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09.08.2023 | 05:41 | Wasserknappheit 

Mineralwasser: Konzerne und Behörden sehen Ressourcen nicht gefährdet

Wolfhagen/Gießen - Für die Mineralwasserherstellung werden große Mengen an Wasser aus den Tiefen Hessens gepumpt. Produzenten und Behörden sehen aber trotz zunehmender Trockenheit und sinkender Grundwasserspiegel keinen Grund zur Sorge.

Wassermangel
In Hessen fördern Mineralwasser-Produzenten Millionen Kubikmeter Wasser. Gleichzeitig schränken Kommunen die Wasserentnahme aus öffentlichen Gewässern wegen Trockenheit ein. Wie passt das zusammen? (c) proplanta
Hessen sei grundsätzlich ein wasserreiches Bundesland. «Nur ein Bruchteil von diesem Wasser fließt in die Produktion von Getränken und Lebensmitteln», erklärte ein Sprecher des Discounters Aldi Nord. Das Unternehmen übernahm im vergangenen Jahr den Mineralwasser-Produzenten Vitaqua im nordhessischen Breuna (Landkreis Kassel). An dem Standort bezieht es dem Sprecher zufolge Wasser aus städtischen Brunnen gegen Entgelt von der Gemeinde Wolfhagen.

Bislang habe der Nutzungsvertrag zwischen Vitaqua und den Regionalwerken Wolfhagen (RLW) ein Lieferung von bis zu 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser vorgesehen. Im neuen Wasserrechtsantrag seien die Entnahmerechte auf 1,5 Millionen Kubikmeter angepasst worden. Ein Kubikmeter entspricht 1.000 Liter. Mit dem Wasser, das maximal entnommen werden darf, lassen sich über acht Millionen Badewannen mit einem Fassungsvermögen von 180 Litern füllen.

«Dieses Niveau ist notwendig, um den langfristigen Lieferverpflichtungen nachkommen zu können», erläuterte der Sprecher. Die Einschätzungen der Hydrogeologen gingen von langfristig stabilen Pegelständen in Breuna aus. Auch die RLW sehen keinen Grund zur Sorge. «Bisher erreichte der Getränkeabfüller die maximal erlaubte jährliche Entnahmemenge von 1,8 Millionen Kubikmetern Wasser in keinem Jahr», teilte ein Sprecher mit. Durchschnittlich rund drei Viertel dessen seien entnommen worden.

«Eine Steigerung der Entnahme über das genehmigte Volumen hinaus ist ausgeschlossen», erklärte er. Das Trinkwasser für die Wolfhager Bürgerinnen und Bürger und für die Getränkeproduktion werde tiefen Schichten entnommen. «Dadurch wirken sich die klimatischen Gegebenheiten der letzten Jahre und die aktuelle Situation hier bislang nicht aus.»

An den westlichen Ausläufern der Rhön fördert das Unternehmen Rhönsprudel am Standort Ebersburg-Weyhers (Landkreis Fulda) mineralisiertes Grundwasser, das sich mit Kohlensäure mischt und natürlich austritt. Im vergangenen Jahr entnahm das Unternehmen dort nach eigenen Angaben knapp 490.000 Kubikmeter Wasser und schöpfte damit das laut wasserrechtlicher Genehmigung mögliche Kontingent von rund 793.000 Kubikmetern nicht aus.

Rhönsprudel entnehme niemals mehr Wasser, als auf natürlichen Wege nachfließe, betonte das Unternehmen. «Um dies zu gewährleisten und unsere Quellen zu schützen, kontrollieren wir engmaschig die Quantität und Qualität unserer Quellen und erfassen dabei beispielsweise Werte wie die Grundwasserneubildungsrate», erklärte Marketingleiter Jürgen Bühler. Zudem überwache die zuständige Wasserbehörde die Einhaltung der Entnahmemengen.

Mineralwasser habe einen natürlichen Schutz vor kurzfristigen Auswirkungen durch Trockenheit oder Dürren, sagte Bühler. Das liege daran, dass Mineralwasser aus sehr viel tieferen Grundwasserstockwerken gewonnen werde, die zudem vor Verunreinigungen geschützt seien. «Unsere jüngeren Quellen sind mehrere Jahrzehnte alt, die älteren Quellen existieren bereits über hundert Jahre.»

Im Regierungsbezirk Gießen gibt es den Angaben zufolge drei Mineralwasserbetriebe, die Grundwasser unmittelbar für die Getränkeherstellung entnehmen. «Die Betriebe verfügen jeweils über mehrere Wassergewinnungsanlagen», erläuterte ein Sprecher. Für jede Anlage gibt es ein gesondertes wasserrechtliches Zulassungsverfahren. Die Erlaubnis werde dann im Regelfall befristet und mit festgelegten Höchstmengen erteilt.

Die drei Betriebe im Regierungsbezirk Gießen fördern den Angaben zufolge Grundwasser aus derzeit 18 Brunnen. Die Spannbreite der jährlichen Entnahmemengen reiche von etwa 10.000 bis 200.000 Kubikmeter pro Jahr und Unternehmen, teilte die Behörde mit. Es sei grundsätzlich möglich, auch während der Laufzeit eine wasserrechtliche Zulassung anzupassen, erläuterte der Sprecher. Bisher sei dies jedoch nicht nötig gewesen. «Konkrete Schritte diesbezüglich sind derzeit auch nicht geplant.»

Ein Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt erklärte: «Grundsätzlich wird eine Grundwasserentnahme nur in der Höhe zugelassen, in der das entsprechende nutzbare Grundwasserdargebot vorhanden ist und dieses auch umweltschonend sowie ohne negative Auswirkungen auf Natur und Umwelt gewonnen werden kann.» In dem Regierungsbezirk hätten vier Getränkehersteller die Erlaubnis für die Entnahme von Grundwasser.

Die Hassia Mineralquellen beispielsweise hätten Wasserrechte für insgesamt 33 Brunnen. Von der genehmigten Fördermenge von 965.000 Kubikmetern im Jahr seien in den vergangenen drei Jahren jeweils zwischen 540.000 und 580.000 Kubikmeter entnommen worden, teilte das Regierungspräsidium mit. Durch die Nutzung dieser Brunnen seien den Behörden keine negativen Auswirkungen bekannt.
dpa/lhe
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