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28.07.2013 | 19:21

Rheinfelden ist heißester Ort Europas

Hitzerekord 2013
(c) proplanta

Deutschland mit Rekord am heißesten Wochenende 2013



Deutschland hat das heißeste Wochenende des Jahres erlebt - wenn auch ohne neue Höchsttemperatur, dafür aber mit einem europaweiten Hitzerekord. Mehr als 40 Grad - wie zunächst erwartet - wurde es nirgends. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) teilte jedoch mit, dass am Samstag im südbadischen Rheinfelden an der Grenze zur Schweiz mit 38,6 Grad die höchste Tagestemperatur in ganz Europa gemessen worden sei. Am Sonntag wurden erneut Höchsttemperaturen um die 38 Grad erwartet, zum Beispiel im Südosten Bayerns. Bei verbreitet mehr als 30 oder sogar 35 Grad schwitzten und ächzten die Menschen im Süden und Osten der Republik. Im Norden und Westen war es am Sonntag nach zum Teil heftigen Gewittern kühler.

Historische Höchstwerte



Als Höchstwert seit Beginn der Messungen gibt der DWD 40,2 Grad an - gemessen im Juli 1983 in Gärmersdorf (bayerische Oberpfalz) sowie im August 2003 in Karlsruhe und Freiburg (Baden-Württemberg). Der private Wetterdienst Meteomedia will im August 2003 in Perl-Nennig (Saarland) sogar 40,3 Grad gemessen haben.

Eines scheint gesichert: Der Juli 2013 wird laut Meteorologen als einer der zehn wärmsten in Deutschland in die Geschichte eingehen.

Unwetter



Den Himmel sollten wegen erwarteter Unwetter vor allem Badende gut im Blick behalten. In Nordrhein-Westfalen blitzte und donnerte es bereits am Samstagmittag und -nachmittag. Vielerorts ging heftiger Platzregen nieder - in Aachen etwa wurden Straßen überschwemmt, in einem Park in Gütersloh begruben Teile der Baumkrone, die herunterfielen, eine 69-Jährige, die Regenschutz gesucht hatte. In Niedersachsen regnete es kurz und kräftig, mit starken Böen. Auch in Schleswig-Holstein gab es Unwetter. Bereits am Freitag hatten Hagelkörner so groß wie Golfbälle in Baden-Württemberg (Enzkreis) Autos verbeult und Häuser beschädigt. Auch zwischen Münster und Bielefeld oder im Raum Hannover gab es dicken Hagel.

Waldbrände



Ein wahrscheinlich von einem Blitz ausgelöstes Feuer in einem Bergwald in Bayern - am Thumsee bei Bad Reichenhall - hielt die Feuerwehr in der Nacht zum Sonntag in Atem. Erst am Morgen bekam sie den Brand mit Hilfe von drei Löschhubschraubern in den Griff. Eine Fläche von etwa 25 Hektar war betroffen. Wegen der schwierigen Lage des Brandorts an einem Steilhang rief das Landratsamt Berchtesgadener Land am Sonntagmittag Katastrophenalarm aus. Verletzt wurde niemand.

Feuer auf Ferieninseln



Auf der beliebten spanischen Urlaubs-Insel Mallorca kämpfen Bewohner und Urlauber ebenfalls mit einem Waldbrand - mehr als 1.500 Hektar Kiefernwald wurden bis Sonntag vernichtet. In der Nacht zum Sonntag wurde eine Gemeinde evakuiert. Rund 700 Menschen wurden in Estellencs aus ihren Häusern geholt und in Sicherheit gebracht, darunter zahlreiche Deutsche. Hunderte Rettungskräfte kämpften gegen das Feuer. Auch auf den griechischen Ferieninseln Rhodos und Kreta wüteten Brände. 4.000 bis 5.000 Hektar Waldland vernichtete allein der Brand im Süden von Rhodos.

Verformte Gleise bei der Bahn



Auf einer S-Bahn-Strecke im Osten von München verformte die Hitze am Sonntag die Gleise. Ein Zugverkehr auf dem betroffenen Abschnitt sei nicht mehr möglich, teilte die Bahn mit. Eine derartige Verformung komme äußerst selten vor.

Mehr Bahn



Ein brennender Baum in der Oberleitung stoppte am Samstag einen Intercity-Zug (Oldenburg-Leipzig) fast vier Stunden lang in der Nähe von Hude bei Oldenburg. Weil die Oberleitung für das Löschen aus Sicherheitsgründen abgeschaltet wurde, mussten rund 170 IC-Fahrgäste gut zwei Stunden ohne Klimaanlage ausharren. Die Zug-Türen blieben dabei die ganze Zeit geschlossen. Auch in Baden-Württemberg bei Bruchsal mussten IC-Reisende von Stuttgart Richtung Sylt zeitweise ohne Kühlung auskommen - Feuer an einer Spülmaschine löste einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. «Während des knapp zweistündigen Einsatzes war die ICE-Strecke zwischen Stuttgart und Mannheim in beiden Richtungen gesperrt», sagte eine Bahnsprecherin.

Trinkwasser



Ausgerechnet an den heißesten Tagen des Jahres konnten mehrere Hundert Bewohner von Andechs bei München das Leitungswasser in ihrer Gemeinde nicht trinken, nachdem im Brunnen Bakterien entdeckt worden waren.

Kontrastprogramm



In der gut gekühlten Skihalle in Oberhof (Thüringen) tummelten sich am Samstag Hobbylangläufer. Knapp zwei Dutzend Freizeitsportler in Langlaufkluft zog es in die Halle, die sonst hauptsächlich Trainingsstätte für Wintersportler ist. Das sei schon eine körperliche Herausforderung, sagte der technische Leiter Uwe Albrecht. «In der Halle minus vier Grad, draußen fast 40...»

Vorhersage



Laut DWD ist am Montag leichte Entspannung in Sicht - es soll sich auf verbreitet 25 bis 28 Grad abkühlen, am Mittwoch sind dann aber schon wieder 30 Grad möglich.

Nachbarländer



In Frankreich rissen Windböen ein Festzelt in Joinville-le-Pont bei Paris um - etwa 30 Menschen wurden verletzt.

Bei Bordeaux stürzte in Pauillac der Glockenturm der Stadt auf ein anliegendes Haus. Dabei wurde die 70 Jahre alte Bewohnerin schwer verletzt. In Nantes weiter nördlich wurde ein Postbote vom Blitz getroffen. Der 46-Jährige schwebte zunächst in Lebensgefahr. In Belgien trieben Unwetter in der Nacht zum Sonntag Besucher bei den Musikfestivals «Sfinks Mixed» und «Tomorrowland» aus ihren Zelten.

Heftiger Wind riss auch Bäume und Stromleitungen um. In Tschechiens heißer Hauptstadt Prag behandelten Sanitäter Dutzende, meist ältere Menschen, die in der Hitze zusammengebrochen waren.

Europa



Auch die Balkanländer stöhnten: In Belgrad herrschten bereits vormittags mehr als 30 Grad. Bulgarien erließ ein Lkw-Fahrverbot, damit die Brummis nicht den aufgeweichten Asphalt noch mehr beschädigen. In vielen großen Städten stellten die Behörden Tankwagen mit Trinkwasser zur Verfügung. In der Slowakei brach der Asphalt auf den Autobahnen D1 und D2 stellenweise auf. In Polen eilten unterdessen viele an die Strände. Der Fernsehsender TVN24 titelte online: «Sturm auf die Ostsee - Wer zwängt sich noch rein?» (dpa)
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