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01.03.2009 | 17:03 | Aus ZMP wird AMI 

Agrarmarkt Informations-GmbH aus der Taufe gehoben

Bonn - Die Markt- und Preisberichterstattung für die heimische Land- und Ernährungswirtschaft wird auf neue Füße gestellt.

Agrarmarkt Informations-GmbH
(c) ZMP/proplanta
Am vergangenen Donnerstag wurde die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) aus der Taufe gehoben, die durch Fachverlage und Verbände der Land- und Ernährungswirtschaft getragen werden soll. Der Deutsche Bauernverband (DBV) erklärte nach der Eintragung des Unternehmens ins Handelsregister, AMI werde Daten, Berichte und Analysen rund um die Agrarmärkte für alle Interessierten in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft bis hin zum Handel und für öffentliche Stellen anbieten.

AMI-Geschäftsführer Carl  von  Butler  betonte am Freitag gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE, dass man zwar nicht den Abstand zur Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) suche, aber "wir sind auch nicht die Nachfolge-Organisation der ZMP".

Die in Medienberichten genannte Gesellschafterstruktur - neben dem Deutschen Landwirtschaftsverlag (dlv) und dem Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup unter anderem DBV, Deutscher Raiffeisenverband (DRV), Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK), wurde vom AMI-Geschäftsführer als "Soll" bestätigt. Er verwies auf einen Notartermin, der bis Mitte April stattfinde. Während der dlv bereits offiziell dabei ist, steht die Unterschrift des Landwirtschaftsverlags Münster-Hiltrup noch aus.

Zu den Interessenten gehört laut von Butler auch der Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH. Die AMI GmbH mit einem Stammkapital von 500.200 Euro wird schwerpunktmäßig in Bonn tätig sein; ihr formaler Sitz ist Berlin.

Derweil teilte die ZMP mit, die Gesellschafter hätten die geordnete Liquidation beschlossen. Als Liquidatoren seien der bisherige ZMP-Geschäftsführer Ralf Goessler und der Direktor der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Alfons Schnabel, eingesetzt worden. Über einen Liquidationsplan werde beraten.  

Neutrale Berichterstattung entscheidend

Im Hinblick auf das Tätigkeitsfeld der AMI GmbH, erklärte von Butler, der Kundenstamm des Unternehmens werde nicht identisch mit dem der ZMP sein. So sollten für die Segmente Fleisch beziehungsweise Obst und Gemüse, wo zuletzt relativ viele mittelständische Unternehmen stark gewachsen seien, individuelle Analysen angeboten werden. Hier bestehe also mit der ZMP keine Schnittstelle, sagte von Butler. Völlig neue Produkte seien auch im Bereich Energie, Rohstoffe und Betriebsmittel geplant.

Außerdem werde AMI bei Prognosen im Unterschied zur ZMP über den europäischen Markt hinausgehen und auch den Weltmarkt einbeziehen. Starten wird die Gesellschaft von Butler zufolge mit "einer kleinen Mannschaft", die in ihrer Größe aber so handlungsfähig sein müsse, dass sie über alle Branchen Angebote generieren könne. "Wir beginnen an der unteren kritische Grenze mit 25 bis 30 Mitarbeitern", so der AMI-Geschäftsführer, der bisher beim Bayerischen Bauernverband (BBV) für Recht und Sozialwesen zuständig war. Wenn das "Geschäft brummt", werde man wachsen, so stark wie es sinnvoll sei.

Von Butler versprach, AMI "wird neutral, objektiv und kompetent sein". Wenn sie dies nicht sei, werde erst gar nicht gestartet. Wenn die Gesellschafter Einfluss auf die Arbeit nehmen wollten, werde AMI nicht funktionieren. Dessen seien sich auch die Gesellschafter voll bewusst, betonte der Geschäftsführer. Im Vordergrund der anstehenden Herausforderungen steht laut von Butler, den Datenfluss in die Branchen nicht abreißen zu lassen.  

Uhlenberg begrüßt neue Gesellschaft

Der Bauernverband stellte fest, die AMI GmbH wolle alle Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft, Firmen der vor- und nachgelagerten Bereiche, Verlage und andere Interessierte bestmöglich unterstützen. Die neue Gesellschaft werde in den kommenden Wochen mit allen potentiellen Kundengruppen Gespräche über den jeweiligen branchen-, produkt- beziehungsweise unternehmensspezifischen Informationsbedarf aufnehmen.

Neben der umfassenden, objektiven und neutralen Marktberichterstattung werde die neu gegründete Gesellschaft auch Marktanalysen für einzelne Unternehmen und sonstige Auftraggeber anbieten. Die künftige Struktur von AMI werde damit wesentlich davon abhängen, welche Nachfrage an Marktdaten aus der Branche bestehe beziehungsweise welche Erlöse hier erwartet werden könnten.

Der DBV betonte, durch das schnelle und geschlossene Handeln der Verbände in der Land- und Ernährungswirtschaft sowie durch die Übernahme von unternehmerischer Verantwortung durch die in der Land- und Ernährungswirtschaft verankerten Verlage sei es möglich geworden, eine solche neue Gesellschaft zu gründen.

Er erwarte nun auch eine positive Begleitung durch die Agrarpolitik von Bund und Ländern, unterstrich der Bauernverband. Begrüßt wurde die Gründung von AMI durch Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Eckhard  Uhlenberg. Die Land- und Ernährungswirtschaft sei weiterhin auf eine unabhängige Markt- und Preisberichterstattung angewiesen. "Erfreulich ist, dass die neue Organisation schwerpunktmäßig in Bonn arbeiten soll", sagte der Minister. Dafür habe er sich in einem Schreiben an die Präsidenten des DBV, des DRV und des VLK stark gemacht.  

