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26.02.2023 | 04:12 | Schweinehaltung 

Schweinehalter in der EU rüsten deutlich ab

Luxemburg - Die Schweinebestände in der Europäischen Union sind Ende 2022 auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten gesunken. Dies bestätigen die jetzt veröffentlichten Viehzählungsergebnisse des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat).

Schweinehaltung
Eurostat veröffentlicht Viehzählungsergebnisse für Dezember 2022 - Schweinebestand in der EU um rund 6 Prozent gegenüber Vorjahr abgebaut. (c) proplanta
Bei den teilweise noch vorläufigen Daten fehlen nur die Angaben für Malta; die Ergebnisse für Italien sind aufgrund einer neuen Erhebungsmethodik nicht mit den Vorjahren zu vergleichen. In den verbleibenden 25 Mitgliedstaaten wurden im Dezember 2022 noch 125,5 Millionen Schweine gehalten; das waren 7,68 Millionen oder 5,8 % weniger als zwölf Monate zuvor. Solch einen starken Rückgang hat es in diesem Jahrhundert noch nicht gegeben.

In absoluten Zahlen haben die deutschen Schweinehalter ihre Bestände am deutlichsten abgestockt, und zwar um 2,43 Millionen Tiere oder 10,2 % auf 21,33 Millionen Stück. Jeweils gut ein Zehntel weniger Schweine wurden im Vorjahresvergleich auch in Dänemark, Tschechien und Litauen gehalten. Für Bulgarien wird sogar ein Bestandsminus von 26,4 % auf 511.560 Schweine gemeldet.

Auch Spanien im Minus

Die wirtschaftlichen Einbußen der Schweinehalter durch die höheren Produktionskosten machten sich auch bei Europas Schweineprimus Spanien bemerkbar. Erstmals seit 2011 nahm der Bestand dort wieder ab, und zwar um 1,1 % auf 34,08 Millionen Tiere. Auch aufgrund von Tiergesundheitsproblemen im Sauenbestand wurden im vergangenen Jahr 2,5 % weniger Schweine in Spanien als 2021 geschlachtet.

Etwa im Bereich des EU-Durchschnittes wurden die Schweineherden gegenüber der Vorjahreserhebung in Belgien, Frankreich, Österreich, Rumänien und Polen mit zwischen 4,8 % und 6,0 % verkleinert. Nur moderat nahm der Bestand in den Niederlanden mit 1,5 % auf 10,71 Millionen Schweinen ab. Für Italien wurde ein Zuwachs von 3,9 % auf 8,74 Millionen Tiere ausgewiesen, doch lag dies an der dort geänderten statistischen Erfassung. Schweden war das einzige Land mit einem tatsächlich größeren Schweinebestand als im Dezember 2021; dieser legte um 3,2 % auf 1,42 Millionen Tiere zu.

Gut 6 Prozent weniger Sauen

Aufgrund des gesunkenen Lebendangebotes sind die Schlachtschweinepreise in der EU im Februar auf Rekordhöhen gestiegen. Die Viehzählungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass Schlachttiere weiter knapp bleiben werden. Der Sauenbestand in den 25 Mitgliedstaaten ist nämlich im Vergleich zu Dezember 2021 um 642.800 beziehungsweise 6,2 % auf 9,69 Millionen Tiere gesunken. Teilweise wurden dabei regelrechte Einbrüche bei der Haltung von Zuchtsauen an Eurostat gemeldet.

In den kleineren Erzeugungsländern Bulgarien, Kroatien und Luxemburg verringerten sich die Herden jeweils um rund ein Fünftel. Bei den größeren Produzenten stockten die Halter in Polen, Dänemark und Deutschland ihre Bestände überdurchschnittlich ab, nämlich um zwischen 9,4 % und 11,9 %. Vergleichsweise moderat fiel das Minus mit 2,4 % in den Niederlanden und mit 1,0 % in Spanien aus. Für Italien wurde mit der neuen Erfassungsmethodik ein kaum nachvollziehbarer Anstieg von 25,8 % auf 654.000 Sauen ausgewiesen. Dieser wurde im Gesamtergebnis der EU nicht berücksichtigt.

Geringere EU-Schweinefleischerzeugung 2023

Aus vielen EU-Ländern wird aktuell ein Rückgang des Schlachtviehaufkommens von etwa 10 % oder sogar mehr im Vorjahresvergleich gemeldet. Aufgrund des deutlichen Rückgangs der Sauenbestände dürfte der Nachschub an Ferkeln für die Mast in den nächsten Monaten weiter geringer als im Vorjahr ausfallen. Im Dezember 2022 gab es laut Eurostat im Vorjahresvergleich 5,9 % weniger Ferkel bis 20 kg und 6,3 % weniger Läufer bis 50 kg in der Gemeinschaft. Prognosen von Analysten sehen die EU-Schweinefleischerzeugung im ersten Halbjahr 2023 gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als 5 % abnehmen; in der zweiten Jahreshälfte könnte der Rückgang etwas gemäßigter ausfallen.
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