Die Fangmengen werden um 30 Prozent auf 15.884 Tonnen reduziert, weil es in der westlichen Ostsee so wenige Heringe wie noch nie gibt. Auf diese Fangquoten einigten sich die europäischen Agrarminister am Dienstag in Luxemburg nach fast zwölfstündigen Verhandlungen. Die Fangmengen für Sprotten werden um 24 Prozent abgesenkt, für Lachs um 15 Prozent.
Grund für die Reduzierung ist die intensive Fischerei, die die Bestände dramatisch minimiert hat. In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt. Seit fünf Jahren gehen die erlaubten Fangmengen kontinuierlich zurück. Dagegen dürfen die Fischer 2011 mehr Dorsch fangen. In der östlichen Ostsee beträgt das Plus 15 Prozent, in der westlichen Ostsee 6 Prozent.
Die Zahlen waren heftig umstritten. Die 27 EU-Minister einigten sich gegen den Willen der EU-Kommission, die für Sprotten eine stärkeren Rückgang von 30 Prozent vorgeschlagen hatte. «Ich bin sehr enttäuscht über diese Einigung, weil es nun schwieriger wird, unser Ziel zu erreichen, die Bestände zu schützen», sagte EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki in Luxemburg. Beliebte Speisefisch-Bestände wie der Kabeljau stehen der
EU-Kommission zufolge am Rande des Kollapses.
Die EU-Staaten wollen Fisch-Fangquoten künftig stärker an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten - und nicht an politischen Machtkämpfen zwischen den EU-Staaten. Einige Mitgliedsländer wie die baltischen Staaten und Polen wehrten sich nach Angaben von EU-Diplomaten heftig gegen die geplante Verringerung der Fangmengen. Deutschland erreichte eine Erklärung, wonach die Fangmengen für den Hering in der westlichen Ostsee und in den angrenzenden Nordseegebieten (Skagerrak und Kattegat) gleich sein sollen. «Wir wollen das zusammenbringen, was zusammengehört», sagte der Staatssekretär im deutschen Landwirtschaftsministerium, Robert Kloos in Luxemburg. «Der Hering ist sehr mobil. Es gibt einen gemeinsamen Bestand in Nordsee und westlicher Ostsee.»
Nach den Fangmengen für die Ostsee sollen im November die Fangquoten für die Nordsee neu verhandelt werden. Gleichzeitig wollen die Minister bessere Kontrollen für die Fischerei in EU-Gewässern. Der sogenannte Rückwurf soll weniger werden. Dabei werfen Fischer kleine Fische wieder über Bord, in der Hoffnung, dass ihnen beim nächsten Fang größere und damit teurere Tiere ins Netz gehen. Auf diese Weise halten sie ihre Quote niedrig, doch die Fische überleben dies meist nicht. Gegen diese Praxis beim Dorsch-Fang sollen künftig Kameras an Bord und ein Bonussystem helfen. «Wir wollen Fischern einen Anreiz geben, die Bestände zu schonen», sagte Kloos. (dpa)