzeichnet, die deutlich über dem langfristigen Durchschnitt lagen. Diese Exporte erreichten laut USDA sogar das hohe Niveau der Vorjahresperiode, obwohl das Angebot der brasilianischen Konkurrenz in diesem Jahr größer war.

Das Agrarressort begründet den Erfolg am Weltmarkt auch mit dem starken brasilianischen Real. Deshalb seien US-Bohnen aktuell am Weltmarkt wettbewerbsfähiger, woran sich auch nach der anstehenden Ernte nichts ändern dürfte.

Weniger Bohnen in Brasilien

Mit Blick auf die globale Bohnenernte 2017/18 erwartet das USDA allerdings trotz des höheren Aufkommens im eigenen Land im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 3 Mio. t auf 348,4 Mio. t. Dabei wird für Brasilien, den zweitgrößten Sojaerzeuger nach den USA, ein spürbares Minus von 7 Mio. t auf 107 Mio. t Bohnen prognostiziert. Für Argentinien, die Nummer drei auf der Weltrangliste der Sojabohnenproduzenten, rechnet das USDA jetzt für 2018 mit einer Ernte von 57 Mio. t Sojabohnen; das wären 800.000 t weniger als die diesjährige Menge.

Eine niedrigere Ernte als 2017 erwartet das US-Ministerium auch für Paraguay: Der viertgrößte Exporteur von Sojabohnen soll in der aktuellen Saison 9,4 Mio. t erzeugen, nach 10,7 Mio. t in diesem Frühjahr.

Chinas Nachfrage soll steigen

Trotz der voraussichtlich rückläufigen weltweiten Bohnenproduktion dürfte sich der internationale Handel mit dem Proteinträger nach Einschätzung derWashingtoner Experten intensivieren. So werden die globalen Exporte 2017/18 nun bei 151,4 Mio. t gesehen; das wäre gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 5,1 Mio. t. Im Einzelnen sollen die brasilianischen und argentinischen Ausfuhren an Bohnen um jeweils 1,5 Mio. t auf 64 Mio. t beziehungsweise 8 Mio. t steigen.

Mit Blick auf die weltweiten Sojabohnenimporte prognostizieren die Washingtoner Experten für das Vermarktungsjahr 2017/18 einen Anstieg um 6 Mio t auf 148,9 Mio. t. Die Hälfte dieses Zuwachses soll auf China entfallen, den mit Abstand größten Einkäufer am Weltmarkt. Damit würde das „Reich der Mitte“ 95 Mio t an Sojabohnen einführen. Die Experten begründen diese Einschätzung unter anderem mit dem dort voraussichtlich steigenden Bedarf an Eiweißfuttermitteln.

Abstockung der EU-Rapsöllager

Die Importvoraussage für die Europäische Union für 2017/18 wurde unterdessen etwas zurückgenommen, und zwar um 100.000 t Sojabohnen auf 14,5 Mio. t. Jedoch würde damit die Einfuhrmenge von 2016/17 noch um 1 Mio. t übertroffen.

Mit Blick auf die EU-Importe an Sojaschrot beließen die Washingtoner Markexperten ihre Prognose für 2017/18 dagegen unverändert bei 19,5 Mio. t. Das wäre ein moderater Anstieg im Vergleich zu 2016/17, als die Gemeinschaft nach Schätzung der Fachleute rund 19 Mio. t Sojaschrot einführte. Allerdings wurde die Prognose für die Bohnenverarbeitung in der EU um 100.000 t auf 15,1 Mio. t zurückgenommen; dies wären aber noch 700.000 t mehr als im Vorjahr. Die Entscheidung der EU-Kommission, den Importzoll für argentinischen Biodiesel ab Ende September drastisch zu senken, spiegelt sich in dem aktuellen USDABericht noch nicht wider:

Die Prognose für die Rapsölbestände der EU Ende 2017/18 wurde sogar um 11.000 t auf 411.000 t gesenkt; angesichts der voraussichtlich wieder stark zunehmenden EU-Einfuhren an argentinischem Biodiesel als Folge des Zollabbaus dürfte aber eher mit einer deutlichen Aufstockung der Rapsölbestände in der EU zu rechnen sein, weil der Biodiesel in der Gemeinschaft vorwiegend aus Rapsöl erzeugt wird.

US-Verbrauch könnte 40 Tage gedeckt werden

Die globale Versorgungssituation mit Sojabohnen stellt sich mit Blick auf 2017/18 nach den Zahlen des USDA fast so üppig dar wie 2016/17. Mit der erwarteten Ernte ergäbe sich - ausgehend von der derzeitigen Verbrauchsvorhersage von 344,3 Mio. t - ein Überschuss von 4,1 Mio. t, nach 21,7 Mio. t im Vorjahr. Mit dem erwarteten globalen Rekordendbestand von 97,5 Mio. t Bohnen könnte der voraussichtliche Verbrauch 103 Tage gedeckt werden; das wären nur etwa drei Tage weniger als im Vorjahr; im Durchschnitt der Vermarktungsjahre 2013/14 bis 2016/17 waren es zehn Tage weniger.

Deutlich reichlicher als bisher stellt sich indes die Versorgungslage in den Vereinigten Staaten dar. Die für das eigene Land vom USDA vorausgesagten Sojabohnenendbestände von 12,9 Mio. t würden etwa 40 Tage ausreichen, um dort den Inlandsverbrauch und den Bedarf für den Export zu decken; das wäre zwar in etwa genauso lange wie im Rahmen der August-Prognosen erwartet, aber zehn Tage mehr als im Vorjahresvergleich.

Bohnenfutures nur vorübergehend leichter

Im Einklang mit der bärischen Prognose für die Erzeugung im eigenen Land setzte das USDA seine Voraussage für den mittleren Erzeugerpreis für das im September gestartete Vermarktungsjahr 2017/18 herab, und zwar um 0,10 $/bu (3,10 Euro/t) auf 9,20 $/bu (282 Euro/t). Die betreffende Schätzung für 2016/17 beläuft sich auf 9,50 $/bu (291 Euro/t).

An der Chicagoer Terminbörse reagierten die Marktakteure zunächst mit dem Verkauf von Bohnenfutures. So gab der Kurs des betreffenden Juli-Kontraktes am Dienstag (12.9.) - am Tag der Veröffentlichung des Berichtes - vorübergehend auf bis zu 9,38 $/t (287 Euro/t) nach. Bis zum Donnerstag gegen 2.50 Uhr Ortszeit konnte der Kontrakt aber wieder auf 9,64 $/bu (295 Euro/t) zulegen, was gegenüber dem Eröffnungskurs vom Dienstag sogar ein Plus von 0,3 % bedeutete. Für Unterstützung sorgten Börsenmaklern zufolge die lebhaften Bohnenexporte aus den USA.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8335 Euro
 
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