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25.09.2021 | 11:12 | Karpfenzucht 

Schlechte Prognose zum Beginn der Karpfensaison

Untermaßfeld/Erfurt - Der kühle Sommer und ein Mangel an Jungfischen sorgt für eine schlechte Prognose der Teichwirte für die Karpfensaison.

Karpfensaison 2021
Karpfen haben es im Sommer gern warm. Dieses Jahr war es wohl etwas zu kalt für den beliebten Speisefisch. Der Fischereiverband rechnet mit geringen Produktionsmengen. Doch es gibt eine andere Fischart, die vom Wetter durchaus profitierte. (c) proplanta
«Wir rechnen mit deutlich geringeren Produktionsmengen als in normalen Jahren», sagte der Präsident des Thüringer Fischereiverbands, Torsten Schmidt. Für ein gutes Wachstum benötigten die Tiere Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad über einen längeren Zeitraum. In diesem Jahr sei das Wetter zu kühl und regnerisch gewesen.

«Gutes Badewetter ist auch gutes Karpfenwetter.» Die ersten Abfischungen hätten bereits Anfang September begonnen. Verlässliche Aussagen über Erträge könnten aber erst im Oktober und November gemacht werden. Mit einem deutlichen Preisanstieg sei aber nicht zu rechnen.

Ein Karpfen benötige normalerweise drei Jahre bis zur Schlachtreife, so Schmidt. Zu kleine Tiere blieben ein Jahr länger in den Zuchtteichen, mit entsprechenden Mehrkosten und Einnahmeausfällen für die Teichbetreiber.

Für ganz grundsätzliche Probleme sorge bei allen Zuchten der zunehmende Mangel an sogenannten Satzfischen - Jungtieren, die im Frühjahr in die Teiche eingesetzt und bis zur Schlachtreife aufgezogen werden. «Langfristig befürchten wir eine Versorgungslücke.» Schon in diesem Frühjahr hätten Teiche mit weniger Fischen besetzt werden müssen als üblich.

Die Thüringer Teichwirte versorgten sich zwar größtenteils gegenseitig mit Satzfischen, durch geringere Liefermengen aus Polen und Tschechien und eine hohe Nachfrage der großen Teichanlagen in Bayern und Brandenburg sei der Markt in diesem Bereich jedoch angespannt.

Positiv habe sich der regenreiche Sommer auf die Forellenzuchten ausgewirkt, erklärt Schmidt. Weil es kaum Engpässe bei der Wasserversorgung gab, habe sich der Markt mit schlachtfähigen Forellen entspannt. Die beiden Dürresommer der Vorjahre hatten der Zucht vor allem durch Wassermangel stark zugesetzt. Das Thüringer Landwirtschaftsministerium zahlte im Jahr 2018 einer Sprecherin zufolge etwa 400.000 Euro an Dürrehilfen aus. Aktuell seien dem Ministerium keine Schäden bekannt.

Für Probleme sorgen bei den Fischern Schmidt zufolge auch Fischräuber wie der Kormoran, vermehrte Biberschäden an Produktionsanlagen sowie die umfangreichen behördlichen Auflagen und Anforderungen. Seit Jahren sinke die Anzahl an Fischzuchten im Freistaat, neue Anlagen seien die Ausnahme. Prognosen sagten zudem grundsätzlich eine Verschlechterung der Bedingungen für die Fischproduktion in Thüringen voraus.

Nötig sei unter anderem eine verlässlichere Weichenstellung von Politik und Verwaltung bei der Genehmigung von Wassernutzung, gleiche EU-weite Standards bei Produktion und Genehmigung von Anlagen sowie eine stärkere Anerkennung des Nutzens der Teichlandschaften für Umwelt, Wasserhaushalt und als Erholungsgebiete. Neue und innovative Betriebe müssten in ihrer Entstehung stärker unterstützt werden, fordert der Verbandspräsident.

In Thüringen gibt es dem Landwirtschaftsministerium zufolge aktuell 66 kleinere und mittlere Unternehmen der Fischproduktion, darunter 33 Regenbogenforellenzuchten mit einer Jahresproduktion von 506 Tonnen und Karpfenzuchten mit 186 Tonnen. Insgesamt wurde laut Ministerium 2020 in Thüringen etwa 808 Tonnen Fisch produziert.

Neben Forellen und Karpfen werden laut Fischereiverband in den Teichanlagen in Thüringen in kleineren Mengen auch andere Speisefische wie Hecht oder Zander sowie Kleinfische wie Moderlieschen oder Elritzen für den Naturschutz aufgezogen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es im Jahr 2020 knapp 2.300 Aquakulturbetriebe in Deutschland, etwa 200 Betriebe (9 Prozent) weniger als im Vorjahr.
dpa/th
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