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16.01.2011 | 10:30 | Wetterextreme 

Zunehmende Fluten auch durch Klimawandel

Berlin - Die Welt wird heißer und feuchter. 2010 war neben dem Jahr 2005 das weltweit wärmste Jahr seit Messbeginn und zugleich das niederschlagsreichste.

Immer mehr Fluten
(c) proplanta
Die Zunahme verheerender Fluten sei zum Teil auch mit der Erderwärmung zu erklären, sagt Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa:


Führen Sie die zunehmenden Fluten wie die in Pakistan, Kolumbien, Südostasien, Australien und nun Brasilien auf den Klimawandel zurück?

Rahmstorf: «Solche Extremereignisse sind immer eine Kombination aus den Zufällen des Wetters und der längerfristigen Klimaentwicklung, also der globalen Erwärmung. Die Häufigkeit von Extremereignissen hat in der Tat zugenommen, das haben eine Reihe von Studien gezeigt. Auch der Deutsche Wetterdienst hat festgestellt, dass dies sowohl für Hitzeextreme als auch für Niederschläge gilt.»


Wie ist die Zunahme der Fluten zu erklären?

Rahmstorf: «Das ist physikalisch relativ einfach verständlich: Wir haben 2010 global das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung, gleichauf mit 2005. Und ein wärmeres Klima bringt auch mehr Niederschläge mit sich, weil das Wasser ja größtenteils durch die Verdunstung von den Ozeanen kommt. Wärmere Meere führen eben auch zu stärkeren Niederschlägen. Das Jahr 2010 war ja zugleich das nasseste Jahr - also das mit den größten Niederschlägen weltweit - seit beginn der Aufzeichnungen vor über 100 Jahren.»


Kann man das Hochwasser in Deutschland auf solche Vorgänge urückführen oder ist das eben ganz normales Schmelzwasser?

Rahmstorf: «Man kann das für ein einzelnes Extremereignis nie auseinanderdividieren. Sicher aber ist, dass die Häufigkeit von solchen Extremereignissen deutlich zunimmt. Zudem sind gerade in den letzten zehn Jahren viele vorher noch nie dagewesene neue Extreme aufgetreten, die eine ganz neue Qualität haben.»


Können Sie Beispiele für neuartige Extremereignisse nennen?

Rahmstorf: «Das begann bei uns mit der Elbeflut oder dem Hitzesommer 2003. In beiden Fällen waren letztlich nie vorher dagewesene Wetterrekorde die Ursache. Auch bei der Hitzewelle in Russland sind Julitemperaturen aufgetreten, die alles in den Schatten gestellt haben, was seit Beginn der Aufzeichnungen beobachtet wurde. Die Fluten in Pakistan sind auf neue Niederschlagsrekorde zurückzuführen, die dort eben auch bisher nie verzeichnet wurden. Und das gleiche gilt jetzt für Australien.»


Sind die Fluten von Australien und Brasilien nicht auch auf das Klimaphänomen La Niña zurückzuführen, das ja die Temperatur der Ozeane stark beeinflusst?

Rahmstorf: «Natürlich sind sie vordergründig auf La Niña zurückzuführen. Aber der Wechsel zwischen El Niño und La Niña ist ein zyklisches Phänomen, das alle drei bis sieben Jahre auftritt. Das kann nicht erklären, warum in diesem Jahr Rekorde übertroffen werden, die seit über 100 Jahren nicht passiert sind. Es gibt Experten, die glauben, dass die Schwankungen zwischen El Niño und La Niña heftiger werden. Es gibt derzeit ja einen Extrem-La-Niña. Wir hatten 1998 den stärksten El Niño. Ich glaube aber, dass es noch zu früh ist, um eine Veränderung wirklich robust belegen zu können.» (dpa)
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