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03.10.2013 | 06:31 | Hochwasserschutz in Thailand 

Thailand hat sich gegen erneute Flut gewappnet

Bangkok - Seit einer Woche steht das Baan-Khun-Phra-Gästehaus in der thailändischen Stadt Ayutthaya knietief unter Wasser. Besitzer Jirapah Sranthongon ist frustriert.

Katastrophale Überschwemmungen
(c) proplanta
Denn schon vor zwei Jahren suchten die schwersten Überschwemmungen in der Geschichte des südostasiatischen Landes die historische Tempelstadt heim. Auch deutsche Experten sind dort seither an der Restaurierung beteiligt.

Damals stand das Wasser in Jirapahs Herberge zwei Meter hoch. Dass die Behörden fähig sind, Überflutungen zu verhindern, daran glaubt er nicht: «Im vorigen Jahr haben sie uns vor Hochwasser gewarnt, und es gab keines. Diesmal gab es keine Warnung, aber Überschwemmungen.»

König U-Thong gründete Ayutthaya 1351 und machte es zur Hauptstadt seines Reiches. Die Lage wählte er mit Bedacht, wie Chaiyanand Busayarat vom Geschichtspark Ayutthaya erklärt: Die Stadt mit seiner zwölf Kilometer langen Stadtmauer lag zwischen zwei Flüssen - die jährlichen Überschwemmungen machten das Land fruchtbar und waren auch militärisch von Vorteil. Belagerer mussten beim Eintreffen des Hochwassers das Weite suchen. Mehr als 400 Jahre funktionierte das Konzept - bis die Stadt bei einer Invasion aus Birma zerstört wurde.

Als vor zwei Jahren die Wassermassen Ayutthaya erreichten, war das Unesco-Weltkulturerbe ihnen hilflos ausgesetzt. 128 archäologische Stätten standen unter Wasser. Tropenstürme hatten Dämme zum Bersten volllaufen lassen. Wasser musste in den Chao-Praya-Fluss abgelassen werden, der durch Ayutthaya und Bangkok fließt. Weite Teile des Landes wurden überschwemmt und mehrere Industriegebiete zerstört. Die Fluten gelangten auch in die Vorstädte der Millionenmetropole Bangkok.

Mehr als 800 Menschen kamen ums Leben. Der wirtschaftliche Schaden belief sich nach Schätzungen der Weltbank auf mehr als 33 Milliarden Euro. Monatelang waren weltweite Lieferketten für die Auto- und Elektronikindustrie unterbrochen.

Es war eine teure Lektion für Thailand. Die Regierung kündigte daraufhin ein milliardenschweres Hochwasserschutzprogramm an: Es sieht unter anderem den Bau von Kanälen vor, die über Hunderte Kilometer Wasser direkt ins Meer umleiten. Auch 20 neue Staudämme und die Reparatur mehrerer Deiche sind vorgesehen. Und das alles innerhalb von fünf Jahren. Es gibt Widerstände von Umweltschützern, der Zeitplan wackelt.

Umgesetzt wurde inzwischen eine wichtige - und preiswerte - Reform: Die Behörden senkten den Höchstpegelstand für die 33 großen Staudämme des Landes. Dieser legt fest, ab wann Wasser abgelassen werden muss. Nie wieder soll ein Damm bis zum Bersten volllaufen.

Die beiden wichtigsten Staudämme, die damals um diese Zeit bereits fast zu 100 Prozent voll waren, haben noch mehr als 40 Prozent Kapazität. Die Deiche am Chao-Phraya-Fluss durch Bangkok sind erhöht worden. Anders als damals ist im Golf von Thailand kein Hochwasser - so kann das Überschwemmungswasser ungehemmt abfließen, versichern die Behörden.

All das kann zwar die Folgen von Überschwemmungen lindern, diese aber nicht verhindern. «Langfristig kann man nur versuchen, dem Wasser Platz zu geben», sagt Nipon Poapongsakorn von Thailands Entwicklungsforschungsinstitut. Irgendwo werde irgendjemand unweigerlich nass werden. Aber es koste zum Beispiel weitaus weniger, Besitzer von landwirtschaftlichen Flächen zu entschädigen, als Schäden in dicht besiedelten Gebieten zu bezahlen.

Für Ayutthaya hatte die Katastrophe aber auch etwas Gutes: Dank der Hilfsgelder aus dem In- und Ausland für Aufräumarbeiten können notwendige Restaurierungen angegangen werden. Für vieles habe zuvor das Budget gefehlt, sagt Chaiyanand.

Ausländische Wissenschaftler unterstützen ihre thailändischen Kollegen. Ein deutsches Team etwa repariert den Stuck am Turm des Wat-Ratcha-Bura-Tempels. Teamleiter Professor Hans Leisen von der Fakultät für Kulturwissenschaften der Fachhochschule Köln wollte eigentlich an den Stuckreliefs an der Basis des Tempels arbeiten, aber da diese kaum beschädigt waren, wandte man sich dem Turm zu.

Regen ist dort die weitaus größere Gefahr, wie Mitarbeiterin Daniela Annika Klumpp sagt. «Deswegen haben wir unsere Arbeit weiter nach oben auf der Stupa verlegt.»

Viele der 1,6 Millionen Besucher im vergangen Jahr halfen bei den Aufräumarbeiten, erzählt Pramoth Supyen vom Tourismusbüro in Ayutthaya. Auch das Hochwasser habe einen reinigenden Effekt gehabt: «Die Flut hat viel Müll weggeschwemmt.» (dpa)
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