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27.04.2023 | 10:45 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Jetzt wichtig: Kontrollieren Sie Ihre Bestände!

Karlsruhe - „Aufgrund der vergangenen anhaltend feuchten und kühlen Witterung beobachten wir einen zunehmenden Druck durch Septoria-Blattflecken, besonders in den frühen Saaten,“ so das Ergebnis einer regionalen Begutachtung mehrerer Ackerflächen.

Pflanzenschutz nötig?
(c) proplanta
Winterweizen:

Beachten Sie dabei zudem die Anfälligkeit der Sorte und die Fruchtfolge. Teilweise können Blatt-flecken auch eine Stressreaktion aufgrund der anhaltend kühlen Witterung sein. In mit Septoria befallenem Gewebe sind zahlreiche schwarze Sprenkel (sogenannte Pyknidien) meist mit bloßem Auge erkennbar und wichtiges Merkmal.

Praxistipps: Wird ein Starkbefall festgestellt und ist die Pilzinfektion bereits beim 2. obersten Blatt angekommen ist die Behandlung mit einem Fungizid angeraten. Möglicher Wirkstoff ist Prothioconazol, z.B. enthalten in Input Classic, Input Triple, Verben und weiteren Generika. Zudem zeigt der Wirkstoff Mefentrifluconazol, enthalten z.B. in Revystar oder Balaya, eine sehr gute Wirkung gegen Septo-ria-Blattflecken.

Winterraps (Sklerotinia):

In engen Rapsfruchtfolgen (alle 4 Jahre) oder beim Anbau weiterer Wirtspflanzen wie Sonnenblumen oder Körnerleguminosen ist dieses Jahr die Gefahr von Sklerotinia (Weißstängeligkeit) nicht auszuschließen. Mit der Entscheidungshilfe „SkleroPro“ auf www.isip.de kann eine schlagspezifische Prognose für den eigenen Standort erstellt werden. Für eine Infektion ist der Witterungsverlauf zur Rapsblüte entscheidend. Die Sporen keimen in tropfbarem Wasser. Vorherrschende Wechselfeuchte fördert die Sporulation.

Praxistipps: Die Applikation des Fungizids sollte bei 50-60% geöffneten Blüten/ersten abfallenden Blüten (BBCH 65 - Vollblüte) durchgeführt werden. Aus Gründen des Bienen- und Insektenschutzes ist die Behandlung in die Abendstunden zu verlegen. Mögliche Mittel können dem gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2023 - Ackerbau und Grünland“ auf S. 86 entnommen werden.

Bitte beachten Sie: Eine Behandlung beinhaltet gleichzeitig auch immer ein Abwägen zwischen dem verursachten wirtschaftlichen Schaden aufgrund der Durchfahrt und dem Nutzen der Maßnahme.

Körnerleguminosen:

In Ackerbohnen und Erbsen auf den Befall von Blattrandkäfern achten. Zu erkennen sind diese an dem typischen Buchtenfraß. Der Käfer ist ca. 4-5 mm lang, hat eine schwarze Grundfärbung mit hellgrauer Beschuppung. Er überwintert bevorzugt in leguminosenhaltigen Grünland- oder Winterleguminosenbeständen.

Ab März besiedelt er zunächst Futterleguminosen und dann später die keimenden Körnerleguminosen. Er wandert vom Rand her ein und begibt sich zunächst auf einen Reifungsfraß, ehe das Weibchen von Mai bis Juli die Eier i.d.R. auf den Boden ablegt. Er ist oft schwer zu finden, da er sich bei Erschütterung rasch auf den Boden fallen lässt. Die Larven schlüpfen bis 3 Wochen nach der Eiablage. Bei starkem Befall können die Larven durch Fraß die Ausbildung von Wurzelknöllchen schädigen und so die Stickstoffbindung hemmen.

Praxistipps: Die Schadensschwelle wird über eine visuelle Kontrolle ermittelt und liegt nach dem Auflaufen bei 10% Blattverlust durch Fraß. Bei wüchsigem Wetter gleicht der Zuwachs den Blattverlust meist schnell wieder aus. Nur bei stockendem Wachstum kann es zu Problemen kommen.

Kontrollieren Sie Ihre Bestände indem Sie an mindestens 5 Stellen je 5 Pflanzen herausgreifen. Ist die Schad-schwelle deutlich überschritten und eine Behandlung notwendig, ist hierfür der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin zugelassen, enthalten z.B. in Karate Zeon, u.a.. Stehen die Körnerleguminosen in einem Schutzgebiet, ist im Rahmen von IPSplus die Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes von 10% durch Fraß zerstörter Blätter zu dokumentieren.

Grünland – Herbstzeitlose:

Herbstzeitlose finden sich auf eher extensiv genutzten Grünlandflächen. Die laubfreien lilafarbenen Blüten zeigen sich ab Spätsommer und sind ebenso wie die gesamte Pflanze sehr giftig. Weder Trocknen noch Silieren vermindern den dafür verantwortlichen Cholchizin-Gehalt. Die Herbstzeitlose überwintert als Sprossknolle in ca. 15 cm Bodentiefe. Im Frühjahr ab Mitte April erscheint die Frucht (Kapsel) umgeben von tulpenähnlichen Blättern.

Die Energiereserven sind dann weitgehend aufgebraucht. Frühes Mulchen oder ein Schnitt mit Abfuhr (nicht verfüttern!!), wenn die Herbstzeitlose ihre Kapsel geschoben hat, vermindert den Pflanzenbestand. Lt. einer Untersuchungen des LAZBW Aulendorf (Grant et al. in Landinfo 04/2020) geht beim Mulchen das Gift der sich zersetzenden Herbstzeitlosen nicht auf den Folgeaufwuchs über. Die Maßnahme muss über mehrere Jahre wiederholt werden, um erfolgreich zu sein.

Praxistipps: Nimmt die Herbstzeitlose überhand (Bekämpfungsrichtwert bei Weidenutzung: 5% Ertragsanteil, bei Grünfutter-/Silage-/Heunutzung 2% Ertragsanteil) ist je nach Witterung ab ca. Ende April bis Mitte Mai der effektivste Bekämpfungszeitpunkt. Die Wahl des richtigen Zeitpunktes ist abhängig vom Schieben der Kapsel. Diese muss beim Schnitt bzw. Mulchen miterfasst werden. Bei geringem Besatz, kann die Pflanze mit Knolle (ca. 15-20 cm tief) Anfang Mai auch ausgestochen und entsorgt werden (Handschuhe tragen!). Weitere Informationen zur Herbstzeitlosen finden Sie auch in einem Flyer des LAZBW Aulendorf.

(Informationen des Rems-Murr-Kreis vom 25.04.2023)
LTZ Augustenberg
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