«Der Tabakanbau hinterlässt eine Spur der Umweltzerstörung und des sozialen Elends», sagte Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) am Mittwoch in Heidelberg. Böden und Gewässer würden durch Pestizide massiv vergiftet, wertvolle Wälder zugunsten von Anbauflächen zerstört und Arbeiter erkrankten auf den Plantagen durch den Kontakt mit den nikotinhaltigen Blättern.
Zudem befördere der Tabakanbau die soziale Not. «Hunger und Armut sind die Folgen, wenn lebensnotwendige Agrarpflanzen durch Tabakanbau ersetzt werden» sagte Pötschke-Langer, die neben der DKFZ-Abteilung Krebsprävention auch das WHO-Zentrum für Tabakkontrolle leitet. Sie stellte am Mittwoch in Heidelberg den ersten deutschen Report zum Thema «Umweltrisiko Tabak - von der Pflanze zur Kippe» vor.
Auch die gewaltige Masse von Tabakabfällen sei ein riesiges Problem, sagte die Wissenschaftlerin. Zigarettenkippen steckten voller giftiger und krebserregender Substanzen und seien schwer zu entsorgen. Statt Tabakanbau zu fördern, sollten alternative Anbauprodukte unterstützt werden. Kippen dürften nicht mehr einfach weggeworfen, sondern müssten als Sondermüll entsorgt werden.
Kein anderes Massenprodukt sei «bei seiner Herstellung, seinem Konsum und seiner Entsorgung derart risikobelastet und gefährlich wie Tabak», heißt es in dem Report weiter. Die Folgekosten würden der Gesellschaft aufgebürdet, anstatt der Tabakindustrie. Nach einer weiteren neuen Studie mit dem Titel «Die Kosten des Rauchens für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft» betragen die direkten und indirekten Kosten des Rauchens etwa im Bereich Gesundheit und Umwelt alleine in Deutschland rund 34 Milliarden Euro jährlich.
Die
WHO warnte gleichzeitig in Istanbul vor den Gefahren des Tabaks. Weltweit seien immer noch 94 Prozent der Menschen nicht durch Gesetze vor Tabakrauch geschützt. «Es muss schnell gehandelt werden, um Menschen vor Tod und Krankheit ausgelöst durch Tabakrauch zu schützen», forderte die Weltgesundheitsorganisation WHO zur Vorstellung ihres Jahresberichts 2009 über die weltweite Tabakepidemie. (dpa)