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16.03.2013 | 13:19 | Antibiotika-Skandal 

Rumänien liefert belastetes Putenfleisch nach Deutschland

Düsseldorf - Nach Deutschland ist mit Medikamenten belastetes Putenfleisch geliefert und verarbeitet worden. Dies bestätigte heute (16. März 2013) das NRW-Verbraucherschutzministerium.

Putenfleisch
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(c) proplanta
Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden Mitte 2012 etwa 19,5 Tonnen tiefgefrorenes Putenfleisch aus Rumänien nach NRW verbracht und weiterverarbeitet, das den zulässigen Grenzwert für Antibiotika teilweise deutlich überschreitet.

In zwei Eigenkontrollproben wurde ein Gehalt von 1832 Mikrogramm je Kilogramm Fleisch (µg/kg) und 2771 µg/kg des Reserve-Antibiotikums Enrofloxacin festgestellt, obwohl eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des rumänischen Exporteurs vorliegt. Gemäß EU-Verordnung Nr. 37/2010 ist die Rückstandshöchstmenge für den pharmakologisch wirksamen Stoff Enrofloxacin von 100 μg/kg in den vorliegenden Proben mehrfach überschritten worden.

Eine akute Gesundheitsgefährdung durch den Verzehr des belasteten Putenfleisches besteht nach derzeitigem Wissensstand nicht. Allerdings besteht der Verdacht, dass durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Tiermast das Entstehen und das Wachstum von multiresistenten Keime begünstigt wird. Die NRW-Landesregierung kritisiert seit langem den massiven Einsatz von Antibiotika in der Tiermast.

Nach derzeitigen Stand der Ermittlungen hat im Juni 2012 eine Handelsfirma aus Münster bei einem rumänischen Lieferanten etwa 19,5 Tonnen Putenbrust roh/tiefgefroren erworben. Diese Ware wurde direkt an einen Weiterverarbeiter im Kreis Warendorf geliefert. In dem Betrieb im Kreis Warendorf wurde die Ware unter anderem zu Großpackungen von 2,5 kg „Putenbrust, gebraten, Tandoori, mariniert, in Streifen“ weiterverarbeitet und in mehrere Bundesländer sowie nach Österreich und Großbritannien ausgeliefert.

Beliefert wurden Caterer, Zwischenhändler und weitere Großhändler. Der Großteil der Belieferung innerhalb Deutschlands (rund 15 Tonnen) erfolgte nach NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Bremen.

Durch zwei Eigenproben eines Kunden und des Verarbeitungsunternehmens selbst Ende Februar und Anfang März wurden die Belastungen festgestellt und den zuständigen Behörden gemeldet. Eine Sperrung der noch vorhandenen Ware beim Unternehmen in Münster erfolgte am 7. März 2013. Beim Weiterverarbeiter im Kreis Warendorf war keine Ausgangsware mehr vorhanden. Ob der rumänische Lieferant noch andere Fleischverarbeiter mit ebenfalls möglicherweise belastetem Putenfleisch in Deutschland beliefert hat, ist derzeit nicht bekannt.

Das Landesumwelt (LANUV) informierte am Dienstag (12. März 2013) die betroffenen Kommunen in NRW, die betroffenen Bundesländer sowie den Bund. Im Zuge einer EU-Schnellwarnung wurden darüber hinaus auch Österreich und Großbritannien über den Sachverhalt informiert. Derzeit werden die Lieferlisten innerhalb Deutschlands ausgewertet. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Ware bereits verzehrt wurde. (PD)
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