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25.10.2014 | 07:58 | Trockenwälder und Dornbuschsavannen 

Gran Chaco in Südamerika von Abholzung und Agroindustrie bedroht

Buenos Aires - Er gilt als die größte grüne Lunge Südamerikas nach dem Amazonasgebiet: Der Gran Chaco mit seinen Trockenwäldern und Dornbuschsavannen, der sich über eine Million Quadratkilometer im Norden Argentiniens, im Westen Paraguays und im Südosten Boliviens erstreckt.

Rodung
Wälder werden abgeholzt oder einfach niedergebrannt - auch für das «grüne Gold» Argentiniens. Welche Chance hat die Waldbank? (c) proplanta
Er ist für seine Artenvielfalt bekannt und auch wegen seiner Wasserreserven ökologisch wichtig. Doch Umweltschützer schlagen Alarm: Landwirtschaft und illegale Holzfäller dringen vor.

Allein im argentinischen Teil des Großen Chaco gingen in den letzten 20 Jahren rund 35.000 Quadratkilometer Wald verloren. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert, dass zum Beispiel in der Provinz Salta im vorigen Jahr die Abholzung von 150.000 Hektar in einem Schutzgebiet genehmigt worden sei. Ähnliches geschehe in den Provinzen Chaco, Santiago del Estero und Formosa im Norden und Nordosten Argentiniens.

Seit 2009 gilt in Argentinien ein neues Waldschutzgesetz. «Die Abholzung ist seitdem leicht zurückgegangen», sagt Hernán Giardini von Greenpeace. Doch die Lage sei kompliziert. So würden auf Provinzebene Genehmigungen an der nationalen Gesetzgebung vorbei erteilt, die Kontrollen seien lasch, Bußgelder würden als Produktionskosten in Kauf genommen. «Agrarunternehmer wittern im Norden große Geschäftschancen. Die Mehrheit derer, die hier abholzen, stammt nicht aus der Region», sagt Giardini.

Auch die örtliche Bevölkerung aus Indios und Kleinbauern leide, weil sie von den fremden Großgrundbesitzern verdrängt werde. Es habe sogar schon mehrere Tote gegeben. Die industrielle Landwirtschaft wird vor allem vom Sojaanbau vorangetrieben, dem «grünen Gold» Argentiniens.

Bäume werden gefällt, ihre Stümpfe verbrannt und an ihrer Stelle Soja gesät. In den trockensten Zonen wird «Gatton panic» gepflanzt, ein Savannengras, das als Viehfutter taugt. Beim Sojaanbau werden jede Menge Düngemittel eingesetzt, die Insekten und Kleintiere vertreiben.

In einigen Teilen des Chacos sind auch sogenannte «Pflanzenvorhänge» niedergebrannt worden. Das sind Baumreihen rund um die kleinen Farmen. Sie sollen die heißen Nordwinde bremsen. «Wir sind an einem sehr kritischen Punkt des ökologischen Gleichgewichtes», beklagt Rolando Núñez vom Sozialforschungsinstitut Centro Mandela.

Der jüngste Niedergang der internationalen Rohstoffpreise, insbesondere von Soja, hat nun viele kleine Farmer in Bedrängnis gebracht. In ihrer Not verpachten sie ihre Flächen an die Großgrundbesitzer, was die Landkonzentration vorantreibt. «Die Region wird extrem abhängig von einem Monokulturmodell», warnt Núñez.

Um den Gran Chaco zu retten, müssten die bestehenden Gesetze besser angewendet und die nationale politische Ebene stärker eingeschaltet werden. Darin sind sich alle Aktivisten einig. Die Nichtsregierungsorganisation Banco de Bosques (Waldbank) geht einen Schritt weiter.

«Wir wollen ein System geobezogener Spenden schaffen, das es einem Spender mit wenig Geld erlaubt, eine bestimmte Zahl von Quadratmetern pro Monat zu retten. Wenn viele mitmachen, können wir Wälder kaufen, um sie korrekt zu nutzen oder neue Schutzgebiete zu schaffen», sagt Emiliano Ezcurra, der Chef der Organisation.

Ezcurra sieht noch weitere Möglichkeiten, mit der Natur Geld zu verdienen, ohne den Wald zu zerstören: Durch Tourismus etwa, die Honigproduktion, die Pilzzucht oder die Nutzung der Blätter der Bäume für die Parfümindustrie. «Das sind Einnahmequellen, ohne dass man für die Agrarentwicklung die Planierraupe rollen lassen oder Feuer legen muss», sagt er.

Die Waldbank hat mit einem Terrain von 40 Hektar begonnen, um den Wald in der Provinz Misiones zu retten. Ihr großes Ziel ist die Schaffung eines 150.000 Hektar großen Schutzgebiets in der Region El Impenetrable. In einigen Zonen gibt es schon zaghafte Versuche der Wiederaufforstung. Die heimischen Wälder brauchen aber Jahrzehnte, um heranzuwachsen.

«Das Problem ist: So sehr wir uns auch anstrengen wiederaufzuforsten, können wir mit der jetzigen Geschwindigkeit der Abholzung nicht Schritt halten. Wenn alle Provinzen Argentiniens so schnell abholzen würden wie in Salta, gäbe es in 30 Jahren keinen Wald mehr im Lande», warnt Greenpeace-Mann Giardini. (dpa)
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