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02.11.2020 | 00:05 | Afrikanische Schweinepest 

Zweites Bundesland von Schweinepest betroffen

Dresden - Nach Brandenburg ist nun auch in Sachsen ein Fall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nachgewiesen worden.

Schweinepestgefahr
Es war aus Sicht der Behörden nicht die Frage, ob die Afrikanische Schweinepest Sachsen erreichen wird - sondern wann. Nun bestätigt das Friedrich-Loeffler-Institut einen Fall im Landkreis Görlitz. (c) proplanta
Die für Menschen ungefährliche Tierseuche wurde bei einem im Landkreis Görlitz geschossenen Wildschwein bestätigt, gab das sächsische Sozialministerium am Samstag bekannt. Das Tier war am 27. Oktober geschossen und zwei Tage später in der Landesuntersuchungsanstalt untersucht worden. Am Samstag bestätigte das Friedrich-Loeffler- Institut den Verdacht.

Mit weiteren Fällen von ASP, die am Samstag aus Brandenburg gemeldet wurden, erhöht sich die Gesamtzahl der nachgewiesen ASP-Fälle in Deutschland auf insgesamt 117, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium am Sonntag mit.

«Der Fund eines infizierten Tiers auf sächsischem Gebiet war nur eine Frage der Zeit. Wir sind gut auf diesen Ernstfall vorbereitet», sagte Agrarminister Wolfram Günther (Grüne) an Anfrage. Man stehe seit Längerem in engem Austausch mit Haltern von Hausschweinen, Jägern und der Landwirtschaft: «Nun geht es darum, die weitere Ausbreitung der Seuche zu begrenzen und die von Seuchenschutzmaßnahmen Betroffenen zu unterstützen.»

Betriebe mit Schweinehaltung setzten wie schon in der Vergangenheit auf konsequente Hygienemaßnahmen, um ein Übergreifen der Infektion auf Hausschweine zu verhindern. Der Verzehr von Schweinefleisch sei bedenkenlos möglich.

«Der Krisenstab des Sozialministeriums und das Landestierseuchenbekämpfungszentrum werden eingerichtet. In Absprache mit dem Landkreis und der Bundeswehr wird die Einrichtung der Restriktionszonen vorbereitet», hieß es vom Sozialministerium.

Sozialministerin Petra Köpping (SPD) appellierte an die Schweinehalter, beim Schutz ihrer Hausschweine nicht nachzulassen und Sicherheitsmaßnahmen konsequent weiter zu verfolgen. «Aufgabe ist es, nun besonnen zu reagieren und gemeinschaftlich zu handeln. Wir sind gut auf den Ernstfall vorbereitet.»

Sachsen hatte im Kampf gegen die Schweinepest einen 128 Kilometer langen Schutzzaun Zaun entlang der polnischen Grenze errichtet. Im Dezember 2019 gab es eine mehrtägige Übung, in der Maßnahmen beim möglichen Ausbruch der ASP trainiert wurden.

Das bundesweit erste Auftreten der Seuche beim Schwarzwild wurde am 10. September nur rund 50 Kilometer entfernt von der sächsischen Grenze in Brandenburg gemeldet. Mit Zäunen, Suchhunden und Drohnen versucht das Bundesland, der Seuche Herr werden. Die Tiere sterben in der Regel innerhalb weniger Tage.

Für Menschen ist die Tierseuche ungefährlich. Ein nachgewiesener Seuchenfall hat allerdings gravierende Auswirkungen für die schweinehaltenden Betriebe. Mehr als 3.000 Landwirte halten in Sachsen rund 669.000 Schweine.

Der sächsische Landesbauernverband hatte in den vergangenen Monaten wiederholt um das Exportgeschäft gebangt. Der Importstopp für deutsches Schweinefleisch in Länder wie China, Südkorea oder Japan stelle auch Sachsens Schweinezüchter vor Probleme, hieß es unlängst. In Sachsen gebe es kaum eigene Schlachthöfe, die meisten Tiere würden in andere Bundesländer wie Bayern oder Hessen geliefert. Die Betriebe hingen fast alle am Export.

Der Verband forderte daher, Warenströme möglichst schnell umzulenken, so dass andere, nicht betroffene EU-Länder den Export an Drittstaaten übernehmen und deutsches Schweinefleisch innerhalb der EU vermarktet werden kann. Dort gelte das Prinzip der Regionalisierung, also ein Exportstopp nur für betroffene Regionen und nicht für das gesamte Land. «Die Vermarktungsketten für Schweinefleisch müssen schnellstmöglich neu organisiert werden», hatte Verbandspräsident Torsten Krawczyk verlangt.

«Zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest brauchen wir ganz dringend einen stabilen Zaun entlang der deutsch-polnischen Grenze. Die Gefahr für die Schweinehalter im gesamten Bundesgebiet, die von der ASP ausgeht, ist zu groß, um nur wenig wirkungsvolle Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung umzusetzen», erklärte der FDP-Bundestagsabgeordnete Karlheinz Busen.

Die sächsischen Behörden müssten schneller und effizienter bei der Seuchenbekämpfung sein als die Behörden in Brandenburg: «Fehler wie ein Kompetenzgerangel zwischen unterschiedlichen Behörden darf es nicht mehr geben.»
dpa
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