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06.08.2021 | 13:06 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Blühmischungen bergen Gefahren: Kleeseide entdeckt!

Karlsruhe - „Leider wissen wir nicht immer was wir uns durch Blühmischungen auf die Flächen schleppen - Kleeseide (Cuscuta epithymum) blüht im Zeitraum Juli bis September und ist jetzt besonders gut erkennbar,“ informiert H. Rauleder - Arten-Experte vom LTZ Augustenberg - und rät in diesem Zusammenhang zu entsprechenden Feldkontrollen.

Kleeseide
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Kleeseide (Cuscuta epithymum) (c) H. Rauleder LTZ Augustenberg
„Cuscuta ist eine parasitisch lebende Samenpflanze. Die Samen sind über 15 Jahre im Boden lebensfähig,“ so H. Rauleder weiter. „Als optimale Wirtspflanzen werden verschiedene Kleearten, wie z.B. Rotklee oder auch Alexandrinerklee eingestuft,“ weiß der Augustenberger Fachmann über die Kleeseide die er vor kurzem bei einem Felderrundgang in einer Blühmischungsfläche entdeckt hat.

Der Befall beginnt nesterweise und kann sich rasch über größere Flächen ausbreiten. In wüchsigen Beständen werden die Pflanzen der Kleeseide anfangs leicht übersehen. Momentan bilden sich dicht am Stängel unscheinbare Blüten, richtige Blätter haben die Schmarotzerpflanzen keine, erläutert der Augustenberger Berater, „sie sehen eher aus wie Schuppen.“

Die gelb- bis rötlichen Stängel der Kleeseide sind derzeit prima erkennbar, auch das Umschlingen der Kleeseidefäden von Wirtspflanzen ist momentan sehr gut zu erkennen. „Das geschieht bis die Wirte komplett eingesponnen sind,“ und dann wird es aus Sicht von H. Rauleder immer schwieriger die einzelnen Merkmale der Problempflanze zu erkennen.

„Die Möglichkeiten einer direkten Bekämpfung von Kleeseide sind sehr begrenzt,“ weiß H. Rauleder. „Herbizide zur selektiven Bekämpfung sind derzeit auch nicht verfügbar,“ ergänzt J. Zachmann, Pflanzenschutzexperte vom LTZ Augustenberg.

Was bleibt also: „Im konventionellen Ackerbau kann in diesem Jahr bei größeren Befallsnestern punktuell noch ein Totalherbizid eingesetzt werden,“ erinnert J. Zachmann - hierdurch wird das Risiko der weiteren Verschleppung von Samen deutlich verringert. „Eine weitere Möglichkeit zur Beseitigung der Kleeseide besteht durch eine mechanisch/thermische Zerstörung,“ vollendet H. Rauleder.

Besonders wichtig ist das Wissen, dass die Verschleppung dieser Schmarotzerpflanze primär über entsprechend vorbelastetes Saatgut, Maschinen und Geräte erfolgt. Auch Wirtschaftsdünger der von entsprechend mit Samen belastetem Futter stammt, kann die weitere Verbreitung von Kleeseide begünstigen.

Zusammenfassend hier die gemeinsamen, praxisgerechten, aktuellen und vorbeugenden Maßnahmenempfehlungen der beiden LTZler vom Augustenberg zur nachhaltigen Verhinderung einer weiteren Verschleppung:
  • jetzt unbedingt vorbeugende Bestandeskontrollen durchführen
  • bei kleinen Befallsnestern den gesamten Aufwuchs entfernen und ohne weitere zeitliche Verzögerung verbrennen um bereits vorhandene Samen abzutöten
  • bei großflächigem Befall muss in der Regel der Kulturpflanzenbestand im Bereich der Befallsnester großzügig entfernt werden, um nachfolgend die abgetrocknete Gesamtmasse komplett zu verbrennen
  • bei der Beseitigung der Kleeseide muss sehr sorgfältig vorgegangen werden
  • anhaftende Samen können über Geräte oder die Kleidung in noch nicht befallene Kulturbestände eingebracht werden
  • nach der Bodenbearbeitung müssen Traktor und Geräte zur Vermeidung von Samenverschleppung sorgfältig gereinigt werden
  • momentan befallsfreie Felder die in der Nähe der diesjährigen Befallsflächen liegen müssen im kommenden Jahr intensiv – und über die gesamte Vegetationsperiode hinweg - auf Kleeseide-Besatz kontrolliert werden
  • zur neuen Saison ausschließlich zertifiziertes Saatgut aussäen
  • der Anbau von Klee- und Luzerne muss auf Befallsflächen langjährig ausgesetzt werden
  • da die Kartoffel ebenfalls eine Wirtspflanze der Seiden ist muss auf den Anbau von Kartoffeln auf diesjährigen Befallsflächen zumindest im kommenden Anbaujahr verzichtet werden.
(Informationen des LTZ Augustenberg vom 04.08.2021)
LTZ Augustenberg
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