Absatzförderung so weit es ging gestoppt

Uhlenberg betonte, angesichts der zahlreichen in Bonn angesiedelten Institutionen der Landwirtschaft, wie zum Beispiel dem Bundeslandwirtschaftsministerium, der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und dem DRV, sei der Standort im Hinblick auf die Aufgaben des Unternehmens besonders gut geeignet. Außerdem biete dieser zumindest für einen Teil der hochqualifizierten Mitarbeiter der in Liquidation gehenden ZMP neue berufliche Perspektiven und sichere gleichzeitig die Schlagkraft des neuen Unternehmens von Beginn an.

Sollten auch für die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) Nachfolgeeinrichtungen gegründet werden, müssten diese ebenfalls in Bonn angesiedelt werden, forderte Uhlenberg. Die Liquidation der CMA soll auf der Gesellschafterversammlung an diesem Donnerstag beschlossen werden. Zu den Liquidatoren dürften Geschäftsführer Markus  Kraus  und sein Stellvertreter Friedrich  Wolf  bestimmt werden.

Wie CMA-Sprecher Michael Wanhoff  mitteilte, sind die Kampagnen für die Absatzförderung so weit es ging gestoppt und zurückgefahren. "Was wir stornieren konnten, haben wir storniert", so der Sprecher. Es gebe noch "Restanzeigen in den Bereichen Milch, Fleisch, QS und Butter", wobei die QS- und Butterwerbung auf EU-Programme zurückgehe.

Dem Streichkonzert der CMA ist auch der nagelneue Fernsehspot zur Fleischproduktion zum Opfer gefallen, der auf der Grünen Woche vorgestellt und kurz danach erstmals bei verschiedenen Sendern geschaltet worden war. "Da konnten wir raus", so der CMA-Sprecher zu dem Werbefilm und der einhergehenden Fleischkampagne, die 2009 eigentlich ein Volumen von 5 Mio. Euro haben sollte.  

Bund in der Rechtfertigungspflicht

Abgesagt wurden nach Auskunft von Wanhoff auch sämtliche geplanten Messe-Beteiligungen. Das gelte aber nicht für die vom 3. bis 6. März in Japan stattfindende Foodex, erklärte der CMA-Sprecher. Völlig offen ist nach wie vor allerdings, wie es mit dem Auslandsmarketing weitergeht. Sollte der Bund nicht kurzfristig finanziell eintreten, wird die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft Wanhoff zufolge im weiteren Verlauf dieses Jahres, aber auch 2010 auf allen für sie wichtigen internationalen Messen nicht vertreten sein. Damit drohten erhebliche Marktanteilsverluste im Agrarexport. Auch deshalb sieht sich das Bundeslandwirtschaftsministerium einem wachsenden Druck gegenüber, zumindest Gelder für die zentrale Absatzförderung im Ausland bereitzustellen.

Seitens der Ernährungswirtschaft wird unterdessen immer häufiger die Frage gestellt, warum in Deutschland kein Versuch unternommen werde, staatliche Mittel für das Gemeinschaftsmarketing zur Verfügung zu stellen, während dies in anderen Ländern gang und gäbe sei. In der Rechtfertigungspflicht wird der Bund auch deshalb gesehen, weil das Bundesentwicklungsministerium beispielsweise dem heutigen EU-Mitgliedstaat Ungarn erhebliche Beträge für den Aufbau einer staatlichen zentralen Absatzförderung hat zukommen lassen und aktuell verschiedene Drittstaaten bei der Durchführung entsprechender Maßnahmen unterstützt.  

ZVG bei AMI dabei

Weiterhin von der Notwendigkeit einer gemeinsamen Absatzförderung überzeugt zeigte sich auch der Zentralverband Gartenbau (ZVG). "Es muss zügig eine Neuausrichtung und Konzeptionierung umgesetzt werden. Dabei darf die Politik nicht aus der Verantwortung entlassen werden", fasste ZVG-Präsident Heinz  Herker am Mittwoch das Ergebnis der erweiterten Präsidiumssitzung zusammen. Im Anschluss daran beschloss der ZVG-Vorstand einstimmig, als Gesellschafter in die Agrarmarkt Informations-GmbH einzutreten. Damit solle gewährleistet werden, dass nach dem endgültigen Aus der ZMP wichtige Aufgaben im Bereich der Marktforschung für den Gartenbau auch weiterhin bearbeitet werden könnten, sofern die betroffenen Gruppen und der Staat dafür auch Mittel zur Verfügung stellten, erklärte Herker.

Die Diskussion der Branchenvertreter habe deutlich gemacht, dass zwar nicht alle Maßnahmen der CMA befürwortet worden seien, grundsätzlich aber ein gemeinschaftliches Marketing unverzichtbar sei. Einig sei man sich darüber, dass nur ein neutrales Sprachrohr dafür sorgen könne, dass die positive Botschaft der Gartenbauprodukte in der Öffentlichkeit weiterhin Gehör finde.

Eine erste Umfrage zur Konzeption habe ergeben, dass 75 % die Bewerbung von und Berichterstattung über Blumen, Pflanzen, Baumschulprodukte, Obst und Gemüse als das zentrale Element ansähen. Ernüchternd seien dagegen die Aussagen des Vertreters vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Bernt  Farcke , zu einer möglichen staatlichen Unterstützung der Absatzförderung gewesen. Eine institutionelle Förderung sei laut Farcke nicht möglich; nur Projektförderungen seien denkbar. Dem ZVG zufolge haben derweil einige Fachgruppen und Vermarkter signalisiert, eigene Aktivitäten in eine gemeinschaftliche Absatzförderung einbringen zu wollen. Dazu sei eine zentrale Koordinationsstelle vonnöten. (AgE)
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