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24.02.2009 | 05:11 | Strombranche 

Vattenfall übernimmt Nuon - Wettbewerbshüter kritisiert

Amsterdam/Stockholm/Berlin - Der schwedische Energiekonzern Vattenfall will den zweitgrößten niederländischen Stromerzeuger Nuon für 8,5 Milliarden Euro übernehmen.

Vattenfall
(c) proplanta
Da Nuon in Deutschland ein Wettbewerber von Vattenfall in dessen Schwerpunkt-Gebieten Berlin und Hamburg ist, gab es am Montag scharfe Kritik von Seiten der Wettbewerbshüter und Verbraucherschützer. Vattenfall will bei Nuon zunächst mit 49 Prozent einsteigen und den Konkurrenten innerhalb der kommenden sechs Jahre komplett übernehmen. «Wir benötigen weiter profitables Wachstum. Der Markt in den Benelux-Ländern ist höchst attraktiv und Nuon ein noch fehlendes Juwel für uns», sagte Vattenfall-Konzernchef Lars G. Josefsson in Amsterdam.

Die Übernahme führt auch zu weniger Konkurrenz auf dem deutschen Strommarkt. Vattenfall ist in Deutschland als einer der vier größten Stromversorger in Hamburg, Berlin und Ostdeutschland aktiv, während die deutsche Nuon-Tochter mit den Angeboten «Lekker Strom» und «Wakker Gas» bekanntgeworden ist. Vattenfalls deutscher Konkurrent RWE hatte im Januar die Übernahme von Teilen des größten niederländischen Stromanbieters Essent für 9,3 Milliarden Euro angekündigt.

«Es ist nicht unbedenklich, wenn in den Marktgebieten Berlin und Hamburg einer der wichtigsten Wettbewerber des Platzhirschen Vattenfall wegfällt», sagte der Vorsitzende der deutschen Monopolkommission, Justus Haucap, der Tageszeitung «Die Welt» (Dienstagausgabe). Auch der Energieexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Holger Krawinkel, sieht die Übernahme von Nuon durch Vattenfall kritisch. «Nuon war in Berlin und Hamburg ein Auffangbecken für unzufriedene Vattenfall-Kunden - das ist jetzt natürlich weg», sagte er der «Welt».

Bei Nuon wird im Zuge eines Umbaus der Energiebranche durch die niederländische Regierung die Stromerzeugung von dem Netz getrennt. Deshalb übernimmt Vattenfall Nuons bisherige Netzsparte Alliander nicht mit. Das schwedische Staatsunternehmen will auch mit vorerst nur 49 Prozent der Anteile nach dem Ende des zweiten Quartals die volle operative Kontrolle über Nuons Aktivitäten übernehmen. Auch Nuon ist ein Staatskonzern. Josefsson meinte, sein Unternehmen werde durch den neuen niederländischen Unternehmensteil «ein viel stärkerer Akteur bei Erdgas». Zu bisher 4,7 Millionen Vattenfall-Stromkunden kommen 2,7 Millionen neue durch Nuon hinzu. Die Zahl der Beschäftigten steigt um 10.000 auf 43.000.

Über seine deutsche Tochter will Vattenfall unter anderem die Arbeit am Pilotkraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg zur Entwicklung eines CO2-emissionsfreien Kohlekraftwerkes mit einem ähnlichen Nuon-Projekt im niederländischen Buggenum koordinieren. Man werde durch das Zusammengehen mit Nuon auch zum größten europäischen Anbieter von Offshore-Windkraftanlagen, sagte Josefsson. Nuon- Konzernchef Øystein Løseth meinte: «Gemeinsam verfügen Vattenfall und Nuon über die Größe, die erforderlich ist, um auch in Zukunft für zuverlässige, bezahlbare und saubere Energie zu sorgen.»

Vattenfall hat dem schwedischen Staat als alleinigem Anteilseigner in den letzten Jahr stets hohe Gewinne beschert. 2008 stieg der Betriebsgewinn (EBIT) um 4,6 Prozent auf 29,9 Milliarden Kronen (2,8 Mrd Euro). Das Unternehmen hat sich freiwillig verpflichtet, die eigene Energieerzeugung bis 2050 CO2-neutral zu gestalten. In Deutschland hat Vattenfall durch den anhaltenden Stillstand seiner beiden Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel im letzten Jahr Verluste von 600 Millionen Euro erlitten.

Neben der deutschen Tochter und dem Stammland Schweden ist Vattenfall auch in Finnland, Dänemark, Polen und Großbritannien aktiv. Josefsson sagte über weitere Expansionspläne: «Unser Gebiet ist eigentlich das gesamte EU-Gebiet nördlich der Alpen.» Man wolle sowohl in Großbritannien weiter expandieren und sei auch an Frankreich interessiert. Es werde als Folge der Übernahme von Nuon keine Entlassungen geben. Allerdings stehe man langfristig vor «erheblichen Synergieeffekten». (dpa)
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