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02.02.2023 | 12:15 | Umbau der Tierhaltung 

Thüringer Schweinehalter kritisieren Förderpläne des Bundes

Waltershausen - Die Thüringer Schweinehalter haben die Bundesregierung aufgefordert, ihre Pläne zum Umbau der Tierhaltung nachzubessern.

Schweinehaltung
Die Bundesregierung will die Tierhaltung hin zu höheren Standards umbauen. Doch um die geplante Förderung gibt es Streit. Vor allem die Bedingungen etwa zu maximalen Tierzahlen stoßen vielen Schweinehaltern bitter auf. (c) proplanta
Die dabei vorgesehenen Obergrenzen würden viele Betriebe von der Förderung ausschließen, kritisierte die Geschäftsführerin des Thüringer Bauernverbandes, Katrin Hucke, vor einem Fachtag der Schweinehalter an diesem Donnerstag in Waltershausen. Kritisch bewertete Hucke vor allem die geplante Obergrenze für die Förderung bei bis zu 3.000 verkauften Mastschweinen pro Jahr.

«Das wird vielen Betrieben nicht gerecht, weil sie mehr Schweine produzieren - auch um am Markt bestehen zu können», sagte Hucke der Deutschen Presse-Agentur. Für eine Förderung dürfe nicht die Größe des Stalls entscheidend sein, sondern die Frage, ob das Tierwohl eingehalten werde. Die Bundesregierung gehe offensichtlich davon aus, dass nur kleine Betriebe tierwohlgerecht produzieren könnten. Dem sei aber nicht so.

Die Bundesregierung will unter anderem ein verpflichtendes Tierhaltungslogo mit fünf Stufen vom gesetzlichen Mindeststandard bis Bio an den Start bringen. Geplant ist es im ersten Schritt für Schweinefleisch im Handel. Zudem soll ein Programm mit einer Milliarde Euro bis 2026 für Schweinehalter kommen, um Neu- und Umbauten von Ställen und laufende Mehrkosten einer besseren Haltung zu fördern. Um eine langfristig gesicherte Finanzierung ringt die Koalition noch.

Für einen Umbau der Ställe sind laut Hucke vereinfachtere Genehmigungsverfahren nötig. Zudem müsse auch Fleisch aus dem Ausland kennzeichnungspflichtig werden. Mit der Einführung einer Herkunftskennzeichnung könnten deutsche Tierwohlmaßnahmen nicht durch europäische Mitbewerber unterlaufen werden, sagte Hucke.

Der Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, Lars Fliege, verwies auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Thüringer Schweinehalter. Viele schweinehaltende Betriebe seien in den vergangenen Jahren aufgrund stark schwankender Schweinefleischpreise und aufgrund des Ukrainekrieges enorm gestiegener Betriebsmittelkosten an den Rand ihrer Wirtschaftlichkeit gedrängt worden. «Neue Anforderungen sind nicht über steigende Schweinefleischerlöse finanzierbar», sagte Fliege, der selbst Schweinehalter im Weimarer Land ist.

In Thüringen gibt es nach Angaben des Bauernverbandes knapp 600 schweinehaltende Betriebe. Der Bestand an Schweinen ist im Freistaat von rund 833.000 Tieren im Jahr 2011 auf etwa 597.000 im vergangenen Jahr gesunken. Damit werde aktuell im Freistaat nur ein Selbstversorgungsgrad von etwa 75 Prozent erreicht. Thüringen gehöre daher zu den schweinearmen Bundesländern, das weder den notwendigen Nährstoffkreislauf aus Ackerbau und Tierhaltung noch seine Selbstversorgung sichern könne.
dpa/th
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