Krankenkassen rechnen mit mehr Infekten bei Kindern nach Corona. (c) proplanta
Darauf deute eine repräsentative Auswertung ihrer Patientendaten hin, teilte die Landesvertretung der Krankenkasse in Mainz mit. Denn die Infekte seien in der Pandemie zurückgegangen und würden jetzt nachgeholt. Die Zahl der Scharlachinfekte beispielsweise sei bei Kindern von mehr als 4.500 im Jahr 2019 um etwa 89 Prozent auf weniger als 450 im Jahr 2021 gesunken.
Der Rückgang sei zwar eine gute Nachricht. «Ärzteschaft und Politik haben aber in diesem Jahr auf eine massive Zunahme von Scharlachinfektionen hingewiesen, die wir als intensive Nachholeffekte deuten», sagte die Landesgeschäftsführerin der Barmer, Dunja Kleis. Auch Mundfäule, Ringelröteln und Windpocken seien während Corona viel seltener diagnostiziert worden.
Bei Mundfäule, einer sehr schmerzhaften Entzündung der Mundschleimhäute mit hohem Fieber, hätten sich die Fälle im Vergleichszeitraum auf 571 halbiert. Diese Krankheit, bei der Kinder oft die Nahrungsaufnahme verweigerten, sei immer im dritten Quartal eines Jahres besonders häufig.
Die Krankenkasse AOK stellt auch fest: «Es ist ein Trend des Rückgangs von Kinderkrankheiten in der Corona-Pandemie erkennbar.» Es sei davon auszugehen, dass es - ähnlich wie bei den allgemeinen Infektionskrankheiten bei Erwachsenen - mit den wieder zunehmenden Kontakten einen gewissen Nachholeffekt geben werde.
«Kinder sind die großen Verlierer der Corona-Pandemie und tragen bis heute die Konsequenzen für ihre Gesundheit», sagte Kleis. Sie forderte, bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Pandemie auch zu untersuchen, ob die Verschiebung von Infektionen schwere Verläufe bei Kinderkrankheiten hervorrufe. Es brauche auch wissenschaftlich fundierte Konzepte mit Augenmaß, die bei einer neuen Pandemie als Blaupause dienen könnten.