Die Fischadler kommen von Nordosten, denn in Süddeutschland brüten sie schon lange nicht mehr. „Dieses Jahr gibt es ein trauriges Jubiläum, denn vor 100 Jahren, bereits 1907, wurde das letzte Fischadlerpaar vom Hochrhein vertrieben“, sagt Dr. Daniel Schmidt, Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums in Mössingen. Fischadler waren hierzulande nicht gern gesehen: Der Mensch hat die Greifvögel nicht nur in Fallen gelockt und abgeschossen, sondern ihnen auch ganz bewusst die Lebensgrundlage entzogen, indem Horste zerstört und Bäume gefällt wurden. „Ursprünglich hat der majestätische Vogel fast im ganzen Land an größeren Gewässern wie Rhein, Donau und
Bodensee gebrütet“, so der Experte.
Der inzwischen positive Bestandstrend in Ostdeutschland, wo es derzeit wieder etwas über 500 Paare gibt, hat zu einer leichten Ausbreitung der Fischadler geführt. In Nordbayern brüten sogar wieder drei Paare. Sie wurden dort mit speziellen Nistplattformen auf Bäumen angelockt. „Ob wir in Baden-Württemberg auch wieder in den Genuss brütender Adler kommen, hängt sehr von der Bereitschaft der Forstwirtschaft ab, ihnen alte Kiefern für den Horstbau zu lassen, auf die sie zwingend angewiesen sind“, erklärt Schmidt. „Sonst bleibt nur die Hoffnung, dass sie sich zum Nestbau auf Stromleitungsmasten – also Eisenbäumen – niederlassen, wie dies in Ostdeutschland häufig geschieht.“
Der Fischadler trägt seinen Namen zu Recht. Nur wenn ihn Eis, Regen oder Nebel am Fischen hindern, jagt er auch andere Kleintiere. Doch das ist die Ausnahme. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern pro Stunde taucht er unter die Wasseroberfläche um Beute zu machen. Anatomisch ist der Fischadler vollkommen auf den Fischfang spezialisiert: Sein Gefieder ist absolut wasserdicht. Seine kräftigen Füße sind fast ohne Befiederung und die Sohlen der Zehen tragen stachelige Schuppen, um die Beute sicher durch die Luft zu transportieren.
Das NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen versucht seit Jahren in einem länderübergreifendem Forschungs- und Artenschutzprojekt, den Fischadler wieder nach Süddeutschland zu holen. (NABU)