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21.02.2010 | 02:22 | Bio-Weinbau 

Von Pilzen, die den Geschmack von Weinen heben und solchen, die Reben verderben

Bernkastel-Kues/Nürnberg - Pilze, wie der Erreger der Schwarzfäule sind der Feind der Winzer.

Eiswein
(c) proplanta
Besonders in ökologisch bewirtschafteten Weinbergen richtet der Schlauchpilz Guignardia bidwellii seit 2002 Schäden an, weswegen die Forscher des Julius Kühn-Instituts in Bernkastel-Kues an der Mosel Bekämpfungsstrategien entwickeln. Ein anderer Pilz, ein Schimmelpilz aus der Gattung Botrytis, ist dem Winzer zu bestimmten Zeiten jedoch sogar willkommen. Bei einem späten Botrytis-Befall kommt es zur so genannten Edelfäule. Sie trägt dazu bei, wertvolle Inhaltsstoffe in den Trauben zu konzentrieren und eröffnet Kellermeistern die Möglichkeit edelsüße Weine auszubauen. Genau einem solchen Tropfen aus Kues (Mittelmosel) ist heute eine hohe Ehre auf der Messe BioFach 2010 zuteil geworden. Der von Kellermeister Christoph Pfeiffer am Julius Kühn-Institut produzierte 2006er Bio-Riesling wurde im Rahmen des Weinwettbewerbs „Mundus vini BioFach“ mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
 
Der klassisch edelsüße Moselriesling mit betonter Restsüße und fruchtiger Säure gereicht nicht nur dem Kellermeister, sondern auch dem Julius Kühn-Institut zur Ehre. Die Auslese wurde aus der Lage Kueser Kardinalsberg im Jahr 2006 geerntet. Dabei handelt es sich um jene ökologisch bewirtschafteten Steillagen des Bundesforschungsinstituts, die der Erforschung der Bekämpfung des Schwarzfäule verursachenden Schlauchpilzes dienen. Womit die Geschichte von Pilzen, die die Ökowinzer bekämpfen müssen und solchen, die ihnen nützlich sind, zu einem goldenen Abschluss kommt.

 
Zu den Versuchen des JKI an der Mosel:


Das Fachinstitut für Pflanzenschutz im Weinbau unter dem Dach des Julius Kühn-Instituts (lokal als „die Bio“ bekannt) bewirtschaftet Versuchsflächen in den Gemarkungen Bernkastel, Kues, Graach und  Wolf. Zu Pflanzenschutzfragen im Ökologischen Weinbau werden Flächen in der Gemarkung Kues seit 2001 ökologisch bewirtschaftet und sind seit 2004 nach der EU-Öko-VO zertifiziert (bis 2009 ca.2 ha). Untersuchungsschwerpunkte sind Fragen der Bodenpflege, des Begrünungsmanagements und der Regulation von Pilzkrankheiten der Rebe. Außerdem wird die Anfälligkeit pilzwiderstandsfähiger Rebsorten gegenüber neuen Schaderregern wie der Schwarzfäule untersucht. Bei dieser sich ausbreitenden Krankheit zeigen die Blätter große Flecken, die durch einen dunkelbraunen Rand vom gesunden Gewebe abgegrenzt sind. Auf den Sommertrieben bilden sich schwärzliche Nekrosen. Befallene Beeren werden zu Fruchtmumien. Sie färben sich dunkelgrau und trocknen meist völlig ein. Im Öko-Anbau sind vorbeugende Maßnahmen gegen Pilzkrankheiten besonders wichtig. So müssen von Schwarzfäule befallene Teile der Rebe regelmäßig in Handarbeit entfernt werden. Hinzu kommen bei Infektionsgefahr regelmäßige Gänge durch die Steillagen mit für den Ökoweinbau zugelassenen Pflanzenschutz- und Pflanzenstärkungsmitteln.

Weitere Untersuchungen des JKI beschäftigen sich mit der Minimierung des Kupferaufwands bei der Bekämpfung des Falschen Mehltaus und es werden Nebenwirkungen von im ökologischen Weinbau verwendeten Pflanzenschutz- und Pflanzenstärkungsmitteln auf Raubmilben untersucht. Das Erntegut der Versuchsrebflächen wird, soweit nicht für Versuche benötigt, zu Most- bzw. Wein verarbeitet und vermarktet.
 
Die Versuchsflächen des Instituts liegen an der Mittelmosel, dem Zentrum des mit ca. 9.000 ha fünftgrößten Weinbaugebiets Deutschlands und bedeutenden Steillagenweinbaugebiets. Wichtigste Rebsorte auf den Schiefer-Steillagen ist der Riesling. Aufgrund seiner langen Reifephase bringt er dort besonders fruchtige, mineralische und langlebige Weine hervor.

 
Das JKI auf der BioFach 2010:

Die Wissenschaftler des Julius Kühn-Instituts (JKI) beschäftigen sich nicht nur mit Fragen der Regulation von Rebkrankheiten, sondern züchten auch widerstandsfähige Rebsorten, die weniger Pflanzenschutzmittel benötigen. Sie tragen nicht nur im Weinbau ihr Scherflein dazu bei, dass ökologisch angebaute Kulturen vor und nach der Ernte nicht von Schädlingen vernichtet oder durch Krankheiten zerstört werden. So analysieren sie die Aromen von Biomöhren, damit die robusteren Sorten während des Züchtungsprozess nicht ihren Geschmack einbüßen und entwickeln Strategien im Pflanzen- und Vorratsschutz. Aus der breiten Palette der Forschungsaktivitäten des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen werden exemplarisch noch bis 20. Februar  Arbeiten auf dem Stand in Halle 9/9-351 auf der internationalen Leitmesse für Bio-Produkte in Nürnberg präsentiert. (jki)
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