«Es gilt, zehn Millionen Schweine in Niedersachsen zu schützen», sagte
Agrarministerin Barbara Otte-Kinast am Donnerstag anlässlich der Anlieferung des Schutzzauns in eine Halle des Bundeswehrdienstleistungszentrums Bergen bei Bad Fallingbostel. Sie sei beruhigt, dass der Zaun nun auf Lager liege.
«Die Sorge ist riesengroß, wir sind ständig auf hab acht», betonte die CDU-Politikerin. Das Zaun-Material entspricht etwa 700 Euro-Paletten oder rund 35 Lkw-Ladungen, es kostet 1,1 Millionen Euro. Im Bedarfsfall ist er verfügbar und die betroffenen Gebiete können schnell umzäunt werden.
Die Zone, die dann eingerichtet wird, dient dazu, dass das infizierte
Wildschwein in Ruhe sterben kann. In einem weiteren Abstand von etwa fünf Kilometern soll ein weiterer Schutz errichtet werden, ein Eindringen von Schweinen sollen auch in den Boden getriebene Heringe verhindern.
Möglicherweise werde auch die Bundeswehr bei einem Ausbruch um Hilfe gebeten. «Die Bundeswehr hat ein hohes Eigeninteresse, unsere Truppenübungsplätze sind Schwarzwild-reich. Jeder Ausbruch würde unseren Übungsbetrieb massiv einschränken», sagte Kommandeur Oberst Dirk Waldau.
Hilfreich seien auch Hundestaffeln, die extra für die ASP ausgebildet wurden. Die Hunde erschnüffeln die Infizierten, berühren sie aber nicht und schlagen Alarm. Einen Impfstoff gibt es noch nicht. «Die Herstellung soll sehr schwierig sein, insofern ist eine Einzäunung das probate Mittel», sagte Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers.
Die für Tiere hochgefährliche
Schweinepest ist nicht mehr weit weg: Anfang Januar wurde ein verendetes Wildschwein mit dem
Erreger gut 50 Kilometer entfernt von der Grenze zu Niedersachsen in Mecklenburg-Vorpommern gefunden.
Im Fall eines ASP-Ausbruchs wäre auch die Vermarktung von Schweinen erschwert. «Schon jetzt brauchen wir verbindliche Zusagen durch die Schlachtbranche und den
Lebensmitteleinzelhandel, damit im Seuchenfall die Vermarktung von sicheren
Lebensmitteln gewährleistet ist», fordert
Schweinemäster Jochen Oestmann.
Als problematisch bewerten die Landwirte, dass es bisher nur zwei Schlachthöfe (Kellinghusen und Perleberg) gibt, die sich deutschlandweit überhaupt bereit erklärt haben, aus den schon jetzt von ASP bei Wildschweinen betroffenen Gebieten Tiere zu schlachten. Folglich stauten sich Schweine, und es komme neben der ohnehin schon schlechten Lage der
Mäster und
Ferkelerzeuger zu weiteren Marktverwerfungen.
«Im Ausbruchsfall bei Hausschweinen ist das Hauptproblem, dass das EU-Recht die Sperrzone III mit einem Mindestradius von zehn Kilometern um die betroffene Tierhaltung für wenigstens drei Monate aufrecht erhalten will», erklärte Ehlers. «Bisher gibt es deutschlandweit zudem keinen einzigen
Schlachthof, der sich bereit erklärt hat, Tiere aus dieser Zone zu schlachten, weil es keinen Markt für diese zu Unrecht stigmatisierten Produkte gibt.»
Zwar sei der Erreger nicht auf den Menschen übertragbar, dennoch müssen lebende Schweine wie auch Schweineprodukte aus ASP-Gebieten genau untersucht werden, um die
Tierseuche nicht zu verschleppen. Otte-Kinast appellierte an Reisende, kein Fleisch oder Wurst mitzubringen: «Das ist die größte Sorge, die ich habe, dass durch einen Fehler eines Menschen die ASB hereingebracht wird.»