Lange galt er als ausgestorben, inzwischen ist er im Harz wieder heimisch: der Luchs. Möglich gemacht hat das ein Auswilderungsprojekt. Nun soll die Wildkatze weitere Gebiete zurückerobern. (c) kjekol - fotolia.com
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) begleitete die Aussetzung der Jungluchsin und bezeichnete sie als wichtigen «Meilenstein innerhalb des Luchsmanagements in Niedersachsen.» Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Niedersachsen galt die Art in dem Bundesland lange Zeit als ausgestorben.
Die Jungluchsin F14 stammt aus der Population, die zwischen 2000 und 2006 im Harz angesiedelt wurde. Bisher wurden zwölf Waisentiere aus dem Harz auch dort wieder ausgesetzt - nun erstmals in einer anderen Region. «So wird die Überlebenswahrscheinlichkeit gesteigert», teilte das Ministerium mit, denn im nicht weit entfernten Solling sei der Konkurrenzdruck durch Artgenossen geringer. Seit 2013 werden den Angaben nach im Solling regelmäßig Luchse gesichtet. Die jetzt ausgesetzte, etwa 15 Kilogramm schwere Luchsin soll 18 Monate einen Halsbandsender tragen, um herauszufinden, wo genau sie sich ansiedelt.
Dem Harz-Vorkommen gehören laut dem Luchsfachmann des Nationalparks Harz, Ole Anders, inzwischen über 100 Tiere an, die eine Fläche von rund 900 Quadratkilometern bevölkern. Eine größere Gefahr für den Menschen gehe von der Wildkatze nicht aus. Trotz der wachsenden Population im Harz sei etwa die Zahl der Tierrisse durch Luchse nicht gestiegen.
Die Aussetzung im Solling stärke die Luchspopulation in Niedersachsen und verbessere die Chancen für eine Ausbreitung der Tiere in den hessischen Reinhardswald hinein, sagte die BUND-Landesgeschäftsführerin Tonja Mannstedt. Für das Überleben der Luchse in Deutschland sei es wichtig, dass sie sich vernetzen könnten und ihre Population vergrößerten. Für die dauerhafte Ansiedlung im Solling sei die rasche Entwicklung des Wildnisgebiets als künftiger Lebensraum allerdings wichtig, mahnte Mannstedt.
Viele Luchspopulationen in Europa sind wegen mangelnder Vernetzung untereinander bedroht - es besteht Inzuchtgefahr, so Experte Anders. Naturschützer fordern deshalb auch den Bau neuer Wildtierbrücken. Europäische Luchsexperten denken zudem über Umsiedelungen einzelner Tiere nach, um frisches Blut in einzelne Populationen zu bringen. Das Wildnisgebiet Solling umfasst eine über zehn Quadratkilometer große Waldfläche und soll künftig komplett sich selbst überlassen werden. Zuvor sollen aber noch einige Nadelholzbäume entnommen und stattdessen heimische Laubbäume gepflanzt werden.