«Die schlimmste globale Rezession seit der Großen Depression bedeutet, dass wir unsere Maßnahmen gegen den
Klimawandel anpassen - aber nicht aufgeben - müssen», sagte Regierungschef Kevin Rudd am Montag. Der Handel soll nun statt im Juli nächsten Jahres erst 2011 beginnen. Australien ist wegen seiner großen Kohleindustrie unter den Industrieländern im Verhältnis zur Bevölkerungszahl einer der größten Klimasünder der Welt.
Rudd stellte der Industrie, die seit Monaten gegen den Emissionshandel opponiert hat, weitere Erleichterungen in Aussicht. So wird der Startpreis pro Zertifikat für eine Tonne
CO2 von 10 auf 7 australische Dollar (3,90 Euro) reduziert. In Europa, wo seit 2005 mit Emissionszertifikaten gehandelt wird, schwankt der Preis pro Tonne zur Zeit um 10 Euro. Rudd versprach den Firmen auch großzügigere Zuteilungen bei der Verteilung der Emissionsrechte.
Umweltschützer sind empört. Rudd habe sich von der Kohleindustrie vereinnahmen lassen, sagte John Hepburn von Greenpeace. Mark Diesendorf vom Umweltforschungsinstitut warf Rudd vor, die globalen Wirtschaftsflaute als Feigenblatt zu nehmen, um sich aus seinen Wahlversprechen zu stehlen. «Er will ein System durchdrücken, dass völlig ineffektiv ist, aber den Eindruck erweckt, dass er was tut», meinte er. Die Vorsitzende des Industrieverbandes lobte Rudds Vorstoß. Die Verzögerung sei wichtig, um den Firmen mehr Sicherheit bei Investitionsentscheidungen zu geben, sagte Heather Ridout.
In einer Konzession an die Umweltschützer stellte Rudd allerdings schärfere Zielvorgaben für die Reduzierung der
Treibhausgase in Aussicht. Bislang strebte die Regierung bis 2020 zwischen 5 und 15 Prozent unter das Niveau von 2000 an. Das könne auf 25 Prozent steigen, wenn andere Länder beim
Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen ähnlichen Zielen zustimmen würden, sagte Rudd. (dpa)