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05.08.2010 | 15:28 | Feuerkatastrophe 

Brände in Russland könnten zum Klimawandel beitragen

Berlin - Die Brände in Russland könnten messbare Folgen für das Weltklima haben. Je mehr Torf verbrennt, desto mehr Treibhausgase entstehen.

Brände in Russland könnten zum Klimawandel beitragen
Professor Florian Siegert von der Ludwig-Maximilians- Universität München beschreibt die Auswirkungen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.


Welche Folgen können die derzeitigen Waldbrände in Russland auf das Klima haben?

Siegert: «Die Rauchentwicklung und die schlechte Luftqualität beeinträchtigen unmittelbar die Gesundheit der Menschen. Außerdem gibt es langfristige globale Auswirkungen durch die Freisetzung von Treibhausgasen wie Kohlendioxid, Methan und Stickoxide. Die Emissionen sind bei Bränden von Torfgebieten viel höher als bei Waldbränden. Das liegt vor allem daran, dass sich im Torf über Jahrtausende Biomasse und damit Kohlenstoff in großer Menge angesammelt hat, der in Form von CO2 durch das Feuer auf einmal freigesetzt wird.»


Können Sie abschätzen, wie viele Tonnen der gefährlichen Treibhausgase freigesetzt werden?

Siegert: «Nein. Dazu braucht man genauere Messungen, die man aber ziemlich bald - wenn der Rauch sich verzogen hat - mittels Satelliten vornehmen kann. Anhand von Satellitenbildern kann man die Brandflächen bestimmen und Vor-Ort-Messungen werden zeigen, wie viel Torf verbrannt ist. Aus beiden Werten kann man das verbrannte Volumen und daraus die Emissionen berechnen» 1997 brannten in Indonesien monatelang Torfgebiete. Hunderttausende Hektar Wald und Boden standen in Flammen.


Welche Folgen hatte das für die Umwelt?

Siegert: «Dort waren die Auswirkungen gewaltig. Es wurden riesige Mengen CO2 freigesetzt. Die Luftbelastung war über Monate sehr hoch. Es sind viele Krankheitsfälle aufgetreten, der Flugverkehr war unterbrochen und so weiter. Aus Satellitendaten haben wir geschätzt, dass die Torffeuer-Emissionen dieser Zeit ungefähr zehn Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes durch Verbrennen fossiler Brennstoffe betragen haben.»


Ist der Umweltschaden durch die Torfbrände in irgendeiner Form reparabel?

Siegert: «Die klimaschädlichen Gase bleiben in der Atmosphäre. Man müsste den Wald auf der gleichen Fläche wieder wachsen oder auch den Torf wieder entstehen lassen. Dabei muss man aber sehen: Bei einem Wald dauert es vielleicht 60 Jahre, bis er wieder so groß ist. Torf hat sich hingegen in den letzten fünf- bis zehntausend Jahren gebildet. Wenn der Kohlenstoff aus dem Torf einmal freigesetzt wird, dann gibt es keinen Weg zurück.»


Welche Lehren sollte man aus den verheerenden Torfbränden ziehen?

Siegert: «Für die Zukunft ist absolut wichtig, dass diese Brände verhindert werden. Die wichtigste Maßnahme dafür ist, dass reguliert wird, wie Torfgebiete genutzt werden - am besten gar nicht. Zum zweiten sollte sichergestellt werden, dass Torfgebiete nicht trockengelegt werden, denn feuchter Torf brennt nicht.» (dpa)
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