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25.12.2021 | 14:57 | Schweineseuche 

Keine Weihnachtsruhe in Sachen Afrikanische Schweinepest

Bonn - Das Seuchengeschehen rund um die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist kurz vor dem Weihnachtsfest weiter aktiv gewesen.

Schweinepest-Gefahr
Özdemir: Bund wird koordinierende Aufgabe verstärkt wahrnehmen - Weitere Nachweise der Seuche in Ostdeutschland - Kerngebiet im Landkreis Meißen vergrößert - Bayern erneuert Rahmenplan zur Tierseuchenbekämpfung - Glauber sieht den Freistaat gut gerüstet - Aktionsbündnis Bioschweinehalter kritisiert die Bekämpfungsstrategie - Ruf nach Impfstoff. (c) proplanta
Allein in den ersten drei Tagen der vergangenen Woche wurden dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge 25 neue Ausbrüche der Tierseuche im Wildschweinbestand gemeldet, allesamt in Brandenburg. Die Gesamtzahl der ASP-Nachweise seit dem ersten Ausbruch stieg damit im Bundesgebiet bis zum Mittwoch (22.12.) auf 3.049 Fälle.

Europaweit hat es in diesem Jahr nur in Polen mehr ASP-Nachweise im Wildschweinbestand gegeben. Derweil lobte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am vorigen Donnerstag im Vorfeld einer Videokonferenz zur ASP mit den zuständigen Landesministern aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen, dass es gelungen sei, die Tierseuche auf einen relativ kleinen Raum zu begrenzen.

„Unser Ziel ist es, die Verbreitung zu stoppen und die ASP zu tilgen. Als Bund werden wir unsere koordinierende Aufgabe dabei verstärkt wahrnehmen“, versicherte Özdemir. Ein zentraler Faktor sei hierbei, die Wildschweinbestände stark zu reduzieren. Diese Herausforderung werde zusammen mit den Ländern bereits angegangen. Mit der EU-Kommission werde darüber verhandelt, „wie wir die schweinehaltenden Betriebe beihilfekonform finanziell unterstützen können“, berichtete der Grünen-Politiker.

Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit Polen betonte Özdemir, „auch wenn wir hier unterschiedliche Vorstellungen haben, wollen wir den Gesprächsfaden mit Polen weiterführen, denn der Infektionsdruck durch von dort einwandernde Wildschweine ist weiter hoch“. Der Ressortchef begrüßte es, dass die EU-Kommission für Anfang 2022 auch eine Mission des Europäischen Veterinär-Notfallteams (EUVET) nach Polen plane. EUVET hatte zuletzt die Seuchenbekämpfung in Deutschland gelobt.

Jagd untersagt



In Sachsen musste in der vergangenen Woche wegen eines vorherigen ASP-Falls bei Wildschweinen westlich der Autobahn A 13 die Kernzone im Landkreis Meißen zum Seuchenschutz erweitert werden. Diese reicht nun bis in den Kreis Bautzen hinein. Der Leiter des ASP-Krisenstabs im Freistaat, Sebastian Vogel, erläuterte, dass im Kerngebiet die Ausübung der Jagd auf jegliches Wild bis auf Widerruf untersagt sei.

Auch das Betreten des Waldes und der offenen Landschaft im Rahmen von Freizeitaktivitäten wie Wandern oder Pilze sammeln ist laut Vogel im Kerngebiet nicht erlaubt. Ebenfalls verboten ist die Nutzung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen, wobei auf Antrag beim Landratsamt Ausnahmen zugelassen werden können.

Bayern vorbereitet



Aufgrund der aktuellen Seuchenlage hat Bayern seine umfangreichen Präventionsmaßnahmen intensiviert. Dafür sei der bayerische Rahmenplan ASP neu aufgelegt und an die EU-Rechtslage angepasst worden, teilte das Münchener Umweltministerium am vergangenen Mittwoch mit. „Wir tun alles, um Bayern bestmöglich vor der Afrikanischen Schweinepest zu schützen. Durch die Neuauflage des Rahmenplans sind die Behörden vor Ort für den Ernstfall gut gerüstet“, erklärte Umweltminister Thorsten Glauber.

Der Rahmenplan stelle ein bayernweit koordiniertes, schnelles und zielgerichtetes Vorgehen im Kampf gegen die Tierseuche sicher. Inzwischen stünden 1.600 km Zaunbaumaterial, Wildkameras, Drohnen mit Wärmebildtechnik und mobile Einrichtungen für die Sammlung von Wildschweinkadavern parat. Außerdem wurde eine ASP-Hundestaffel mit gut 40 Suchhunden ausgebildet. Ziel ist es laut Glauber, die wirtschaftlichen Folgen eines ASP-Ausbruchs für die bayerische Schweinewirtschaft gering zu halten.

Ausrottung Illusion?



Unterdessen zeigte sich das Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland (ABD) aufgrund der ASP-Ausbreitung auch nach Mecklenburg-Vorpommern alarmiert. Angesichts der großen Wildschweinbestände sei es „eine Illusion anzunehmen, dass die ASP aus Deutschland wieder gänzlich verschwindet“, so die ABD. Es müsse gelernt werden, mit dem Virus zu leben. Die Wildschweinebejagung könne den Infektionsdruck nur verringern, aber nicht völlig beseitigen.

Für das Aktionsbündnis ist die dauerhafte Ausweisung von Restriktionsgebieten mit Verboten einer tiergerechten Haltung mit Außenklimaanreizen und Auslauf deshalb keine Lösung. Die derzeitige Form der ASP-Bekämpfung verhindere die Transformation der Tierhaltung zu einer tiergerechteren und von der Gesellschaft anerkannten Form.

Das ABD fordert daher die Beschleunigung des Verfahrens zur Entwicklung eines Impfstoffs mit wesentlich mehr Finanzmitteln als bisher. Forschungsergebnisse aus anderen Ländern seien vielversprechend, einen geeigneten Impfstoff zeitnah entwickeln zu können. Sobald dies geschehen sei, sollten alle Hausschweinbestände gegen ASP geimpft werden.
AgE
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