Zu diesem Ergebnis kommt der Vorsitzende des Ölsaatenausschusses des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA), Bernd Kleeschulte, im Rahmen eines Pressegesprächs in Bonn.
Allein in Deutschland fiel die Ernte um 1,8 Millionen Tonnen kleiner aus. Auch Polen, Rumänien und Dänemark haben weniger Raps als noch 2010. Der Rückgang konnte durch besser als zunächst erwartete Ernten in Frankreich, Großbritannien, Österreich und Spanien nicht kompensiert werden. Somit verfehlte die europäische Rapsernte mit 19,1 Millionen Tonnen das Vorjahresergebnis um 1,2 Millionen Tonnen. Trotz des knappen Angebotes im Hauptverarbeitungsland Deutschland verlief der Markt bis zum Jahresende seitwärts. Die Höchstkurse der Ernte wurden nach deutlichen Kurskorrekturen in der ersten Januarwoche wieder erreicht. Die Abgabebereitschaft in der Landwirtschaft und im Agrarhandel hat seitdem auch für die neue Ernte zugenommen.
Es wird dabei allerdings ausgeblendet, dass größere Importmengen an Raps und Canola sowie Sonnenblumen verarbeitet werden. Zusätzliche Biodieselimporte aus Ländern wie Argentinien und Indonesien setzen die heimische Produktion unter Preisdruck. Zum Ende des Vermarktungsjahres dürfte die internationale Handelsbilanz von Weichsaaten darüber entscheiden, ob die Rapspreise weiter steigen. Es ist allerdings absehbar, dass die massiv ausgebauten Verarbeitungskapazitäten nicht ausgelastet sein werden.
Preisunterschiede zwischen nachhaltiger und nicht nachhaltiger Ware fallen inzwischen geringer aus, da immer mehr Mitgliedsstaaten die Richtlinie Erneuerbare Energien (EEG) mit ihren entsprechenden Anforderungen umsetzen. Ölmühlen mit Schwerpunkt Food-Produktion unterscheiden beim Aufkauf nicht mehr, während im Non-Food Sektor nicht nachhaltige Ware abgewiesen wird. Kleeschulte kritisierte die jüngst aufkommende iLUC-Diskussion, in der angebliche Effekte der Landnutzungsänderung in die Treibhausgasberechnung einbezogen werden sollen. Die Berechnungen dazu sind abstrakt und stellen die erreichten Erfolge einer nachhaltigen Bewirtschaftung der heimischen Agrarfläche wieder in Frage.
Zu der jüngsten Diskussion um die Spekulation mit Agrarrohstoffen stellte Kleeschulte die marktwirtschaftliche Funktion der Warenterminbörsen in den Vordergrund. „Wir begrüßen den Ansatz des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), mehr Informationen über und vor allem im Markt bereit zu stellen.“ Handelskontrakte mit physischer Ware an ein Transaktionsregister zu melden lehnt der BVA allerdings nachdrücklich ab, weil praktisch nicht umsetzbar. (bva)
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