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01.08.2021 | 03:01 | VEZG-Notierung 

EU-Schlachtschweinepreise weiter im Sommerloch

Bonn - Am deutschen Schlachtschweinemarkt steht zum Monatswechsel ein nicht sehr umfangreiches Angebot einer begrenzten Nachfrage der Schlachtbetriebe gegenüber.

Schlachtschweinemarkt
Kleines Schlachtschweineangebot trifft auf mäßigen Bedarf der Schlachtbetriebe - VEZG hält Leitpreis aber mit 1,42 Euro stabil. (c) proplanta
Der Markt sei, mit regionalen Abweichungen, auf saisonal niedrigem Niveau ausgeglichen, berichteten Analysten. Dennoch haben größere Schlachtunternehmen in der vergangenen Woche erneut versucht, die Leitnotierung für Schlachtschweine nach unten zu drücken, was nicht gelang.

Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) hielt am Mittwoch (28.7.) am bisherigen Niveau von 1,42 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) fest. Deutschlands größter Schweineschlachter, Tönnies, gab daraufhin einen Hauspreis von 1,35 Euro/kg SG bekannt.

Wie andere große Schlachtunternehmen verwies Tönnies auf die schwierige Lage in der Fleischvermarktung, da nach dem starken Rückgang der Schweinefleischimporte Chinas die in der Europäischen Union verbleibende Angebotsmenge zu groß für die eher schwache Nachfrage sei. Für deutsche Anbieter kommen erschwerend noch zahlreiche Sperren für andere Drittlandsmärkte wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hinzu, wobei die ersten Fälle in Nutzschweinebeständen Mitte Juli für zusätzliche Verunsicherung am Markt sorgten.

Danish Crown (DC) wies ebenfalls darauf hin, dass am EU-Binnenmarkt ein gewisses Ungleichgewicht zwischen umfangreichem Angebot und verhaltener Nachfrage für Schweinefleisch bestehe. Der Markt brauche neue Impulse aus China oder mehr Konsum in Europa. Zudem gebe es Unsicherheiten wegen der wieder anziehenden Corona-Inzidenzen, weshalb sich einige Kunden mit Käufen zurückhielten. DC senkte seinen aktuellen Ankaufspreis für Schlachtschweine um umgerechnet 2,7 Cent auf 1,33 Euro/kg SG; in den vergangenen sieben Wochen ist er insgesamt um 27 Cent gefallen.

Weiterer Abschlag in Spanien

Auch in Spanien, dem größtem EU-Drittlandsexporteur von Schweinefleisch, stand der Markt zum Monatswechsel weiter unter Druck. Den Hauptprofiteur der einstmals boomenden Ausfuhren in die Volksrepublik trifft nun die volle Wucht der chinesischen Kaufzurückhaltung. Die maßgebliche Notierung am Mercolleida gab die siebte Woche in Folge nach, zuletzt um 2,9 Cent auf 1,291 Euro/kg Lebendgewicht (LG).

Insgesamt summiert sich der Rückgang in diesem Zeitraum auf 26,2 Cent/kg LG oder etwa 33 Cent/kg SG, womit das Minus noch stärker als in Dänemark ausfällt. Die Schlachthofseite in Spanien drängt darauf, den Wettbewerbsnachteil höherer Einstandskosten bei Schlachtschweinen gegenüber anderen EU-Ländern abzubauen, da nun mehr Fleisch am Binnenmarkt abgesetzt werden muss. Immerhin wollen mehrere Schlachtbetriebe im August zur Schlachtwoche mit fünf Tagen zurückkehren, was bei saisonal kleinem Lebendangebot eine Erzeugerpreisstabilisierung bewirken könnte.

In Belgien wurde von wieder einsetzenden Importanfragen spanischer Schlachthäuser für schlachtreife Tiere berichtet, dennoch kürzte die Westvlees diese Woche ihren Basispreis für Schlachtschweine um 2 Cent auf 0,98 Euro/kg LG, bei Danis ging es um 1 Cent auf 0,92 Euro/kg LG zurück.

Lichtblick Italien

In Österreich konnte der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV) dagegen seine Leitnotierung mit 1,64 Euro/kg SG stabil halten, denn „kein schlachtreifes Schwein bleibt länger als vom Mäster gewünscht im Stall“. Allerdings sei dies nicht einem florierenden Fleischmarkt geschuldet, vielmehr basiere die Markträumung auf einem seit Wochen unterdurchschnittlichen - bei etwa 90 % liegenden - Schweineangebot.

Der Fleischhandel hoffe auf zurückkehrende Urlauber, die zeitnah wieder etwas Schwung in die Geschäfte bringen sollen. Von diesen befinden sich wohl noch einige in Italien und kurbeln dort den Verbrauch an. Zumindest zogen dort die Notierungen für einige Teilstücke wie Kotelett, Nacken und Schinken an. Das tat auch die nationale Schlachtschweinenotierung, die im Spannenmittel um 4,3 Cent/kg LG angehoben wurde. Dies wurde von Analysten vor allem mit dem sehr knappen Lebendangebot begründet.

Die Marge der Schlachter blieb auch in Italien im roten Bereich; die Schlachthofseite hatte zuletzt die Anwesenheit bei der Preisfindungskommission boykottiert. In Frankreich konnte sich die Notierung am Marché du Porc Breton am vergangenen Donnerstag auf dem vorwöchigen Niveau von 1,345 Euro/kg SG halten.

Preise sinken auf breiter Front

In der gesamten EU war der Schlachtschweinemarkt in der Woche zum 25. Juli von nachgebenden Preisen geprägt. Nach Angaben der Brüssler Kommission erlösten Tiere der Handelsklasse E im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten 151,50 Euro/100 kg SG; das waren 2,38 Euro oder 1,6 % weniger als in der Vorwoche. Der Preisabstand zum vergleichbaren Vorjahreszeitpunkt wuchs auf 31,05 Euro/100 kg oder 17,0 %.

In der Berichtswoche mussten die Mäster in Portugal mit 4,5 % und in Rumänien mit 4,4 % die stärksten Abschläge hinnehmen. Um jeweils 3,2 % ging es in Frankreich, Kroatien und Lettland nach unten. Die Auszahlungsleistungen der Schlachtbetriebe in Tschechien, Polen, Dänemark, Luxemburg und Ungarn gingen zwischen 2,0 % und 2,9 % zurück. Für Deutschland wurde ein Minus von 1,5 % ausgewiesen.

Relativ stabil blieben dagegen die Schlachtschweinepreise im Vorwochenvergleich in Finnland, Schweden und Österreich. Lediglich für Italien und Zypern wurden nennenswerte Zuschläge von 1,0 % und 1,9 % gemeldet. Aus den Niederlanden und Spanien gab es keine Meldungen.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 19. bis 25. Juli 2021)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche vom 19. bis 25. Juli 2021)
AgE
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