Die Auswahl und Anzahl der in einer Region angebauten Sorte entscheidet mit über das Ertragsniveau, den Faktoreinsatz an Betriebsmitteln, die agronomischen und verarbeitungstechnologischen Qualitäten oder auch die Höhe der Kosten für die Logistik vor allem im Erfassungshandel. Um hier die Verhältnisse zu optimieren führt die Fördergemeinschaft
Braugerste unter Regie ihres technischen Ausschusses und eingebunden in das Berliner Programm der bundesweit agierenden Braugersten-Gemeinschaft umfangreiche Anbau- sowie Vermälzungs- und Brauversuche mit neu zugelassenen Braugerstensorten im großtechnischem Maßstab durch.
In diesem Jahr stehen mit jeweils 20 ha auf dem Hunsrück und in Rheinhessen/Pfalz die Sorten Jennifer und Streif im Vergleich zur Marthe im Anbau. In einer Besichtigungsfahrt haben sich die Mitglieder des technischen Ausschusses der Fördergemeinschaft Braugerste jetzt einen umfassenden Eindruck vom Stand der einzelnen Sorten in den verschiedenen Regionen verschafft. Besonderes Augenmerk wurde dabei von den Brauern, den Mälzern, dem Vertreter des Versuchswesens und den Landwirten auf die Entwicklung und Homogenität der Bestände, die Bestandsdichte und Ausbildung der Ähren sowie die Gesundheit gelegt. Zusammen mit den Ergebnissen der Landessortenversuche werden diese Eindrücke sowie die Eiweißgehalte und Sortierungen aus dem Probeanbau mit in die agronomische Bewertung der Sorten einfließen. Für die beteiligten Landwirte bietet der Probeanbau zudem die Möglichkeit erste Erfahrungen mit der Bestandsführung neuer Braugerstensorten zu gewinnen.
Die etwa 200 Tonnen Erntegut je Sorte werden in einer Mälzerei zu Malz verarbeitet und in drei Brauereien im halb- und großtechnischem Maßstab zu Bier gebraut. Die hier gewonnenen Erkenntnisse ergänzen die agronomischen Daten und führen in ihrer Gesamtheit zu einer Bewertung der neuen Sorten im Vergleich zur Marthe. Diese Bewertung durch den Technischen Ausschuss der Fördergemeinschaft Braugerste Rheinland-Pfalz e.V. fließt mit in die Verarbeitungsempfehlung des Sortengremiums des Berliner Programms der Braugersten-Gemeinschaft, in dem Rheinland-Pfalz vertreten ist, ein. Darüber hinaus ist sie Grundlage für die Empfehlung des TA an das Sortengremium Rheinland-Pfalz zur Aufnahme einer neuen Sorte in die Vermehrung und Anbauempfehlung für deren Umsetzung auch die VO-Firmen und Handelshäuser eine gewisse Verantwortung tragen.
Den hohen Stellenwert der Arbeit des TA für die Umsetzung des Berliner Programms bestätigte auch der Geschäftsführer der Braugersten-Gemeinschaft e.V. Walter König aus München, der an der diesjährigen Besichtigungsfahrt teilnahm. (PD)