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22.10.2023 | 07:59 | Schweinemarkt 

EU-Schweinemarkt: Unterschiedliche Produktionsprognosen für 2024

Brüssel / Washington - Zur Entwicklung der Schweineproduktion in der Europäischen Union im kommenden Jahr haben die Brüsseler Kommission und das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) unterschiedliche Einschätzungen.

EU-Schweinemarkt
Für den EU-Schweinemarkt erwartet die EU-Kommission 2024 wieder eine moderat zunehmende Erzeugung. Das USDA sieht die Produktion jedoch weiter sinken. (c) proplanta
Während die Analysten aus Brüssel nach dem aktuellen Einbruch für 2024 wieder von einem moderaten Produktionszuwachs ausgehen, prognostizieren die Amerikaner einen weiteren Erzeugungsrückgang, der aber deutlich geringer als 2023 ausfallen soll.

Kommission erwartet mehr Schweine

In ihrer aktuellen Herbstprognose geht die EU-Kommission für das laufende Jahr von einem Rückgang der Schweinefleischerzeugung in den Mitgliedstaaten von 6,6% auf 20,81 Mio. Tonnen aus. Der Abbau der Zuchtschweinebestände und die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) mit dem Verlust von Exportmärkten werden dafür als Gründe genannt.

Analysten zufolge haben jedoch auch zuvor bereits die stark gestiegenen Produktionskosten und wirtschaftliche Verluste der Schweinehalter im Jahr 2022 zu dieser Entwicklung geführt. Für 2024 wird von der Kommission eine Produktionsmenge von 21,14 Mio. Tonnen angenommen, was einen Zuwachs von 1,6% bedeuten würde. Verglichen mit dem Rekordjahr 2021, als das Aufkommen bei 23,62 Mio. Tonnen lag, würden aber immer noch fast 2,5 Mio. Tonnen oder 10,5% fehlen.

Kehrtwende beim Schweinefleischverbrauch?

Das größere Angebot dürfte 2024 nach Einschätzung der Brüsseler Experten auch wieder zu etwas höheren Drittlandsexporten führen, die um 5,0% auf 3,5 Mio. Tonnen steigen könnten. Zudem soll der Pro-Kopf-Verbrauch um 200 Gramm auf durchschnittlich 30,6 Kilogramm Schweinefleisch zulegen. Bei wieder nachgebenden Erzeuger- und Verbraucherpreisen scheint eine moderate Erholung des Schweinefleischkonsums möglich, der 2023 im Vorjahresvergleich wegen des Angebotsrückgangs und inflationsbedingt voraussichtlich um 1,7 Kilogramm pro Kopf eingebrochen ist.

Ansonsten liefert die Kommission keine weitere Erklärung für ihre Prognose. Laut der Viehbestandserhebung vom Mai beziehungsweise Juni ist der Sauenbestand in den 13 meldepflichtigen Mitgliedstaaten im Vorjahresvergleich um 210.000 Tiere oder 2,2 % gesunken, was nicht für eine stärkere Produktionsausweitung in der Zukunft spricht. Für den EU-weit größten Sauenbestand in Spanien wurde jedoch ein Plus von 1,9 % gemeldet.

Schwache Nachfrage dämpft Produktion

Das USDA rechnet für 2024 mit einem weiter abnehmenden Schweinebestand in der Gemeinschaft, wobei die Sauenherde im Vorjahresvergleich um rund 1% kleiner ausfallen soll. Auf dieser Basis wird die EU-Schweinefleischerzeugung auf 21,15 Mio. Tonnen geschätzt, was gegenüber 2023 einem Rückgang von 1,6% entsprechen würde. Auffällig ist bei den US-Zahlen jedoch, dass für das laufende Jahr gegenüber 2022 nur ein Produktionsrückgang von 777.000 Tonnen oder 3,5% in der EU unterstellt wird, was nach aktueller Datenlage wohl zu wenig ist. Die angenommene geringere Schweinefleischerzeugung 2024 wird dem US-Ministerium zufolge einem Zuwachs bei den EU-Exporten im Wege stehen; zudem wird ein weiterer Verbrauchsrückgang von annähernd 2% angenommen.

Fehlende Alternativen für China

Die Analysten aus Washington weisen darauf hin, dass die Futtermittelpreise gesunken seien und sich die Rentabilität für die Erzeuger deutlich verbessert habe. Auf der anderen Seite gebe es jedoch eine schwache Fleischnachfrage im EU-Binnenmarkt und einen Mangel an alternativen Exportmärkten bei geringen Absatzmöglichkeiten von EU-Schweinefleisch in China. Dies dürfte 2024 zu einer Umstrukturierung der Branche führen, so das USDA.

Erzeuger und auch Schlachtunternehmen müssten versuchen, ihre Produktion an die geringere Gesamtnachfrage anzupassen. In absoluten Zahlen ist der Vergleich der USDA-Prognose mit derjenigen der Kommission nur eingeschränkt möglich, da Washington beispielsweise beim Exportangebot nur frisches und verarbeitetes Schweinefleisch berücksichtigt, die für den Chinaexport wichtigen Nebenerzeugnisse aber nicht.

Global stabile Erzeugung

Weltweit erwartet das USDA für 2024 im Vorjahresvergleich eine kaum veränderte globale Schweinefleischerzeugung, die in den führenden Erzeugerländern auf 115,5 Mio. Tonnen geschätzt wird. Neben der EU wird auch für China eine moderat rückläufige Produktion prognostiziert, die um rund 540.000 Tonnen oder 1% auf 58,14 Mio. Tonnen abnehmen soll. Ursache dafür sei die zurückhaltende Fleischnachfrage und niedrige Preise, was dem ganzen Schweinesektor 2023 hohe Verluste beschert habe. Dies werde sich in einer geringeren Erzeugung 2024 niederschlagen, vermutet das US-Ministerium.

Ausgeglichen werden die Produktionseinbußen in der EU und China laut USDA unter anderem durch eine weiter zunehmende Schweinefleischerzeugung in Brasilien. Diese dürfte gegenüber 2023 um fast 5% auf ein neues Rekordniveau von 4,83 Mio. Tonnen steigen. Für das eigene Land wird ein Plus von gut 2% auf 12,66 Mio. Tonnen erwartet. Im weltweiten Schweinefleischhandel soll der Importbedarf unter anderem in China, Japan und den Philippinen moderat zunehmen, wovon vor allem die Exporteure Brasilien und USA profitieren werden.
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AgE
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