Paris - In Frankreich und Norditalien wächst die Sorge vor einem weiteren Dürrejahr. Der französische Wetterdienst (Météo France) erwartet für Februar ein Niederschlagsdefizit von 50 %.
Neuer Trockenheitsrekord in Frankreich - 32 aufeinanderfolgende Tage ohne Regen oder Schnee - Niederschlagsärmster Winter seit Beginn der Aufzeichnungen in Sicht. (c) proplanta
Erste nennenswerte Regenfälle gab es gegen Ende der vergangenen Woche, zuvor hatte es auf dem Festland nach Angaben der Behörde zuletzt am 21. Januar in nennenswertem Ausmaß geregnet beziehungsweise geschneit. Mit 32 aufeinanderfolgenden Tagen ohne Niederschlag wurde ein neuer Rekord erreicht, den es in dieser Form noch in keinem Winter gegeben hat.
Laut dem Wetterdienst ist schon jetzt klar, dass der Winter 2023 zu den niederschlagsärmsten seit 1959 gehören wird. Frankreichs bislang längste niederschlagsfreie Periode war der Behörde zufolge 31 Tage lang und ging bis zum 16. April 2020. Nach Einschätzung von Météo France sind die Böden im ganzen Land bereits ungewöhnlich trocken. Üblicherweise werde der derzeitige Zustand erst Mitte April erreicht. Die Austrocknung sei weniger stark als aus den Sommermonaten bekannt, aber für den Winter ungewöhnlich.
Verschärfend kommen laut Wetterdienst anhaltend hohe Temperaturen hinzu. Wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetze, werde der Februar der 13. Monat in Folge mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen sein. Anlass zu Besorgnis gibt auch der Blick auf die höheren Lagen. Laut Wetterdienst ist die Schneedecke in den Pyrenäen und den Alpen deutlich geringer als zu dieser Jahreszeit üblich. Das Schmelzwasser wird sowohl den Böden als auch den Flüssen fehlen. Besorgniserregend ist die Situation bereits in einigen südlichen Landesteilen.
In den Départements Pyrénées-Orientales und Var ist deshalb die Wassernutzung schon eingeschränkt worden. Auch in Norditalien hat es zu wenig Niederschlag gegeben. Wie die Tagesschau berichtete, ist der Wasserstand am Gardasee so niedrig wie noch nie zuvor. Die Gemeinden haben erste Maßnahmen zum Wassersparen erlassen; unter anderem werden die abfließenden Mengen begrenzt. Nach Angaben von Meteorologen ist in den italienischen Alpen rund ein Drittel weniger Schnee als üblich gefallen.
Konflikte schon sichtbar
2022 w ar in Frankreich nach Angaben des Wetterdienstes das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor 123 Jahren. Die Jahresdurchschnittstemperatur erreichte 14,5 Grad. Das Niederschlagsdefizit belief sich auf 25 %; seit Beginn der Messungen 1959 war es nur 1989 trockener. Rekordverdächtige Höhen erreichte der Niederschlagsmangel in Mai und Juli, als die üblichen Mengen um 60 % beziehungsweise 85 % verfehlt wurden.
Bereits jetzt ist klar, dass die Konflikte um die Nutzung der Wasserressourcen weiter zunehmen werden. Das Berufungsgericht in Bordeaux bestätigte in der vergangenen Woche die Annullierung der Genehmigung für den Bau von sechs Wasserspeichern im Département Charente-Maritime. Die Träger, zu denen auch die Landwirtschaftskammer gehört, wollen Kapazitäten zur Speicherung von insgesamt 1,6 Mio. m3 Wasser schaffen, haben aber die vom Präfekten genehmigten Mengen zur Entnahme nicht beachtet.
Schon die Vorinstanz hatte einer Klage von Umweltorganisationen stattgegeben, da die Leitlinien für die Wasserbewirtschaftung (Sdage) nicht ausreichend beachtet wurden. Im Département Landes demonstrierten unterdessen Landwirte gegen Auflagen bei der Bewässerung, nachdem die zuständigen Behörden die zulässige Entnahmemenge abgesenkt hatten.