Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.08.2013 | 11:05 | Hitzewelle 2013 

Hitze-Rekord: Erstmals über 40 Grad in Österreich

Wien - Die seit Wochen dauernde österreichische Hitzewelle lässt die Rekorde purzeln. Gleich in mehreren Orten sind am Donnerstag erstmals Werte über 40 Grad gemessen worden, wie die Zentralanstalt für Meteorologie mitteilte.

Hitzerekord 2013
(c) proplanta
Mit 40,5 Grad brachte es das niederösterreichische Bad Deutsch-Altenburg auf den höchsten Wert seit Beginn der Messungen. Auch am Neusiedler See sollen die 40 Grad geknackt worden sein. Wien vermeldete rekordhohe 39,5 Grad.

Erst vergangenen Samstag brach mit 39,9 Grad das Kärntner Drautal den seit 30 Jahren bestehende österreichischen Hitze-Rekord von 39,7 Grad. Die Zentralanstalt für Meteorologie startete in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren Messungen.

Österreich steht als eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen normalerweise für erfrischende Bergluft, saftige Wiesen und kühle Seen. Momentan ist das anders: Während es zwischen Flensburg und Garmisch endlich abkühlt, stöhnt das Alpenland weiter unter einer seit Wochen andauernden Gluthitze. Eine 35-Jährige starb nach einer Radtour in der Hitze an Herzkammerflimmern, sie war wohl die erste Tote durch die Hitzewelle.

Selbst auf 2.000 Metern Höhe wird es hochsommerlich warm, die Trockenheit richtet enorme Schäden in der Landwirtschaft an, viele Badeseen haben Badewannen-Temperatur. Abkühlung finden Touristen nur noch hoch oben auf dem Gletscher.

So kämpft der 30 Grad warme Neusiedlersee bei Wien mit einem so niedrigen Wasserstand, dass Schwimmer fast mit den Füßen im Schlamm hängen bleiben. In der aufgeheizten Alten Donau verderben ausbreitende Süßwasser-Quallen den Gästen den Badespaß. Auch die Natur verdorrt immer mehr im alpenländischen Tropen-Sommer ohne Regen: Grillen ist inzwischen selbst in der Hauptstadt Wien wegen der Trockenheit verboten. Bei Mais, Soja und Kartoffeln rechnen Landwirte teilweise mit Totalausfällen. Immer wieder brechen Waldbrände aus.

Dort, wo die Menschen Kühle vermuten, herrscht ein Riesenansturm. Bäder müssen teils wegen Überfüllung schließen. Die Hitze bringt auch in entlegene Regionen ungewohnte Touristenströme. «Wir spüren das tagtäglich, die Anfragen kommen im Minutentakt herein. Viele Menschen kommen, und sagen, dass sie weg von der Stadt wollen», sagt Barbara Eigner vom Tourismusverband des mit 24 Grad vergleichsweise kühlen Lunzer Sees in Niederösterreich dem ORF.

In sonst eher für den Wintersport bekannten - aber hochgelegenen und kühlen - Regionen wie Lech und Zürs in Vorarlberg freuen sich Touristiker über Rekorde bei den Übernachtungen. Frostige Ausflugsziele wie der Eispalast am Dachstein-Gletscher in der Steiermark oder die Eisriesenwelt in Werfen im Salzburger Land bekommen derzeit als vielbeschriebene «Kälte-Oasen» zigfach kostenlos Werbung in den Medien.

Weil bei dem Wetter kaum jemand Sport treibe, leide die Sportartikel-Branche bereits unter Umsatzeinbußen, berichtet die Wirtschaftskammer. Auch in der Gastronomie läuft es nicht besonders: «Die Leute setzen sich erst bei Sonnenuntergang in die Schanigärten (Biergärten). Und dann trinken sie auch lieber Wasser statt Bier», sagt Branchensprecher Wilhelm Turecek im ORF.

Im aufgeheizten Wien - das auch in der Nacht kaum noch abkühlt - bleibt schwitzenden Städtereisenden nur noch der Gang in die Tiefe. Selbst im Stephansdom ist es derzeit an manchen Tagen fast 30 Grad warm, dafür sorgen die Katakomben darunter für Gänsehaut. Mit der «Coolen Sommer-Aktion» will die Stadt Besucher zum Besuch des konstant 18 Grad kühlen Kanalsystems bewegen: Ist es um acht Uhr morgens in der Innenstadt bereits über 21 Grad warm, gibt es die Karten für die unterirdische «Dritte-Mann-Tour» auf den Spuren des Filmklassikers billiger. «Das schaffen wir seit Wochen fast jeden Tag», sagt Sprecher Patrick Timmelmayer.

In der Hitzewelle lange kein Geheimtipp mehr ist die Kapuzinergruft: In der Begräbnisstätte der Habsburger können sich Hitzegeplagte bei konstant 14 Grad zwischen den Gebeinen von unter anderem 12 Kaisern und 19 Kaiserinnen ausruhen. In den nächsten Tagen  hofft Österreich allerdings auf langersehnte Abkühlung - dann soll es «nur noch» bis zu 30 Grad warm werden. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Heißester Apriltag in Tel Aviv seit 85 Jahren

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Auch März mit weltweitem Hitzerekord

 Sommerwochenende mit Wärmerekord mitten im April

 Zwischen Frühlingsgefühlen und Hitzestress - Ungewöhnlich warm für April

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken