Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
30.01.2022 | 02:13 | VEZG-Notierung 

Furcht vor neuem Schweinestau

Bonn - Die Personalsituation in den deutschen Schlacht- und Zerlegebetrieben hat sich zuletzt weiter verschärft, denn immer häufiger fallen Mitarbeiter durch Corona-Infektionen oder Quarantänemaßnahmen aus.

Schweine-Notierung
Coronabedingter Personalmangel in Schlachtbetrieben bremst die Schlachtungen - VEZG-Preis mit 1,20 Euro unverändert. (c) proplanta
Dies hat zur Folge, dass weniger Schweine geschlachtet oder bestimmte Teilstücke in der Zerlegung nicht hergestellt werden können. Regional kam es deshalb zu verzögerten Ablieferungen, obwohl das Lebendangebot wegen des Bestandsabbaus kleiner als in den Vorjahren ausfällt.

Auch am Fleischmarkt sorgt die Corona-Pandemie weiter für einen gedrosselten Absatz und niedrige Preise. Trotz der schwierigen Situation konnte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) am vergangenen Mittwoch (26.1.) ihre Notierung für Schlachtschweine mit 1,20 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) halten. Sie berichtete von einem gut ausreichenden Lebendangebot für die coronabedingt verringerte Nachfrage der Schlachtbetriebe.

Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sprach von einer zugespitzten Lage am Schweinemarkt aufgrund der Omikron-Welle. Zwar sei es bisher noch nicht zu großen Überhängen gekommen, „doch kann sich diese Situation schnell ändern, wenn sich die Personalsituation an den Schlachthöfen weiter verschärft“, warnte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.

Wenn zu wenige Tiere verarbeitet würden, drohe wieder ein Schweinestau. Dieser dürfte zwar wegen des gesunkenen Schweinebestandes nicht mehr so groß wie vor einem Jahr ausfallen, doch stünden die Schweinehalter bereits am finanziellen Abgrund und bräuchten keine weiteren Verschärfungen der Lage.

„Wir haben den Eindruck, dass die Schlachtunternehmen erheblich in den Infektionsschutz investiert haben“, erklärte Staack. Jetzt komme es auch stark auf das Augenmaß der Behörden an. „In keinem Fall darf es wieder zu Situationen kommen, wie wir sie im vergangenen Jahr am Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück mit der langen Schließung gesehen haben", mahnte der ISN-Geschäftsführer.

Nur Spaniens Notierung steigt

Auch in anderen Ländern der Europäischen Union drückten die Folgen der Corona-Pandemie und der schwierige Absatz am Fleischmarkt auf die Stimmung; die Notierungen für Schlachtschweine blieben jedoch meist auf dem Vorwochenniveau stehen.

Laut dem Verband der Veredlungsproduzenten (VLV) in Österreich war der Fleischmarkt von lustlosen Geschäften und preisaggressiven Angeboten ausländischer Anbieter geprägt. Trotz weiter bestehender Überhänge am Lebendmarkt blieb die VLV-Notierung mit 1,40 Euro/kg SG stabil.

Auch in Frankreich und Belgien änderten sich die Schlachtschweinenotierungen nicht; dort wurde das Lebendangebot als nicht zu groß beschrieben. Nach zweimaliger Senkung des Ankaufspreises ließ Danish Crown seinen Basispreis beim Schweineeinkauf mit umgerechnet 1,06 Euro kg SG unverändert. Das Unternehmen hofft, dass die Aufhebung von Corona-Beschränkungen in Dänemark bald in ganz Europa Schule macht und sich die Nachfrage belebt.

In Spanien zog - entgegen dem EU-Trend - die Notierung am Mercolleida am Donnerstag erneut an, und zwar um 1,3 Cent auf 1,035 Euro/kg Lebendgewicht (LG). Das verfügbare Angebot an Schlachtschweinen werde von den Fleischherstellern gut nachgefragt, um bei günstigen Einstandskosten die Kühlhäuser zu füllen, berichteten die Analysten der Notierungsstelle. Ganz anders war die Lage in Italien, wo es weitere Funde von mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierten Wildschweinen gab. Dies führte zu weiterer Marktverunsicherung und einem Rückgang der Schlachtschweinenotierung um 2,9 Cent/kg LG.

Überraschende Angabe für Dänemark

In der Woche zum 23. Januar hatten in der gesamten EU die Schlachtschweinepreise mehr oder weniger stark nachgegeben. Nach Kommissionsangaben wurden für Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten 131,53 Euro/100 kg SG gezahlt; das waren 0,81 Euro oder 0,6 % weniger als in der Vorwoche.

Einen relativ starken Abschlag von 3,7 % mussten dabei die italienischen Mäster hinnehmen, was neben saisonalen Gründen insbesondere auf die ASP-Fälle im Norden des Landes zurückzuführen war. Zudem gaben die Schlachtschweinepreise in Estland, den Niederlanden, Rumänien und Lettland in einer Bandbreite von 2,4 % bis 4,0 % überdurchschnittlich nach.

Moderater kürzten die Schlachtbetriebe in Polen, Deutschland, Schweden, Ungarn und Österreich ihre Auszahlungsleistungen, nämlich zwischen 0,6 % und 1,5 %. Nahezu unverändert wurden dagegen schlachtreife Tiere in Belgien und Bulgarien abgerechnet. Es gab aber auch einige Länder, in denen sich Schlachtschweine etwas teurer verkaufen ließen.

Laut Kommission konnten sich die Erzeuger in Dänemark, Frankreich, Finnland und Spanien in der Berichtswoche über Zuschläge zwischen 0,6 % und 1,2 % freuen. Zumindest für Dänemark überrascht diese Angabe, denn das führende Unternehmen Danish Crown hatte seinen Ankaufspreis für die dritte Kalenderwoche im Januar gesenkt.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche 17. bis 23.1.2022)Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine (Woche 17. bis 23.1.2022)
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Notierungsabschlag beim Schlachtschweinepreis verweigert

 EU-Schweinemarkt: Warten auf Nachfrageimpulse

 Schlachtschweinemarkt weiter stabil

 Osterfrieden am Schlachtschweinemarkt

 Schlachtschweine-Notierungen stabil bis nach Ostern

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken