„Bei Saatterminen in der letzten August- oder ersten Septemberwoche sind die Bestände gut aufgelaufen und sind jetzt mit zwei Laubblättern anzutreffen,“ so ein ergänzender Hinweis für die Ravensburger Rapsanbauern.
Das letzte Saatgut ist in den kurzen Schönwetterphasen in der letzten Woche ausgesät worden. Kreisweit befinden sich die Bestände größtenteils frei von Fraßschäden des Erdflohs oder Schnecken. Eine weitere regelmäßige Beobachtung ist trotzdem immer noch wichtig. Weitere Hinweise hierzu siehe Warndienst auf KW 34. (abrufbar unter: https://www.rv.de/ihr+anliegen/land-+und+forstwirtschaft/landwirtschaft/pflanzenschutz)
Unbedingt einzuhalten sind die Bekämpfungsrichtwerte, da ansonsten die schon angespannte Resistenzsituation der Pyrethroide sich noch weiter verschärft. Auch natürlich vorkommende Fraßfeinde des Rapserdflohs werden durch den Insektizideinsatz sehr empfindlich geschädigt. Auch hier gilt es nur unbedingt notwendige Behandlungen durchzuführen. In Schutzgebieten sind nach Vorgaben von IPSplus die Beobachtungen und Entscheidungen zu dokumentieren, siehe
Ackerbau Punkt 2.2 und 3.2 unter folgendem Link: https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/Integrierter+Pflanzenschutz
Außerdem ist verpflichtend zur Beurteilung der Behandlungsnotwendigkeit ein Spritzfenster anzulegen. Praxistipps: Die jungen Rapspflanzen wachsen größtenteils frei von Konkurrenz durch Unkräuter/Ungräser, die Vorauflaufbehandlung hat ihre Wirkung gezeigt. Vereinzelt sind noch Nachauflaufbehandlungen gegen
Gräser bzw. spät auflaufendes Ausfallgetreide angebracht. Hierbei sollte nicht zu lange mit der Behandlung gewartet werden, da die Bekämpfung sonst deutlich erschwert wird.
Dieser Rat gilt auch dann, wenn aufgrund von Problemen mit resistentem
Ackerfuchsschwanz eine Maßnahme mit Kerb Flo oder Milestone in der Vegetationsruhe fest eingeplant ist. Hierfür stehen verschiedene Wirkstoffe und Produkte, siehe Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2022“ - Seite 86, Tabelle 41 - zur Verfügung. Soll die Belkar-Synero-Spritzfolge zur Anwendung kommen, dürfen speziell zur Ackerfuchsschwanzbekämpfung die Produkte Select 240 EC+Radiamix, Focus Ulta+Dash zum Einsatz kommen. Dieser Einsatz ist am wirkungsvollsten wenn maximal 3 Bestockungstriebe vom Fuchsschwanz vorhanden sind, bei hoher Luftfeuchte und wenig Wind.
Damit der Raps auch strenge Winter gut überstehen kann und es zu keinen Auswinterungsschäden kommt, darf er auf keinen Fall zu weit entwickelt sein, das heißt er sollte höchstens acht bis zwölf Blätter und einen flach am Boden sitzenden Vegetationskegel haben!
Durch spätere Saattermine kann dieses Überwachsen zumeist verhindert werden. Der Einsatz von Azolfungiziden reguliert das Längenwachstum und verhindert somit ein Überwachsen des Bestandes. Produkte zur Wuchsregulierung sind in der „IP-Broschüre“ auf Seite 90, Tabelle 43 aufgelistet. Wird eine solche Behandlung zu früh durchgeführt oder werden schwächer entwickelte Bestände behandelt, kann es zu starken Wuchshemmungen kommen.
Optimal sind Wuchsregelungen im 4-6-Blatt-Stadium, hierbei können die vom Hersteller beschriebenen verringerten Aufwandmengen zum Einsatz kommen. Außerdem sollten mind. 7 Tage Abstand zu Herbizidbehandlungen eingehalten werden. Unbedingt zu beachten ist hierbei, dass bei Tankmischungen mit dem Herbizid Belkar nur die Produkte Toprex, Tilmor und Folicur gemischt werden dürfen. Die Metconazol-haltigen Efilor und Carax dürfen im Herbst nicht zum Einsatz kommen, wenn Belkar eingesetzt wurde.
Eine weitere Funktion der eingesetzten
Fungizide ist die Wirkung gegen die Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma lingam). Heutzutage spielt diese Krankheit aber aufgrund der gesünderen Sorten und der veränderten Witterung im Herbst keine größere Rolle mehr. Nur wenn im 6-8-Blatt Stadium gelbliche Flecken mit weißgrauem Zentrum auf den Blättern gefunden werden, sollte hiergegen mit der vollen zugelassenen Aufwandmenge der Fungizide behandelt werden. Dies sollte aber sorgfältig abgewägt werden.
(Informationen des Landkreis Ravensburg vom 22.09.2022)