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01.08.2021 | 05:25 | Ernte 2021 

Durchwachsene Zwischenbilanz der Getreideernte 2021

Neubrandenburg / Bonn / Bischheim /Frankfurt - Eine durchwachsene Zwischenbilanz der laufenden Getreideernte im Nordosten und Südwesten Deutschlands haben die betreffenden Landesbauernverbände in der vergangenen Woche gezogen.

Ernte 2021
Mäßige Gerstenqualität in Mecklenburg-Vorpommern - Im Rheinland hat Weizen teils unterdurchschnittliche Proteingehalte. (c) proplanta
Wie der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern mitteilte, hat dort die Raps- und Weizenernte begonnen, während der Drusch der Wintergerste nahezu abgeschlossen war. Im Durchschnitt hätten die Landwirte in dem Bundesland 70 dt/ha Gerste von den Feldern geholt.

Trotz dieser „guten“ Erträge seien die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben, weil die Körner klein und das Hektolitergewicht unterdurchschnittlich ausgefallen seien. Nach Einschätzung von Verbandspräsident Detlef Kurreck können die recht guten Preise dies nur teilweise wettmachen. Außerdem könnte die „mäßige“ Qualität zu Problemen bei der Vermarktung führen.

Dem Verband zufolge lief die Gerstenernte im Juli wegen Gewittern und Regengüssen recht holprig an. Die Landwirte hätten immer wieder Pausen einlegen müssen. Die ergiebigen Niederschläge in der ersten Julihälfte hätten die Wasserversorgung auf den Feldern nach einem extrem trockenen und heißen Juni zwar wieder entspannt; für die Wintergerste und auf den sandigen Böden des Landes sei der Regen aber zu spät gekommen.

Laut dem Pflanzenbaureferenten des Verbandes, Frank Schiffner, haben sich wegen des Regenmangels schon sehr früh Trockenschäden in der Gerste gezeigt. Vor allem der Osten des Landes habe viel zu wenig Niederschlag abbekommen, so dass nicht nur die Qualität, sondern auch der Ertrag gelitten habe. In diesen Gebieten dürften wegen des hohen Anteils an sandigen Böden auch die übrigen Kulturen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Laut Kurreck fallen die Erträge auch im Rest von Mecklenburg-Vorpommern sehr unterschiedlich aus.

15.000 Hektar Acker im Rheinland überschwemmt

In Bonn berichtete der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV), dass der Regen immer wieder die Getreideernte unterbreche. Für Weizen würden durchschnittliche Erträge verzeichnet. Allerdings könnten die betreffenden Proteingehalte unterdurchschnittlich ausfallen.

Unklar sei derzeit, ob dieses Problem in Zusammenhang mit der neuen Düngeverordnung stehe und dauerhaft die Verarbeitungsmöglichkeiten zu qualitativ hochwertigen Mehlen aus dem Rheinland einschränken könnte. Bei den jüngsten Überschwemmungen wurden laut RLV nach Berechnungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein Westfalen rund 15.000 ha Acker durch Überschwemmungen beschädigt oder zerstört.

Hartelt: Hoffen auf trockenes Wetter

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV), Eberhard Hartelt, zog in der vergangenen Woche ebenfalls eine gemischte Zwischenbilanz für die laufende Getreideernte. „Im südlichen Rheinland-Pfalz ist in vielen Betrieben die Enttäuschung über die Ergebnisse der Getreideernte groß“, erklärte der BWV-Präsident.

Bis Mitte Juni seien die Prognosen hervorragend gewesen, der weitere Witterungsverlauf habe aber bessere Ergebnisse verhindert. Zu wenig Sonnenstunden und regenbedingte Ernteverzögerungen hätten zu durchschnittlichen Erntemengen und heterogenen Qualitäten geführt. Laut Hartelt ist der Getreidedrusch im südlichen Rheinland-Pfalz regional sehr unterschiedlich fortgeschritten.

Während in Rheinhessen die Flächen nahezu vollständig abgeerntet seien, habe die Weizenernte in der Nord- und Westpfalz gerade erst begonnen. In der Vorder- und Südpfalz sei die Ernte nach dem Start Anfang Juli wegen der feuchten Witterung fast zwei Wochen lang unterbrochen worden, was Qualitätseinbußen in reifen Beständen verursacht habe. Die Betriebe hofften nun auf sonniges und trockenes Wetter, um die Ernte möglichst rasch abschließen zu können.

Positive Ertragsaussichten für Zuckerrüben

Wie Hartelt mit Blick auf den Futterbau ausführte, konnten in diesem Jahr mindestens zwei sehr gute Grasschnitte eingebracht werden. Außerdem würden hohe Maiserträge erwartet, zudem hätten die Zuckerrüben von der Witterung profitiert. Die Ertragsaussichten für die Rüben und der Zuckermarkt gäben Anlass zur Hoffnung auf ein gutes Jahr.

Die Entwicklung im Weinbau ist laut dem BWV-Präsidenten indes rund zwei Wochen gegenüber dem vergangenen Jahr zurückgeblieben. Die größte Herausforderung sei der Kampf gegen den Falschen Mehltau, der mit der feucht-warmen Witterung optimale Bedingungen habe. Mit dem Beginn der Weinlese sei Mitte September zu rechnen.

Wie Hartelt hervorhob, haben die Betriebe mit Sonderkulturen insgesamt weiterhin einen hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand bei der Unterbringung und Beschäftigung von Saisonarbeitskräften zu bewältigen. Allerdings seien durch die konsequente Umsetzung des strengen Hygienekonzeptes nennenswerte Corona-Ausbrüche auch in diesem Jahr verhindert worden.

In Hessen vielerorts Lagergetreide

Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, dämpfte indes die bisher recht optimistischen Ernteprognosen. „Von einer Rekordernte, die aufgrund der äußerlich gut entwickelten Bestände im Bereich des Möglichen schien, sind wir weit entfernt“, erklärte der HBV-Präsident. Vielmehr sei ein insgesamt mittleres Getreideaufkommen von etwas mehr als 2 Mio. t zu erwarten. Die Gerstenernte sei nur in den höheren Mittelgebirgslagen noch nicht abgeschlossen gewesen.

Bei den Erträgen gebe es eine große Bandbreite zwischen 60 dt/ha und 90 dt/ha. Starkregen habe vielerorts Lagergetreide verursacht. Darüber hinaus sind dem HBV-Präsidenten zufolge Qualitätsminderungen zu befürchten. Manche Böden seien so durchnässt, dass sie kaum befahren werden könnten. Allerdings seien die Erträge und Qualitäten bei der Sommergerste, die in erster Linie als Braugerste verwendet werde, bislang positiv ausgefallen.

Gute Heuernte

Laut Schmal bewegten sich die bisherigen Erträge bei Winterweizen auf durchschnittlichem Niveau mit standort- und witterungsbedingten Unterschieden. Die Winterrapserträge fielen dem HBV-Präsidenten zufolge mit etwa 30 dt/ha ernüchternd aus. Mit Blick auf das Grünland berichtete er, dass der Zuwachs im Laufe des Sommers dank häufiger Niederschläge sehr gut gewesen sei, so dass in den meisten Regionen mehrere Schnittnutzungen mit guten Erträgen möglich sein sollten.

Auch die Heuernte, die häufig erst in der vergangenen Woche abgeschlossen worden sei, habe gute Erträge gebracht. Außerdem hätten der Silomais und die Zuckerrüben nach einer kältebedingt zögerlichen Jugendentwicklung in den vergangenen Wochen sehr schnell aufgeholt. Die Ertragsaussichten seien gut, so Schmal.
AgE
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