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16.12.2011 | 13:23 | Unwetter 16-12-2011 

Sturmtief wütet in Süddeutschland

Berlin/Offenbach - Sturmtief «Joachim» hat auf seinem Weg durch Deutschland für teils chaotische Verhältnisse gesorgt.

Sturmtief Joachim
(c) proplanta

Vor allem im Süden ließ «Joachim» mit Wind, Schneefall und Starkregen die Muskeln spielen. Bei Neuschnee und glatten Straßen waren die Staus im Sauer- und Siegerland bis zu 20 Kilometer lang, auch in Thüringen häuften sich nach heftigen Schneefällen Verkehrsprobleme. Mehrere Menschen wurden schwer verletzt. Im Hunsrück standen Straßen unter Wasser, in der Südwestpfalz wurde der Bahnverkehr wegen umgestürzter Bäume zeitweise gestoppt. In Frankfurt am Main bremste «Joachim» den Flugverkehr, an anderen Airports fielen Flüge aus.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab Unwetterwarnungen vor heftigen Schneefällen, Dauerregen und schwerem Sturm heraus. Der Kern des Tiefs, in dem vergleichsweise moderate Böen der Stärke 7 wehten, zog vom Rheinland über das südliche Niedersachsen weiter zum Oderbruch. «Joachim» werde nicht so heftig wie «Kyrill», der im Januar 2007 in Deutschland und Europa verheerende Schäden angerichtet hatte.

Wenn «Joachim» durchgezogen ist, soll es stürmisch bleiben und gleichzeitig deutlich kälter werden. Am Wochenende sinkt die Schneefallgrenze vor allem im Süden und Südosten bis ins Flachland.

Auf dem Feldberg im Schwarzwald erreichten die Orkanböen eine Geschwindigkeit von bis zu 156 Kilometern pro Stunde. Der Sturm entwurzelte Bäume in Baden-Württemberg. Sie blockierten Bahnstrecken und Straßen: Im Südwesten des Schwarzwaldes wurden Regenfälle von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter erwartet. Der Wetterdienst warnte vor Erdrutschen, Überschwemmungen von Straßen und Schneefällen. Bei Dauchingen entgleiste ein Nahverkehrszug, weil er auf einen umgestürzten Baum fuhr. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

In Südthüringen passierten auf den winterlich weißen Straßen viele Unfälle. In Mönchsberg rutschte ein mit 15 Kindern besetzter Schulbus auf dem Weg zur Schule gegen eine Mauer. Kinder und Fahrer blieben unverletzt. Im Laufe des Tages entspannte sich die Lage aber wieder, wie ein Polizeisprecher sagte. «Die Straßen sind wieder schwarz.»

Für Rhein und Mosel gab es - nur wenige Wochen nach der November-Dürre - eine Hochwasserwarnung der rheinland-pfälzischen Behörden. Am Freitag standen in Rheinland-Pfalz wegen Starkregens zahlreiche Straßen unter Wasser. «Die Bäche neben den Straßen laufen einfach über», sagte ein Polizeisprecher. In der Südwestpfalz war nach dem Ausfall der Regionalzüge auch kein Notverkehr mit Bussen möglich, weil umgestürzte Bäume Straßen blockierten. Die Behörden rieten zudem von Waldspaziergängen ab.

In Neustadt/Weinstraße drehte eine Windböe einen Geländewagen aufs Dach - die vier Insassen wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt. Die Autobahn 61 war am Vormittag nahe Alzey zeitweise voll gesperrt, da mehrere Anhänger umgeweht worden waren. Ein Lastwagen drohte gar von der Brücke zu fallen, wie die Polizei mitteilte.

In Saarbrücken wurden Bäume entwurzelt und Straßen sowie Keller überflutet. Baustellenschilder und Verkehrszeichen wurden umgeworfen, eine Ampel wurde beschädigt. Zeitweise wurde auch hier der Bahnverkehr teilweise eingestellt. In Friedrichshafen am Bodensee und im sächsischen Chemnitz wurden die Weihnachtsmärkte wegen des Sturms geschlossen.

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt gab es einzelne Verspätungen, aber keine Ausfälle. In Berlin fiel bei starkem Wind der erste Schnee. Unterdessen erreichte die Schlechtwetterfront Tschechien und machte manche Straßen unpassierbar. Die Autobahn D8 in Richtung Dresden war am Freitag zeitweise blockiert, weil der Verkehr im Erzgebirge im Schneetreiben steckenblieb, meldete das tschechische Fernsehen.

Bei einem Ausläufer des Sturmtiefs kam im Südosten Spaniens ein Rentner ums Leben. Der 70-Jährige wurde nach Angaben der Behörden am Freitag in Almansa beim Einsturz des Dachs seines Wohnhauses von Trümmern erschlagen. Im Baskenland wurden neun Menschen unter anderem von herabstürzenden Teilen verletzt.

In Frankreich tobte sich «Joachim» bereits in der Nacht aus. In dem Sturm strandete vor der Südküste der französischen Bretagne der unter Malta-Flagge fahrende Frachter «TK Bremen». Die Behörden lösten Umweltalarm aus, da Öl auslief. Das rief Erinnerungen an die Ölpest nach der Havarie der «Erika» im Jahr 1999 wach. «Im Rumpf gibt es ein Loch, der Ölfilm ist mittlerweile einen Kilometer lang und fünf Meter breit», sagte die Bürgermeisterin von Erdeven, Marie-Françoise Le Jossec, dem Sender BFM. Die Tanks sollten ausgepumpt werden. Der Frachter sei abgesehen von 220 Tonnen Treibstoff weitgehend leer.

In Westfrankreich fiel nach Regierungsangaben in rund 400.000 Haushalten der Strom aus, davon 100.000 in der Bretagne. In Straßburg blieb der Weihnachtsmarkt am Freitag geschlossen - auf Anordnung der Stadtverwaltung. Die bis zu 110 Kilometer starken Windböen könnten für Menschen gefährlich werden, sagte ein Sprecher. Um den 30 Meter hohen Weihnachtsbaum im Zentrum wurde eine Absperrung errichtet.

Auch in Großbritannien kehrte am Freitag der Winter ein, einige Flüge fielen aus. Im schottischen Glasgow wurden sechs Zentimeter Schnee gemessen, in Nordirland vier Zentimeter. Auch im Südosten der Region um London schneite es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. (dpa)

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