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09.08.2010 | 13:03 | Geflügelhaltung 

EFSA bewertet Faktoren, die zu Campylobacter bei Hühnern beitragen

Parma - Die EFSA veröffentlichte eine Bewertung von Faktoren, die zur Ausbreitung von Campylobacter-Bakterien in lebenden Hühnern und Hühnerschlachtkörpern in der Europäischen Union beitragen können.

Campylobacter bei Hühnern
Der wissenschaftliche Bericht folgt auf die Veröffentlichung der ersten EU-weiten Studie, die von Mitgliedstaaten über das Auftreten dieses Bakteriums in Hühnern und ihren Schlachtkörpern[1] durchgeführt wurde. Die Ergebnisse werden von Risikobewertern[2] zur weiteren Untersuchung der Rolle von Hühnerfleisch bei der Campylobacteriose bei Menschen verwendet. Außerdem helfen sie Risikomanagern auf der Ebene der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union bei der Festlegung verschiedener möglicher Kontrollmaßnahmen.

Die EFSA verweist auf eine Reihe von Faktoren, die bei der Festlegung nationaler Maßnahmen oder Programme zur Bekämpfung von Campylobacter-Bakterien in Hühnern und Hühnerfleisch zu berücksichtigen sind. Die EFSA empfiehlt, die Bekämpfungsprogramme auf einen integrierten Ansatz zu stützen, der sowohl die Hühnerfarmen als auch den Schlachtprozess umfasst. Weitere Studien auf nationaler Ebene könnten ebenfalls eine bessere Identifikation der Risikofaktoren für Campylobacter-Infektionen in jedem Land ermöglichen.

In dem Bericht stellt die EFSA Folgendes fest: bei den mit Campylobacter-Bakterien infizierten Hühnerchargen ist es 30mal wahrscheinlicher, dass mit Campylobacter-Bakterien kontaminierte Schlachtkörper erzeugt werden, und bei infizierten Chargen ist es ebenfalls wahrscheinlicher, dass Schlachtkörper produziert werden, die eine höhere Zahl von Campylobacter-Bakterien auf deren Oberfläche aufweisen. Der Bericht unterstreicht jedoch, dass kontaminierte Schlachtkörper auch von nicht-infizierten Hühnerchargen stammen könnten, was auf mögliche Kreuzkontaminationen im Schlachthaus schließen lässt.

Im Bericht wird festgestellt, dass das Risiko für die Kontamination von Schlachtkörpern mit Campylobacter-Bakterien zwischen Ländern und Schlachthäusern innerhalb desselben Landes signifikant variierte, was ebenfalls für die in den einzelnen Schlachtkörpern festgestellte Anzahl an Campylobacter-Bakterien galt. Dies zeigt, dass einige Schlachthäuser besser als andere in der Lage sind, erfolgreich gegen Campylobacter-Bakterien vorzugehen.

Es wurden auch noch weitere Faktoren ermittelt, die mit einem erhöhten Risiko für die Kontamination von Schlachtkörpern verbunden sind. Dazu gehören insbesondere: das Alter der geschlachteten Hühner; einige spezifische Jahreszeiten, in denen die Hühner geschlachtet werden (die Spitzenzeit der Kontamination liegt zwischen Juli und September); und die Tageszeit der Schlachtkörperverarbeitung (bei Verarbeitung im späteren Verlauf des Tages besteht ein höheres Kontaminationsrisiko).

Die Praktiken der Depopulation oder „Ausdünnung“ in Hühnerherden erwiesen sich ebenfalls als ein Faktor, der die Infektionswahrscheinlichkeit erhöht. Dabei wird innerhalb einer Herde eine bestimmte Anzahl von Hühnern für die Schlachtung ausgewählt, während der restliche Bestand der Hühner zur weiteren Aufzucht behalten wird. Es wird angenommen, dass Menschen oder andere Vektoren während dieser Praktiken Campylobacter-Bakterien einschleppen und die verbleibenden Hühner infizieren können.


Hinweise:

In der Europäischen Union ist die Campylobacteriose die am häufigsten berichtete durch Lebensmittel übertragene Krankheit bei Menschen [3] . Nach einem kürzlich erstellten Gutachten des EFSA-Gremiums für biologische Gefahren (BIOHAZ-Gremium)[4] gilt Hühnerfleisch als eine wesentliche (wenn nicht sogar als wichtigste) Quelle für Campylobacter-Infektion bei Menschen. Das Risiko für die menschliche Gesundheit geht vom Verzehr von nicht durchgegartem Fleisch oder von Kreuzkontaminationen zwischen Lebensmitteln aus. Ein sorgfältiger Umgang mit rohem Fleisch, gründliches Durchgaren und gute Küchenhygiene können das Risiko verhindern oder senken, das von mit Campylobacter-Bakterien kontaminiertem Hühnerfleisch ausgeht.

Der Bericht, der heute von dem mit der Datenerhebung zu Zoonosen befassten EFSA-Referat (Referat „Zoonosen“) veröffentlicht wurde, befasst sich speziell mit der Kontamination von Hühnern mit Campylobacter-Bakterien in den frühen Stadien der Lebensmittelkette, d. h. am Anfang und am Ende der Schlachtlinie, wenn die Hühner in dem Schlachthaus ankommen bzw. wenn ihre Schlachtkörper nach der Schlachtung abgekühlt werden. Die Ergebnisse ergänzen die anderen verfügbaren Informationen zu diesem Thema, wie beispielsweise epidemiologische Studien zu Campylobacter in Hühnern.

Verwendet werden die Ergebnisse von Risikobewertern wie dem BIOHAZ-Gremium der EFSA und auch von Risikomanagern auf der Ebene der Mitgliedstaaten und der Europäischen Union, um mögliche Kontrollmaßnahmen festzulegen. (EFSA)

____________________________________

[1] Die im März 2010 veröffentlichte Analyse einer Grundlagenstudie „Baseline Survey on Campylobacter in broiler batches and on broiler carcasses“ des Zoonosen-Referats der EFSA ist hier abrufbar: http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/scdoc/1503.htm
[2] Einschließlich des EFSA-Gremiums für biologische Gefahren (BIOHAZ-Gremium).
[3] Siehe den von der EFSA erstellten jährlichen zusammenfassenden Gemeinschaftsbericht „Community Summary Report on trends and sources of zoonoses, zoonotic agents and food-borne outbreaks in the European Union“, dessen letzte Ausgabe über 2008 hier abrufbar ist:
http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/scdoc/1496.htm
[4] Das BIOHAZ-Gremium der EFSA gelangte in seinem wissenschaftlichen Gutachten „Scientific Opinion on Quantification of the risk posed by broiler meat to human campylobacteriosis in the EU“ zu der Schlussfolgerung, dass die Handhabung, die Zubereitung und der Verzehr von Masthähnchenfleisch unmittelbar für 20 % bis 30 % der in der Europäischen Union beim Menschen auftretenden Fälle von Campylobacteriose verantwortlich sein können. http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/scdoc/1437.htm
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