Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
08.01.2011 | 11:14 | Hochwassergerfahr 

Wettlauf gegen das Hochwasser - mit und ohne Eis

Frankfurt (Oder)/Koblenz - Weiß soweit das Auge reicht: Auf der unteren Oder - Grenzfluss zwischen Deutschland und Polen - türmen sich Eisschollen.

Hochwasser 2011
(c) proplanta
Für Spaziergänger ein Naturschauspiel, für die deutsch-polnische Eisbrecherflotte viel Arbeit. Die Eisbrecher zerstören die eisige Pracht, um die Hochwassergefahr zu bannen. Den Besatzungen sitzt die Zeit im Nacken. Der Deutsche Wetterdienst warnte am Freitag weiter vor Tauwetter und Hochwasser. Auch am Rhein, am Neckar und an der Mosel sowie an vielen Bächen steigt das Wasser.

Für die Brandenburger Eisbrecher wird die Arbeit zu einem Wettrennen: Die noch etwa 27 Kilometer lange Eisdecke der Oder muss aufgebrochen sein, bevor die Massen aus dem zunächst noch zugefrorenen polnischen Nebenfluss Warthe sie erreichen. Fünf Eisbrecher fahren bei Schwedt immer wieder vor und zurück, um die Schollen zu zerkleinern.

«Das Eis muss weg», sagt Hans-Jürgen Heymann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) Eberswalde. Erst mit dem Tauwetter ist der Aufbruch möglich, sonst frieren die Schollen rasch wieder zusammen.

«Die Lage auf der Oder ist stabil, aber sehr, sehr ernst», sagt der Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg, Matthias Freude. Das Wasser steige langsam. Der Pegel zeigte am Freitag in Hohensaaten- Finow einen Wasserstand von 7,53 Meter und war damit höher als zur Jahrhundertflut 1997. Die Eisbrecher kämen nur langsam voran, berichtet er. Bis die Eisdecke geöffnet sei, dauere es mindestens noch zwei Tage.

Die größte Sorge bereitet ihm das Warthe-Eis. Sollte es abreißen, würde sich der Wasserstand in der Oder um mindestens 80 Zentimeter erhöhen. Die Eisbrecher müssten eher da sein als die Schollen. Aber: «Der Ausgang ist unvorhersehbar.»

Mit aller Macht strömt derzeit die Mosel am Deutschen Eck in den Rhein. In Koblenz lässt sich erahnen, wie viel Wasser sich seinen Weg durch die Moselschleifen bahnt. Bis zum Dienstag soll hier ein Pegel von etwa acht Metern erreicht werden und Wasser bis in die Altstadt laufen. Noch haben die Ströme aber die Uferpromenaden nicht erreicht.

Von Ruhe vor dem Sturm kann aber keine Rede sein. Die Arbeiter der Bundesgartenschau, die in diesem Jahr mitten in Koblenz stattfindet, sind eifrig dabei, Zäune und Baumaterialien mit schwerem Gerät wegzuschaffen. Das Buga-Ausstellungsgelände ist zwar von hohen Mauern geschützt, noch stehen aber auch ein paar Holzhütten der Veranstalter in Moselnähe, dabei steigt der Wasserstand rasant an. «Als wir morgens um 7 Uhr angefangen haben, hatte die Mosel noch bestimmt eineinhalb Meter weniger», berichtet ein Bauarbeiter.

Richard Ladwein, ein Geschäftsmann aus Trier, nutzt einen Termin in Koblenz, um einen Blick auf das Wasser zu werfen. «Das wird eine größere Sache werden», ist er sich sicher. Die Moselaner seien zwar an Hochwasser gewöhnt, aber Wasser habe nun mal eine «immense Kraft». «Das bringt immer Gefahren und Zerstörungen mit sich, das wird leider oft auch unterschätzt», sagt Ladwein. Die Feuerwehr baut vorsichtshalber in einigen Stadtteilen bereits Stege.

Im Oderbruch werden derweil die nagelneuen Deiche mit 200 Betonplatten an zwei Abschnitten verstärkt. So sollen sie geschützt werden, damit sich die Schollen aus der Warthe nicht in den Deich fräsen, sagt Landesumweltamt-Präsident Freude. «Die Platten haben sich 2002 an der Elbe extrem bewährt.» (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Stürmisches Tauwetter zum Wochenstart - Hochwassergefahr steigt

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken