Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden Mitte 2012 etwa
19,5 Tonnen tiefgefrorenes Putenfleisch aus Rumänien nach NRW verbracht und
weiterverarbeitet, das den zulässigen Grenzwert für
Antibiotika teilweise
deutlich überschreitet.
In zwei Eigenkontrollproben wurde ein Gehalt von
1832 Mikrogramm je Kilogramm Fleisch (µg/kg) und 2771
µg/kg des Reserve-Antibiotikums Enrofloxacin festgestellt, obwohl eine Unbedenklichkeitsbescheinigung
des rumänischen Exporteurs vorliegt. Gemäß EU-Verordnung Nr. 37/2010 ist die
Rückstandshöchstmenge für den pharmakologisch wirksamen Stoff Enrofloxacin von
100 μg/kg in den vorliegenden Proben mehrfach überschritten worden.
Eine akute Gesundheitsgefährdung durch den Verzehr des
belasteten Putenfleisches besteht nach derzeitigem Wissensstand nicht.
Allerdings besteht der Verdacht, dass durch den massiven Einsatz von
Antibiotika in der Tiermast das Entstehen und das Wachstum von multiresistenten
Keime begünstigt wird. Die NRW-Landesregierung kritisiert seit langem den
massiven Einsatz von Antibiotika in der Tiermast.
Nach derzeitigen Stand der Ermittlungen hat im Juni 2012
eine Handelsfirma aus Münster bei einem rumänischen Lieferanten etwa 19,5
Tonnen Putenbrust roh/tiefgefroren erworben. Diese Ware wurde direkt an einen
Weiterverarbeiter im Kreis Warendorf geliefert. In dem Betrieb im Kreis
Warendorf wurde die Ware unter anderem zu Großpackungen von 2,5 kg „Putenbrust,
gebraten, Tandoori, mariniert, in Streifen“ weiterverarbeitet und in mehrere
Bundesländer sowie nach Österreich und Großbritannien ausgeliefert.
Beliefert wurden Caterer, Zwischenhändler und weitere
Großhändler. Der Großteil der Belieferung innerhalb Deutschlands (rund 15
Tonnen) erfolgte nach NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Bremen.
Durch zwei Eigenproben eines Kunden und des
Verarbeitungsunternehmens selbst Ende Februar und Anfang März wurden die
Belastungen festgestellt und den zuständigen Behörden gemeldet. Eine Sperrung
der noch vorhandenen Ware beim Unternehmen in Münster erfolgte am 7. März 2013.
Beim Weiterverarbeiter im Kreis Warendorf war keine Ausgangsware mehr
vorhanden. Ob der rumänische Lieferant noch andere Fleischverarbeiter mit
ebenfalls möglicherweise belastetem Putenfleisch in Deutschland beliefert hat,
ist derzeit nicht bekannt.
Das Landesumwelt (LANUV) informierte am Dienstag (12.
März 2013) die betroffenen Kommunen in NRW, die betroffenen Bundesländer sowie
den Bund. Im Zuge einer EU-Schnellwarnung wurden darüber hinaus auch Österreich
und Großbritannien über den Sachverhalt informiert. Derzeit werden die
Lieferlisten innerhalb Deutschlands ausgewertet. Es ist davon auszugehen, dass
ein Großteil der Ware bereits verzehrt wurde. (PD)