Nach Einschätzung des Präsidenten der
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Norbert Schindler MdB stellt das Brüsseler Vorhaben, in südlichen EU-Ländern hergestelltes Traubensaftkonzentrat (RTK) künftig zur Süßung aller Weine zuzulassen, einen Anschlag auf die bewährten Strukturen der deutschen Weinwirtschaft dar. In einem Schreiben an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner warnte der Kammerpräsident jetzt vor katastrophalen Folgen der Überschwemmung des Marktes mit künstlich aufgeladenen, industriellen Massenweinen.
Da die neue Europäische Weinmarktordnung keine Mindestmostgewichte mehr, sondern nur noch einen Mindestalkoholgehalt vorsieht, werde RTK zum "Turbolader für dünne Weine". Präsident Schindler: "Zu der bislang üblichen Anreicherung führt eine zusätzliche Süßung mit RTK zu einer Anhebung des Alkoholgehalts um 4 Prozent. Das ermöglicht Kunstweine, die nur noch 44 Prozent ihres Zuckers und ihres Alkohols aus der Traube beziehen." Indem die Kommission mit der erweiterten RTK-Zulassung die massenhafte Herstellung billiger Rebsortenweine ohne geographische Herkunftsbezeichnung protegiere, setze sie die in Deutschland funktionierende Mengenregulierung bei Qualitätswein faktisch außer Kraft.
Schindler erwartet eine großangelegte Verbrauchertäuschung, wenn insbesondere in Discounterregalen echter Qualitätswein durch Deutschen Wein ohne geographische Herkunft, aber mit Rebsorten- und Jahrgangsangabe ersetzt werde. Die seit 1989 erfolgreiche Hektarhöchstertragsregelung werde durch die Möglichkeit, Rebsortenweine mit einem Ertrag von 20.000 Litern pro Hektar Rebfläche zu produzieren, ausgehebelt. Wenn dann Qualitätswein, wie erwartet, Marktanteile im Volumen von 3 Mio. Hektolitern an die neuen Billigweine verliert, werde in Rheinland-Pfalz 13.500 Hektar Rebland überflüssig mit der Folge großflächiger Stillegungen und damit verbunden dramatischer Auswirkungen auf die Kulturlandschaft vor allem an Mosel und Mittelrhein. (lwk-rlp)