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16.06.2012 | 21:16 | Artenschutz 

Wildtiere schützen Artenvielfalt in der Altmark

Buch - Wiesenvögel und viele Pflanzen verlieren durch die moderne Landwirtschaft ihre Lebensgrundlage. Der Nabu versucht, Lebensräume zu erhalten - und setzt dazu Wildtiere ein.

Galloway-Rind
(c) proplanta
Viel Land. Am Horizont der Kirchturm des kleinen Dorfes Buch. Nebenan wird Spargel geerntet. Typisch Altmark - würden da nicht Wasserbüffel grasen neben Wildpferden und Galloway-Rindern. Inmitten von Landwirtschaft, die auf hohe Erträge ausgerichtet ist mit viel Getreide und viel Milch, setzen Naturschützer auf alte Rassen.

Die seltenen Tiere sollen helfen, andere Arten zu erhalten. Dazu müssen sie nur laufen und fressen. Das machen sie hier bei Buch erst seit ein paar Jahren, doch das Ergebnis ist schon da - es wachsen Blumen, die es sonst schwer haben, und bieten Lebensraum für Wiesenvögel, die es sonst kaum noch gibt.

In den Elbauen in der östlichen Altmark betreibt das Nabu-Elbezentrum seit 20 Jahren das Projekt zum Artenschutz. Auf verschiedenen Flächen, insgesamt 250 Hektar Grünland, grasen die Wildtiere das ganze Jahr, ob Sommer oder Winter. «Ihr Nutzungs- und Fraßmosaik hilft, einer Gilde von Arten neue Möglichkeiten zu eröffnen», sagt Projektmitarbeiter Peter Neuhäuser etwas theorielastig.

Tatsächlich stehen dicke Grasbüschel auf kurz abgefressenen Flächen, dazwischen Bäume und Büsche. Sie wechseln sich ab mit Wasserflächen und Schilf. Durch ihren Tritt schaffen die Tiere offene Stellen, nutzen feuchte Stellen als Suhlen. So viel Abwechslung schätzen viele vom Aussterben bedrohte Tiere.

Das Ergebnis ist zählbar: Der Kiebitz etwa als typischer Wiesenvogel ist mit 25 Paaren vertreten auf den Wiesen, die der Nabu hier bewirtschaftet. Auch Rotmilan, Seeadler und Weißstorch leben hier. Ein Stück neue Wildnis ist Neuhäusers Ziel. Pure Wildnis ist in den Elbauen nicht möglich, Neuhäuser muss eingreifen und lenkt. Die Gelände der Tiere sind eingezäunt. Wohin sie gehen dürfen, bestimmt Neuhäuser.

Der Biologe ist von Anfang an dabei und startete 1992 mit Galloway-Rindern. «Damals waren sie relativ exotisch.» Heute besteht das Projekt aus 15 Wasserbüffeln, 25 nachgezüchteten Auerochsen, rund 50 Pferden aus zwei Rassen. Rund 150 Wildtiere alles in allem. Bundesweit gibt es mehr als 45 solcher Projekte. «In den letzten 15 Jahren hatten wir einen deutlichen Zuwachs», sagt Michael Steven vom Nabu-Bundesfachausschuss Weidelandschaften und Neue Wildnis.

Ausgegangen sei die Entwicklung von den Niederlanden, dort gebe es rund 50.000 Hektar solcher Schutzgebiete. In Deutschland stehen auf den Flächen am häufigsten Heckrinder, die nach dem Vorbild des ausgestorbenen Auerochsen gezüchtet wurden, aber auch Konik-Pferde und schottische Hochlandrinder.

Spricht Peter Neuhäuser über seine Grünlandflächen, lässt er immer wieder das Stichwort Serengeti fallen. «Unsere Gegend war ursprünglich genau so reich an Wildtierarten wie Ostafrika.» Sogar mehr Huftierarten hätten hier gelebt und die Landschaft nachhaltig gestaltet. Die Nabu-Flächen von rund 250 Hektar sind allerdings recht klein. «Das Ideal wäre, dass die Tiere umherziehen.» Ins Schwärmen gerät Neuhäuser, wenn es um ähnliche Projekte in Osteuropa geht. In Lettland beispielsweise seien 52.000 Hektar zur Verfügung gestellt worden. Neuhäuser hofft, dass auch er demnächst Flächen dazubekommt. (dpa)
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