Umweltministerin Ulrike
Höfken (Grüne) reagierte am Montag darauf und forderte Unternehmen wie die
BASF und das Kraftwerk Mainz-Wiesbaden auf, weniger Rheinwasser zur
Kühlung zu nutzen. «Das warme Wasser hat negative Auswirkungen auf das
Ökosystem im Fluss», sagte Höfken. Nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde lag die Temperatur des Rheins am Montag bei etwa 28 Grad an Messstellen in Mainz und Koblenz. Höfken rechnet aber noch nicht mit einem Fischsterben. Der Sauerstoffgehalt im rheinland-pfälzischen Teil des Rheins sei hoch und die Abflussmenge ausreichend.
An diesem Dienstag soll die
Hitzewelle nach Prognosen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach mit Temperaturen bis 39 Grad ihren Höhepunkt erreichen. Dann könnte es zu teils kräftigen Schauern und Gewittern kommen. Nennenswerte Abkühlung verspricht das aber nicht: Mit Höchstwerten bis 33 Grad bleibt es nach DWD-Angaben auch am Mittwoch und Donnerstag warm.
Die BASF hatte bereits in der vergangenen Woche wegen der hohen Temperatur und des gesunkenen Rheinpegels einen Teil ihrer Produktion gedrosselt. Sie hatte deshalb die Möglichkeit von Lieferengpässen gesehen. «Wir sind im ständigen Austausch mit der Behörde», sagte ein Sprecher. Nach Angaben des Energiekonzerns gibt es eine gesetzliche Vorgabe, nach der nur eine begrenzte Menge Kühlwasser entnommen werden darf, nämlich 225.000 Kubikmeter pro Stunde. Derzeit werden dem Sprecher zufolge 221.000 Kubikmeter Wasser pro Stunde entnommen.
Fische, Muscheln und andere Gewässerorganismen können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. «Die Folge daraus ist, dass sie kräftiger atmen müssen», erklärte die Umweltministerin. «Für Fische und für Wirbellose wie etwa Muscheln ergibt sich hieraus eine zunehmend gefährliche Stresssituation.» Darum müssten alle Maßnahmen ergriffen werden, die die Situation entschärfen könnten.
Insbesondere Fische litten unter den hohen
Wassertemperaturen, sagte der Leiter des Referats Gewässerökologie und Fischerei beim Landesamt für Umwelt, Lothar Kroll, der Deutschen Presse-Agentur. Wegen der hohen Temperaturen verbrauchten sie mehr Energie zum Atmen, fräßen aber weniger und würden dadurch zunehmend «hinfälliger». Vereinzelt seien bereits tote Fische in der Nähe von Altrhein-Gewässern gefunden worden.
Der Wasserstand des Rheins sinkt durch die anhaltende Trockenheit weiter: In Kaub lag der Wasserstand am Montag bei 74 Zentimeter. Um die tatsächliche Tiefe der Fahrrinne zu ermitteln, müsse man als Faustregel 1,12 Meter addieren, sagte Ralf Schäfer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Bingen. Die Fahrrinne bei Kaub sei also derzeit etwa 1,86 Meter tief. Für diesen Freitag prognostiziert er einen Pegel von 63 Zentimetern. «Das ist aber noch weit von dem Rekordjahr 2003 entfernt», sagte Schäfer. Damals lag der Kauber Pegel bei 34 Zentimeter.
Der Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND) Rheinland-Pfalz warnte vor einem weiteren Temperaturanstieg aufgrund der niedrigen Wasserstände. «Je weniger Wasser in den Flüssen ist, desto schneller erwärmen sie sich», sagte eine Sprecherin. Um «große ökologische Schäden» zu verhindern, forderte sie einen Stopp der Einleitung von Industriebetrieben und Kraftwerken. Eine längere Überschreitung der für die Gewässerökologie gefährlichen Temperatur von 28 Grad kann nach Ansicht des
BUND große ökologische Schäden verursachen.
Auch viele rheinland-pfälzische Gemeinden rufen ihre Bürger zum Wassersparen auf: Die Hitze und der hohe Wasserverbrauch brächten die Wasserversorgung an die Grenzen der Belastbarkeit, teilte die Verbandsgemeinde Montabaur mit.
Die Kreisverwaltung Cochem-Zell war vergangene Woche noch einen Schritt weiter gegangen und hatte ihren Bürgern verboten, den eigenen Rasen zu bewässern. Auch die Feuerwehren dürfen vorerst kein Wasser mehr für Übungen nutzen. Bürger, die diese Anordnung nicht einhalten, müssen mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro rechnen. Bisher habe man keine Bußgelder verhängen müssen, hieß es aus der Kreisverwaltung. Es habe auch keine wütenden Anrufe gegeben. «Die Bürger zeigen Verständnis für die Maßnahmen», sagte eine Sprecherin am Montag. Die Anordnung gelte bis auf Weiteres.