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02.12.2011 | 15:12 | Novemberwetter 

Trockener November: Gut für Feldhasen, schlecht für Skihasen

Berlin - Hasen nützt es, Schiffer lavieren, Wintersportler bangen: Mit weniger als drei Millimeter Niederschlag im Schnitt war der November der trockenste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881.

Feldhase
(c) Wolfgang Kruck - fotolia.com
Und in den Bergen war es seit 130 Jahren noch nie so warm zu dieser Zeit. Während Wildtiere wie der Hase von der milden Wetterlage profitieren, müssen Kapitäne mit Niedrigwasser in den Flüssen kämpfen und Wintersportler damit klarkommen, dass der alpine Ski-Kalender wegen Schneemangels durcheinander kommt.

Einige der 2.000 Messstationen des deutschen Wetterdienstes registrierten im gesamten November keinen einzigen Tropfen Regen.

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Trockenheit und dem Klimawandel möchte der Deutsche Wetterdienst (DWD) zunächst aber nicht ziehen. Die Kurve der Novemberniederschläge seit 1881 sei extrem zackig und weise keine klare Richtung auf, hieß es am Donnerstag beim DWD. Der November war mit 4,5 Grad Celsius auch um 0,5 Grad wärmer als im langjährigen Mittel (1961 bis 1990).

Er übertraf nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes (DWD/Offenbach) sogar den bisherigen Rekordhalter, den April 1893, an dem 3,65 Liter Niederschlag pro Quadratmeter (l/m2) fielen.

Im November 2011 prasselten in Deutschland im Schnitt nur 3 Liter Wasser auf den Boden. Zum Vergleich: Bislang reichte die Spanne der Niederschläge in dem Monat von 10 Litern im November 1920 bis 134 Litern im November 1944.

Die Sonnenscheindauer lag mit durchschnittlich 95 Stunden um 75 Prozent über dem November-Mittelwert. In Chemnitz schien die Sonne mit 164 Stunden am längsten.

Schnee ist da Mangelware. Nicht einmal Deutschlands höchster Berggipfel zeigte sich zum meteorologischen Winterbeginn am 1. Dezember in weißer Pracht: «Die Zugspitze weist lediglich Schneeflecken auf», sagte Christian Freuer vom DWD in München. Mit gut 50 Stundenkilometern umwehte ein mäßiger Wind das Gipfelkreuz in 2.962 Metern Höhe. Auch die Temperatur auf der Zugspitze war mit minus vier Grad für die Jahreszeit und die Region fast frühlingshaft warm.

Im Oberen Mittelrheintal erwarten Experten weiterhin sinkende Wasserstände. Der Rhein in diesem Abschnitt hat wegen des ungewöhnlich trockenen Wetters seit einigen Wochen einen sehr niedrigen Wasserstand. Der Pegelstand-Minusrekord bei Kaub - 35 Zentimeter im Jahr 2003 - könnte demnächst unterschritten werden. Die großen Frachter auf dem Rhein können nur mit etwa einem Fünftel ihres normalen Ladegewichts verkehren. Auch der Wasserstand der Weser in Hann. Münden ist wegen fehlender Niederschläge nicht mehr weit vom Rekordtief entfernt.

Bangen bei Wintersportlern: Die Organisatoren im thüringischen Oberhof prüfen derzeit alle Möglichkeiten, um auch ohne ausreichenden Schneefall die Tour de Ski der Langläufer am 29. und 30. Dezember sowie den Biathlon-Weltcup vom 4. bis 8. Januar realisieren zu können. «Wenn wir auf die gegenwärtige Witterungslage schauen, fangen wir an, nicht mehr so gut zu schlafen», sagte die Präsidentin des Thüringer Skiverbandes, Sabine Reuß.

In Ruhpolding dagegen ist die Nachtruhe der Wintersport-Organisatoren gesichert, denn dort trainieren die Biathleten des Deutschen Skiverbandes auf altem Schnee: Das weiße Band der Trainings-Loipe in der Chiemgau-Arena kommt aus einem Depot mit Restschnee des vergangenen Winters 2010/11.

Den Betreibern von Eislaufbahnen machen die andauernd milden Temperaturen zu schaffen: «Wir bewegen uns an der Grenze des Möglichen», erklärte Andreas Deilmann, der eine Eisbahn in Münster betreibt. In Düsseldorf warten die Verantwortlichen auf kälteres Wetter für ihre Open-Air-Eisbahn: «Ideal wären minus zehn Grad. Dann müssten wir die Bahn kaum noch kühlen.» In Kölns historischer Altstadt haben Schlittschuhläufer jetzt schon 1.200 Quadratmeter Platz, um sich warmzulaufen - Kühlaggregate und Kühlleitungen erlaubten dort das Eismachen auch bei plus 17 Grad Celsius.

Bedenken bei manchen Hoteliers: Zum Fest und für den Jahreswechsel gibt es in den Touristengegenden wie dem Erzgebirge zwar fast kaum noch freie Betten. Allerdings könnte der fehlende Schnee den Gastwirten doch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Ines Nebelung von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen sagte der dpa: «Viele wollen ihren Kurzurlaub mit Skifahren verbinden» - und warten in der Hoffnung auf Schnee bis zur letzten Sekunde mit der Buchung.

Auf Ostdeutschlands höchstem Berg - dem 1.215 Meter hohen Fichtelberg in Oberwiesenthal - ist jedenfalls alles für die Wintersaison vorbereitet: Lifte sind startklar, Schneekanonen, Pistenbullys und Motorschlitten warten auf ihren Einsatz - nur der Schnee fehlt.

Strahlende Gesichter dagegen an der norddeutschen Küste: Die Vermieter von Ferienwohnungen und -häusern auf der Nordseeinsel Föhr «waren begeistert vom November», sagt Sandra Lessau, Marketingleiterin bei Föhr Tourismus. «Eine Vermietungsagentur hat fast das Doppelte an Buchungen wie im Vorjahr.»

Auch Meister Lampe gehört zu den Gewinnern des extrem trockenen Herbstes. Als oberirdisch lebendes Steppentier profitiere er sehr vom Ausbleiben der Nässe, sagte der Wildbiologe des Landesjagdverbands Baden-Württemberg, Klaus Lachenmaier. Die sonst übliche nasskalte Witterung mache das Tier anfällig für Krankheiten. So aber könne der Hase in bester Verfassung in den Winter gehen. «Je trockener der Herbst, desto besser für den Hasen.» (dpa)
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