Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

20.12.2010 | 10:28 | Getreidemarkt 

Knappe Weizenversorgung hält 2011 in der EU an

Wien - Die angespannte Situation der Versorgungsbilanz zeigt, dass die gesamte europäische Preislandschaft noch ein Anstiegspotenzial hat." So kommentierte am vergangenen Donnerstag die französische Getreidemarktanalyse "Strategie Grains" die knappe Versorgungslage in der EU mit Weizen im laufenden Wirtschaftsjahr 2010/11.

Weizen

Trotz einer prognostizierten 7%igen Zunahme der Weizenernte 2011 in der EU auf 136,5 Mio. t werde sich auch im Wirtschaftsjahr 2011/12 nichts an der prekären Situation ändern, dass sich die Endbestände nicht auf ein Ausmaß für einen reibungslosen Anschluss an die nächstfolgende Ernte erholen könnten. Daher erwartet Strategie Grains, dass die Weizenpreise der kommenden Ernte 2011, die zurzeit noch rund EUR 30,- pro t unter jenen der aktuellen Ernte 2010 liegen, in Richtung des aktuellen Preisniveaus ansteigen werden.

An den internationalen Warenterminbörsen kam es vergangene Woche in den USA zu Gewinnmitnahmen und trotz anhaltend bullisher fundamentaler Marktdaten zu Kursverlusten, wobei der Sojakomplex wegen tatsächlich schwächerer US-Exporte nach China einen Dämpfer bekam. Die US-Entwicklung drückte letztlich auch auf die Notierungen an der Euronext in Paris.

"Einiger spekulativer Kapitaleinsatz wird bis Jahresende aus dem Markt abgezogen, aber die Auswirkung wird gering sein, weil die fundamentalen Marktdaten weiterhin die selben bleiben", kommentierte ein Pariser Futureshändler laut Reuters. Tatsächlich steigen auch auf den Kassamärkten die Preise weiterhin aus Angst vor der knappen Versorgung. So zogen die Weizenpreise für physisch gehandelte Ware in Italien, einem wichtigen Exportmarkt für österreichischen Aufmischweizen, diese Woche um weitere EUR 12,- bis 15,- pro t an.

Gegenüber der November-Prognose reduziert die Analyse von Strategie Grains die Weizenproduktion der EU im Jahr 2010 um nochmals 700.000 t auf 127,4 Mio. t (2009: 129,2 Mio. t) und den Import um 600.000 t auf 2,8 Mio. t, während die Weizenexporte der EU mit 19,7 Mio. t nur um 100.000 t geringer angesetzt werden als vor einem Monat.

Den weiteren Rückgang der Weizenproduktion begründet man mit den schlechter als erwarteten endgültigen Erntedaten Nordeuropas und die Abnahme der Importe mit dem Ausfall der Schwarzmeerregion als Billig-Lieferant und die Verteuerung von Qualitätsweizen aus USA, Kanada und Australien - bei letzterem wegen der schlechten Ernteaussichten.

Ein um 500.000 t niedriger angesetzter Binnenverbrauch - vor allem in der Verfütterung wegen der gegenüber Mais und Gerste weniger wettbewerbsfähigen Weizenpreise - kann das kleiner gewordene Angebot in der Bilanz aber nicht kompensieren. Damit weitet sich bei Endbeständen von 8,2 Mio. t Weizen nach Abschluss der Saison 2010/11 der Fehlbestand zur Erreichung des sogenannten Arbeitsbestandes von 10,6 Mio. t im Monatsabstand von 2,2 Mio. auf 2,4 Mio. t aus. Als Arbeitsbestand definiert Strategie Grains die Differenz des Endbestandes am freien Markt zum unbedingt erforderlichen Mindestlagerbestand, der notwendig ist, um die Übergangsperiode bis zur Folgeernte überbrücken zu können.

Tiefer im Rot als noch im November sieht Strategie Grains auch die Gersten- und Maisbilanzen der EU 2010/11: Eine um 300.000 t höher geschätzte Verfütterung reduziert demnach bei etwas höherer Ernteschätzung den Endbestand um 100.000 t auf 8,2 Mio. t und halbiert den gerade noch positiven Arbeitsbestand auf 400.000 t. Allerdings wäre die Gerstenbilanz eindeutig negativ, hätte die EU im laufenden Wirtschaftsjahr nicht noch 2,7 Mio. t Interventionsbestände an Gerste, die den Markt jetzt halbwegs ausgleichen können.

Nächstes Jahr wird dies nicht gehen - denn die EU hat die Gerstenintervention ja bekanntlich abgeschafft. Beim Mais reduziert der französische Analyst die Endbestände nach 2010/11 im Monatsabstand von 4,3 auf 3,5 Mio. t, womit der mit einem Defizit von 100.000 t zuvor knapp negativ geschätzte Arbeitsbestand auf ein Minus von 1 Mio. t ins Rote rutscht. Auch bei Mais verschlechtert ein höher geschätzter Verbrauch in der Verfütterung als Folge des hohen Weizenpreises die Bilanz, zudem bleibt die Ernte mit 54,7 Mio. t hinter der Erwartung vom November von noch 55,1 Mio. t zurück.


Weizen: Binnennachfrage oder Exporte müssen rationiert werden

Strategie Grains zieht für den Weizenmarkt der EU 2010/11 die Schlussfolgerung: "Das bedeutet, dass die Binnennachfrage oder die Exporte noch rationiert werden müssen."

Obwohl die europäischen Weizenpreise zuletzt massiv angestiegen seien, europäischer Weizen sei aber am Weltmarkt wegen des gesunkenen Euro-Kurses gegenüber in Dollar verrechnetem US-Weizen noch immer attraktiv. Der Weltmarkt sei 2010/11 stark abhängig von den auf 35 Mio. t geschätzten Exporten aus den noch bestehenden Weizenreserven der USA.

Um die Nachfrage des Weltmarkts befriedigen zu können, müssten die Preise für US-amerikanischen Weizen attraktiv bleiben, während aber die Kurse auf den Terminmärkten die US-Farmer eher anregten, ihre Ware zurückzuhalten, als sie auf den Markt zu bringen. Dies lasse vermuten, so die Analyse, dass die notwendige Rationierung der Weizennachfrage in und aus Europa "nur durch eine neue Erhöhung der europäischen Preise" erreicht werden könne und nicht durch den Rückgang der US-Preise. "Unsere Analyse bleibt daher für die europäischen Weizen derzeit preistreibend." (apa-ots)

Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken