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25.08.2021 | 11:11 | Erntebilanz 2021 
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Schwankungen und Starkregen: Schwächere Ernte 2021

Berlin - Wie das Sommerwetter ausfällt, interessiert viele besonders für Freizeit und Ferien. Auf den Feldern entscheiden sich daran aber jedes Jahr die Geschäftschancen der Landwirte.

Julia Klöckner zur Ernte 2021
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Noch dröhnen Mähdrescher über die Felder, aber jetzt gibt es eine erste amtliche Bilanz: Die Ernte fällt diesmal schwächer aus und Wetterschwankungen schlagen zu. Hat das auch Folgen für die Preise? (c) CDU Rheinland-Pfalz
Und die Ernte 2021 sieht nach schwierigen Bedingungen in vielen Regionen Deutschlands enttäuschend aus. Zu erwarten ist eine Getreidemenge von 42,1 Millionen Tonnen, wie das Bundesagrarministerium am Mittwoch nach vorläufigen Daten in seinem Erntebericht mitteilte - 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr und 4,8 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre 2015 bis 2020. Nicht erst nach dem Hochwasser im Westen, das auch Äcker zerstörte, rücken Klimafolgen stärker in den Blick.

Ministerin Julia Klöckner (CDU) sagte in Berlin, bei den Erwartungen für die Ernte seien viele Bauern diesmal lange optimistisch gewesen. «Vielerorts wurden und werden die Erntearbeiten aber durch Schauer und Gewitter ausgebremst, darunter leiden Erträge und Qualität.» Eine Folge sei auch Pilzbefall. Auf manchen Feldern müsse die Ernte sogar mit blutendem Herzen untergepflügt werden. Insgesamt zeichne sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab, aber regional unterschiedlich.

Beim Winterweizen als wichtigster Getreideart dürfte die Erntemenge um 3,5 Prozent unter den Vorjahreswert fallen, obwohl die Anbaufläche um 4,4 Prozent größer war. Bei Raps zeichnet sich laut Bericht erneut das Vorjahresniveau von etwa 3,5 Millionen Tonnen ab. Bei Obst und Gemüse sind die Ergebnisse wohl unterdurchschnittlich. Grund seien Wachstumsverzögerungen wegen niedriger Temperaturen und wenig Sonne.

Wegen zu nasser Böden habe es außerdem Probleme gegeben, Gemüse termingerecht zu ernten. Bei Gras und Klee als Tierfutter habe sich die Lage nach mehreren trockenen Jahren nun aber meist entspannt. Grundlage des amtlichen Ernteberichts sind festgestellte Erträge für bundesweit mehrere tausend Felder. Der Deutsche Bauernverband will an diesem Freitag ebenfalls eine Erntebilanz ziehen.

Klöckner betonte, kaum ein Wirtschaftsbereich sei extremem Wetter so stark ausgesetzt wie die Landwirtschaft. Allein in ihrer Amtszeit gab es zu Beginn 2018 eine Dürrewelle, nun schlimme Flutschäden nach starkem Regen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. «Sichere Ernten sind eben nicht selbstverständlich», sagte die Ministerin. Und das bekämen am Ende früher oder später auch Verbraucher zu spüren.

Gerade sind akute Preis-Effekte zu sehen, wie aus dem Erntebericht hervorgeht. Da die Ergebnisse nun schlechter ausfallen als erwartet, seien Erzeugerpreise für Getreide und Raps in den vergangenen Wochen angestiegen, erläuterte das Ministerium - erfreulich für Ackerbauern, belastend für Tierhalter beim Futterkauf. Die Auswirkungen auf die Verbraucherpreise hängen aber davon ab, wie sehr Produkte auf dem Weg bis in den Supermarkt verarbeitet und zwischengehandelt werden.

«Anders als der Erzeugerpreis für Brotweizen, der je nach Marktlage steigt oder fällt, steigt der Verbraucherpreis für Toastbrot linear an», heißt es etwa im Erntebericht. Denn höhere Lohn- und Energiekosten schlügen stärker zu Buche als Rohstoffkosten. Bei frischem Obst und Gemüse wirkten sich Ernteschwankungen dagegen unmittelbar aus.

Um Felder und Wiesen stärker gegen den Klimawandel zu wappnen und Böden zu schonen, hat das Ministerium nun eine «Ackerbaustrategie» mit Perspektiven bis 2035 vorgelegt - ausgehend von einem ersten Diskussionspapier und einem dann folgenden Austausch mit Bauern und Verbänden als «Praktiker-Tüv», wie Klöckner es nannte. Aufgeführt werden eine Reihe von Maßnahmen, auch begleitet mit Förderangeboten.

Ein Ziel ist mehr Vielfalt auf den Äckern. So sollen Betriebe mehr Pflanzen wechselnd anbauen - nicht nur Weizen, Mais und Gerste, sondern auch Dinkel, Hafer, Soja und Erbsen oder Bohnen. Gefördert werden soll auch der Aufbau von Humus in Böden. Denn je größer der Anteil, desto länger und mehr könnten Böden Kohlenstoff speichern.

Helfen sollen auch neue Pflanzenzüchtungen und digitale Technik, wie Klöckner sagte. So könne mit Sensoren der Reifendruck von Fahrzeugen auf dem Feld angepasst werden, um eine Bodenverdichtung zu vermeiden.

Von Umweltschützern kam Kritik. Statt gemeinsam mit dem Umweltressort ambitionierte Maßnahmen umzusetzen, veröffentliche das Landwirtschaftsministerium kurz vor der Bundestagswahl eine Zusammenfassung meist ohnehin bekannter Einzelmaßnahmen, erklärte der Naturschutzbund (Nabu).
dpa
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agricola pro agricolas schrieb am 26.08.2021 08:52 Uhrzustimmen(24) widersprechen(2)
Unsere Bundesagrarministerin Julia Glöckner hat die GANZE WAHRHEIT, NICHTS ALS DIE WAHRHEIT, gemäß der ihr vorgelegten Soufflage jetzt medial kommuniziert, um die steigenden Erzeugerpreise nachhaltigst zu beruhigen. Vor der anstehenden Bundestagswahl muss schleunigst Ruhe im Hause einkehren für die nächsten 4 Wochen - sämtliche Verbraucherherzen, eine Vielzahl von Wählerstimmen, müssen in einer entsprechenden Überversorgungssicherheit gewogen werden. - Was aber ist diese Sicherheit wert, über die wir hier kurzzeitig schwurbeln!?

Auf der Zunge zergehen lassen müssen wir uns, es gibt realiter angeblich nur 3,5% weniger Weizenaufkommen und das bei einer Flächenausdehnung von immerhin etwa 5%. Laut Frau Klöckner ist das gut so!!! Seit nunmehr 5 Jahren verbrauchen wir mehr, als erzeugt wird!!!Zusätzlich lässt sich kaum mehr verschweigen, dass die geernteten Qualitäten in keinster Weise dem entsprechen, was die verarbeitende Industrie von uns Bauern unmissverständlich fordert gemäß den extrem knebelnden „Einheitsbedingungen des Deutschen Getreidehandels“. In den dortigen Reihen hat noch niemand(!) von einer Novellierung der DüVO, gar etwas von von der Leyens u. Frans Timmermans Green-Deal- oder Farm-to-Fork-Strategien gehört... Schöne heile Abzockerwelten!!!

Wie reagieren demgemäß wenig überraschend also unsere Plattformen der Nullen und Einsen auf solche Hiobsbotschaften - hust, hust überaus beruhigend „frohen Botschaften“!? Nun, die Börsennotierungen für unsere bäuerlichen Erzeugnisse haben sich um 10% verändert innerhalb nur eines Tages; an regulären Börsen wird da sofort der Handel eingestellt. Richtungsweisend steil nach oben -sollte man meinen- aber nein, der freie Fall ist weit eher der Fall. Kursschwankungen von 10% stellen im Eigentlichen ein Erdbeben dar, nicht aber bei bäuerlichen Roherzeugnissen. Bei solchen von jeder Realität abgehobenen Plattformgebilden wackelt der Schwanz nicht mit dem Hund. Jedes treudoof kleine Bäuerlein erkennt wiederum ganz unmissverständlich, wo tatsächlich der Hammer hängt. Sollte es in Bälde überhaupt kein Getreide mehr geben, werden diese Preise dennoch nicht steigen! Hier ist es, wie auch immer, möglich, dass Angebot und Nachfrage NICHT(!!!) den Preis bestimmen.

SO FUNKTIONIERT DER MODERNE, GELENKTE INSIDER-MARKT - selbst unser Agrarministerium fördert ganz augenscheinlich solche Märkte. Man publiziert eine schlechte Ernte und dieser „MARKT“ bricht förmlichst ein. Ab Montag kommender Woche wird jeder Verbraucher beim Backwareneinkauf sich hierüber spürbar erfreuen können, oder!? Wenn nicht, ist damit schlichtweg leider nur sichergestellt, dass eine kontinuierliche Umverteilung von unten nach oben stattfinden kann - glücklicherweise gehören die elitär abgehobenen Spitzen unserer berufsständischen Vertretung zu eben einer solchen „fresswütigen“ Gruppe.

Man kann niemand vermitteln, warum vielen Jungen auf unseren Höfen die Lust am Ackern förmlichst vergangen ist. Die letzten Willigen werden zu entsprechenden Widerstandskämpfern im eigenen elterlichen Umfeld. Verstehe man WARUM...!? Rosige Aussichten auf der eigenen Scholle haben sich vollkommen verflüchtigt. Man hat einfach „keinen Bock“ auf eine solche entwürdigende Leibeigenschaft. - Wirklich weitaus erfolgreicher als die Bauern waren jüngst 200 Lokführer in Bayern, die den gesamten bayerischen Bahnverkehr stilllegen konnten...!

Noch ein kleiner Hinweis, hochverehrte Frau Klöckner:

Es wurden auf kaum ca. 140.000 Hektar von 16,5 Mio. Hektar LN in Deutschland -ein absolutes Nischenprodukt mithin- Dinkel angebaut. Die geernteten Mengen waren katastrophal, in Großteilen auch die Qualitäten, die nicht denen der letzten Jahren entsprechen: Hektolitergewicht und Fallzahlen lassen viele Wünsche offen. Wer Dinkel vermarktet, steht bei allen Erfassern unisono vor absolut überquellenden Lagern, sämtlichst randvoll, man könne keinen Dinkel mehr sehen, geschweige denn adäquat bezahlen und vermarkten. Nun Frau Klöckner, Bohnen und Erbsen waren in diesem Jahr Mangelware, vielleicht klappt es künftig ja damit!? Noch sind nicht alle Bauern „totzukriegen“, aber es läuft, läuft bestens in genau diese Richtung!!! Die für unser aller Nahrungssicherheit allseits erträumten Großkonzernstrukturen lassen sich künftig vielleicht noch viel bereitwilliger, dabei weitaus effizienter mit einem Ring in der Nase durch die Arena zerren.

Ja, hochverehrte Frau Klöckner, wir Bauern haben wirklich mit den mannigfaltigsten Problembaustellen zu kämpfen und werden eines solchen Kampfes immer müder...!!! Leider vertreten auch Sie nur den „klassischen Geschmack“, wie ihn Friedrich Nietzsche definiert: „ Der klassische Geschmack: das ist der Wille zur Vereinfachung, wo‘s überaus komplex ist, Verstärkung bereits bestehender Missstände, zur Sichtbarkeit des (vermeintlichen Verbraucher-)Glücks, zur Fruchtbarkeit - modern aufgeschlossen natürlich ausschließlich auf digitalen Plattformen, der Mut zur psychologischen Nacktheit.“ Chapeau! - Sie haben vieles richtig gemacht, daran wird sich ihr/e Nachfolger/in messen lassen müssen. Kein wirklicher Hoffnungsschimmer für uns Bauern.
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