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24.01.2007 | 18:59 | Wetterextreme 

Der Klimawandel macht den Wäldern immer stärker zu schaffen

Berlin - Der Wald ist im Stress: Immer mehr Wetterextreme machen den Bäumen zu schaffen.

Waldsterben
(c) proplanta
Klirrend kalte Winter, dürre Sommer, Frühling im Winter - die Ausnahme-erscheinungen folgen dicht hintereinander. «Der Wald leidet immer stärker unter dem Klimawandel», sagt der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Wolfgang von Geldern. Der Wald könne den Belastungen immer weniger entgegensetzen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt: Die Wälder sind für den Klimaschutz unverzichtbar, leiden aber gleichzeitig mit am stärksten unter Erderwärmung.

Noch vor mehreren Jahren war der «saure Regen» eine große Bedrohung. Inzwischen sieht die Bundesregierung Anzeichen dafür, dass die Wälder zunehmend vom Klimawandel beeinflusst werden. «Es ist anzunehmen, dass sich bereits jetzt der Klimawandel auszuwirken beginnt», sagt Sigrid Strich vom Referat Forstwirtschaft im Agrarministerium. Untersuchungen in Baden-Württemberg hätten ergeben, dass sich die Schäden räumlich verlagern und sich die betroffenen Baumarten ändern. Während früher Fichten in den Hochlagen von Mittelgebirgen betroffen gewesen seien, zeigten sich die Schäden nun eher an Laubwäldern in wärmebegünstigten Regionen.

Der jüngste Waldschadensbericht für 2006 macht die Wetterextreme deutlich. Auf einen kalten Winter und einen nassen März folgte ein nasses und warmes Frühjahr mit anhaltender Hitze und Trockenheit im Juni und Juli. «Während sich die Bäume noch nicht vollständig von den Nachwirkungen des trockenen Sommers 2003 erholt hatten, waren sie 2006 im heißesten in Deutschland je gemessenen Juli bereits wieder dem Trockenstress ausgesetzt.» Das Ministerium warnt vor einer Plage durch die Massenvermehrung von Borkenkäfern. Ein weiteres negatives Zeichen: die verstärkte Fruchtbildung zum Beispiel bei Buchen.

Agrarstaatssekretär Peter Paziorek (CDU) zeichnet ein düsteres Bild: «Die übermäßig starke Klimaerwärmung wird eine Austrocknung der Böden hervorrufen mit eindeutig negativen Konsequenzen für die Wälder.» Doch noch ist unklar, wie sich das Klima regional genau verändert. Die Ökosysteme der Wälder reagieren unterschiedlich auf Temperaturänderungen und Niederschläge. Gegensteuern ist aber möglich: Kalkung der Böden oder Umbau zu vielfältigen Wäldern mit naturnaher Zusammensetzung der Arten. Auch die Klimaschutzpolitik spielt eine zentrale Rolle.

Deutschland hat sich im Kyoto-Protokoll dazu verpflichtet, bis 2012 insgesamt 21 Prozent weniger klimaschädliche Gase auszustoßen als 1990. Die Senkung der Kohlendioxid-Belastung durch Wälder fließt inzwischen in die Bilanz ein. Ein weiteres Ziel: Der Temperaturanstieg soll auf höchstens zwei Grad begrenzt werden. Paziorek zählt auch die EU-weite Neuausrichtung der Energiepolitik zu den Klimaschutzvorhaben.

Ein Wetterextrem hat erst vor wenigen Tagen gewütet: der Orkan «Kyrill». Experten schätzen den Schaden für die deutsche Forstwirtschaft auf rund eine Milliarde Euro. (dpa)
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