Dabei erwartet Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund, dass die Länderkammer den sogenannten
Kastenstand - einen Metallrahmen - abschaffen wird. Für die Tierhaltung in Deutschland werde das ein Meilenstein sein, so die Grünen-Politikerin. Die Kastenhaltung wird von Tierschützern seit Jahren heftig kritisiert. Der Thüringer Bauernverband äußerte allerdings deutliche Kritik an den bisher bekannten Entwürfen.
Fast alle von den Grünen mitregierten Länder wollten in der Debatte um eine entsprechende Verordnung einem Kompromiss zustimmen, nach dem Sauen in Zukunft nur noch 15 Tage pro Jahr in einem Kastenstand gehalten werden dürften, sagte Siegesmund der Deutschen Presse-Agentur. «Das wird durchgehen», so die Ministerin. In den Kastenständen dürften sich die Sauen in Zukunft auch nur zum Schutz ihrer Ferkel aufhalten. «Damit wird die Kastenhaltung abgeschafft und die Gruppenhaltung hat sich durchgesetzt.»
Bislang dürfe eine Sau im Regelfall bis zu 118, in Ausnahmefällen sogar für bis zu 150 Tage jährlich in einen Kastenstand gesperrt werden, sagte Siegesmund. In der Gruppe müsse jedes Tier nun fünf Quadratmeter Platz haben. Allerdings gibt es nach Angaben von Siegesmund eine lange Übergangsfrist für Agrarbetriebe in Deutschland, um den Ausstieg aus der Kastenhaltung für Schweine umzusetzen.
Siegesmund sagte, der Kompromiss sehe vor, dass die neuen Regelungen erst in acht Jahren vollständig umgesetzt sein müssten. Es seien jedoch insgesamt 300 Millionen Euro Fördergeld für diejenigen Betriebe vorgesehen, die den Umstieg schneller schafften.
Die Verabschiedung der neuen Verordnung wird nach Einschätzung Siegesmunds auch dazu führen, dass Betriebe in Zukunft weniger Schweine halten werden. Im vergangenen Jahr standen am Stichtag 3. November etwa 82.200 Sauen in den Ställen von weniger als 100 Agrarunternehmen in Thüringen. Der Bestand an Schweinen insgesamt - darunter auch Zuchteber und Ferkel - belief sich Zahlen des Landesamts für Statistik nach auf etwa 691.200 Tiere. Es sei im Sinne einer nachhaltigen Tierwirtschaft, wenn nicht mehr eine solche Masse an Schweinen alleine in Thüringen gehalten werde.
Der Thüringer Bauernverband kritisierte dagegen, dass die hiesige
Schweinehaltung seit Jahren stark rückläufig sei. Noch vor zehn Jahren wurden nach Angaben des Landesamts für Statistik insgesamt rund 802.600 Schweine und davon rund 96.800 Zuchtsauen in Thüringen gehalten.
Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig. Der Verband verweist aber vor allem auf steigende Anforderungen und andauernde rechtliche Unsicherheiten bei der Schweinehaltung. Das führe dazu, dass Landwirte nicht mehr kostendeckend produzieren können, die Tierhaltung aufgeben und Fleisch importiert werden muss.
«Niemand baut mehr, weil keiner weiß, wie Ställe in drei, oder zehn Jahren aussehen sollen», sagte Anne Byrenheid vom Bauernverband. Insofern begrüße der Verband, dass es bald eine rechtliche Regelung gebe. Komme es aber tatsächlich dazu, dass jedes Tier fünf Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben soll, müssten die Ställe erweitert werden, um die aktuelle Bestandsgröße beizubehalten.
Unter anderem baurechtliche Fragen erschwerten solche Vergrößerungen aber. «Wir gehen dann eher von einem weiteren Rückgang des Sauenbestands aus», so Byrenheid.