Alle neuen Fälle ereigneten sich in den bisher bekannten Kernzonen Brandenburgs, wo seit Mitte September insgesamt 177 ASP-Wildschweine entdeckt wurden; in Sachsen waren es bislang acht. In der gesamten Europäischen Union einschließlich der Ukraine, Serbiens und Moldawiens hat es nach Angaben des Tierseuchenmeldesystems (ADNS) vom Jahresbeginn bis zum 26. November insgesamt 9.634 ASP-Nachweise bei Wildschweinen gegeben. Damit wird schon jetzt die Fallzahl des gesamten Kalenderjahres 2019 um gut 50 % übertroffen.
Neben Deutschland nahmen zuletzt vor allem in Polen, Ungarn, der Slowakei und Rumänien die ASP-Nachweise zu. Ausbrüche in Hausschweinebeständen gab es im November bisher nur in der Ukraine und Rumänien. Erfreulich ist, dass im bisherigen Jahresverlauf weniger Nutzschweinehaltungen von der
Tierseuche betroffen waren als im Vorjahr. Bis zum 26. November wurden 1.120 Ausbrüche in Hausschweinebeständen gezählt, im gesamten Jahr 2019 waren es 1.908 gewesen. Mit Abstand führt dabei Rumänien mit 938 ASP-Vorfällen in Nutzschweinehaltungen auch in diesem Jahr die Liste an.
Belgien wieder ASP-freiIn Belgien hat es indes seit mehr als einem Jahr keinen Fund eines mit der Afrikanischen
Schweinepest infizierten Wildschweins mehr gegeben. Die dortige Bundesagentur für die Sicherheit in der Nahrungskette (AFSCA) hatte deshalb Ende Oktober bei der
EU-Kommission einen Antrag auf Aufhebung der offiziell ausgewiesenen Sperr- und Restriktionsgebiete gestellt, der am Freitag (20.11.) genehmigt wurde.
Damit ist Belgien jetzt auf EU-Ebene offiziell als ASP-frei anerkannt. Ein entsprechender Antrag wurde laut AFSCA auch bei der Weltorganisation für
Tiergesundheit (OIE) eingereicht; dessen abschließende Prüfung sei aber noch nicht beendet. Mit der Wiedererlangung des Status ASP-frei in der EU dürfte für Belgien aber auch die Anerkennung auf globaler Ebene näher rücken, so dass Verhandlungen zur Wiedererlangung von Exportzertifikaten für den Schweinefleischexport in Drittländer möglich werden.
Erste ImportsperrenaufhebungDie Philippinen haben die Einfuhrsperre für belgisches
Schweinefleisch bereits aufgehoben. Die Kommissionsentscheidung bedeutet zudem, dass die Schweineproduzenten in den Sperrzonen ihre Bestände wieder aufbauen können. Die AFSCA kündigte jedoch an, dass in dem im südlichen Teil Belgiens gelegenen ehemaligen Ausbruchsgebiet zunächst weiterhin strenge Übersichts- und Kontrollmaßnahmen aufrechterhalten und erst 2021 sukzessive abgebaut werden sollen. So bleiben vorerst die eingerichteten Schutzzäune stehen, und die Fallwildsuche einschließlich der Beprobung von Kadavern wird ebenso fortgesetzt wie die
Bejagung der Wildschweine. Ab April 2021 sollen die frühere „infizierte Zone“ zur „Überwachungszone“ und die beiden anderen Zonen zur „Beobachtungszone“ werden.
Rekordzahlen in PolenIm Gegensatz zu früheren Jahren gibt es in diesem Herbst in Polen kaum Anzeichen für ein Abflauen der ASP. Die Oberste
Veterinärbehörde bestätigte allein in der Woche zum 22. November mehr als 60 neue ASP-Fälle bei Wildschweinen. Seit Jahresbeginn sind damit in dem östlichen Nachbarland bereits 3.631 Wildfunde mit insgesamt mehr als 5.700 verendeten Tieren registriert worden. Das Vorjahresniveau von 2.500 amtlichen Fällen ist längt überschritten.
Ein neuer Jahresrekord ist ebenso bereits für die Seuchenausbrüche in Hausschweinebeständen sicher, denn davon wurden bis Ende Oktober mit gut 100 Fällen mehr als doppelt so viele registriert wie im Gesamtjahr 2019. Auch die Zahl der im Rahmen seuchenrechtlicher Vorschriften gekeulten Schweine könnte das Vorjahresniveau von rund 35.000 Tiere um das Doppelte übertreffen.
Stark unter DruckDie polnischen Schweineproduzenten stehen deshalb und wegen der coronabedingten Marktverwerfungen stark unter Druck. Die Regierung in Warschau hatte in Reaktion darauf bereits ein Nothilfeprogramm für besonders betroffene
Betriebe aufgelegt, das nach Einschätzung des Nationalen Verbandes der Schweineproduzenten (POLPIG) aber nicht ausreicht. Dem Verband zufolge steht der polnische Schweinemarkt bei Erzeugerpreisen von umgerechnet weniger als 0,90 Euro/kg kurz vor dem Zusammenbruch. Verschärft werde die Situation durch Lieferungen von Schlachttieren aus Deutschland. POLIG fordert deshalb zusätzliche Hilfsmaßnahmen, wie die Inanspruchnahme der Privaten
Lagerhaltung (PLH) oder Förderprogramme für heimische Fleischerzeugnisse.
50 Euro statt bisher 30Derweil versucht sich Hessen, besser auf eine mögliche Einschleppung der ASP vorzubereiten. In dem Bundeland wird nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums ab dem 1. Dezember die Prämie für tot aufgefundene und beprobte
Wildschweine von 30 Euro auf 50 Euro erhöht. Gleichzeitig wird die Probeneinsendung erleichtert, die nun mittels voradressierter Umschläge kostenfrei an das Hessische Landeslabor zur Untersuchung möglich ist. „Die frühzeitige Erkennung der ASP ist entscheidend für eine erfolgreiche Bekämpfung“, betonte Hessens
Landwirtschaftsministerin Priska Hinz. Mit der erhöhten Aufwandsentschädigung für die
Jäger werde ein zusätzlicher Anreiz gegeben, dass tot aufgefundene Wildschweine auf die ASP untersucht würden.